Immer mehr Unternehmen setzen Lösungen für das Internet of Things (IoT) als Teil einer umfassenden Industrie 4.0-Initiative ein - und sie müssen dafür auf Lösungen unterschiedlicher Technologieanbieter zurückgreifen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Anbieter von Plattformen für das Internet der Dinge, die die nötigen Stack-Elemente zur Verfügung stellen. Den Unternehmen erschwert das die Auswahl des passenden Anbieters, häufig werden IoT-Initiativen so bereits in der Planungsphase ineffizient.
Für die Technologieanbieter heißt das: Auslastungspotentiale, neueste und flexible Technologie sowie eine ansprechende Benutzeroberfläche sind nicht die einzigen Kriterien, um Kunden für IoT-Lösungen zu gewinnen und längerfristig zu halten. Künftig wird es wichtig, auf die richtigen Standards zu setzen, die Lücke zwischen der technischen und der geschäftlichen Sicht auf das Internet der Dinge zu schließen und das Lösungsportfolio so auszurichten, dass es echte geschäftsrelevante Probleme löst. Für die Umsetzung von Industrie 4.0 ist der Einsatz von intelligenten Datensätzen, die über die IoT-Architektur gewonnen werden, ein wichtiger erster Ansatz für die erfolgreiche Entwicklung von digitalen Strategien.
1. Auf die richtigen Standards setzen
Weil der Markt für IoT-Plattformen so komplex ist, arbeiten viele Technologieanbieter und Endkunden bereits in Konsortien oder Arbeitsgruppen zusammen. Das ist auch notwendig - denn wenn große IoT-Lösungsanbieter ihr Produkt- und Service-Portfolio nicht auf geschäftsrelevante und transparente Standards aufbauen, werden sie innerhalb kurzer Zeit nur noch als Anbieter unverbundener IoT-Komponenten dastehen. Zusätzlich zu den technischen Standards werden auch Standards und Referenzmodelle für die Geschäftsprozesse benötigt, damit Unternehmen aus Geräten und IT-Anwendungen eine komplette Wertschöpfungskette aufbauen können.
Die Plattform Industrie 4.0 und ihre Mitglieder arbeiten an Standardisierung auf nationaler und globaler Ebene als eine Grundvoraussetzung für Produkt-und Lösungsintegration von verschiedenen Plattformen und Herstellern. Sowohl Industrie 4.0 als auch industrielles IoT werden heute von allen Wirtschaftszweigen diskutiert, und die Anzahl von Initiativen der Industrieverbände, Konsortien sowie der Pilotprojekte nimmt rasant zu. Durch die Internationalisierung werden Standards sogar noch wichtiger.
Allerdings gibt es zahlreiche IoT-Konsortien, die sich auf unterschiedliche Aspekte und Sichtweisen auf das Internet der Dinge spezialisiert haben. An welchem Konsortium sie sich beteiligen, sollte deshalb für Anbieter von IoT-Plattformen eine strategische Entscheidung sein: Die Anwendungsfälle, Testumgebungen und vor allem auch die Definition des IoT, die vom ausgewählten Konsortium vertreten wird, müssen zum eigenen Produktportfolio passen und die Anforderungen der eigenen Kunden unterstützen.
2. Die Lücke zwischen Technik und Business schließen
Umfassende Architekturen für das Internet der Dinge fußen auf der geschäftlichen Strategie und den Unternehmenszielen - und schließen deshalb neben technischen Standards auch Geschäftsprozesse, organisatorische Fragen und andere geschäftlich relevante Aspekte mit ein. Referenzmodelle wie RAMI 4.0 versuchen diese Dimensionen abzubilden. Noch gibt es allerdings kein ideales Modell, das alle relevanten Anforderungen umfasst.
Um die Lücke zwischen geschäftlichen und technischen Anforderungen zu schließen, sollten strategische Planer mit den Produkt- und Marketingverantwortlichen zusammenarbeiten und das Produkt- und Service-Portfolio mit einer passenden Referenzarchitektur in Einklang bringen.
- IoT-Produkte und -Strategien der Hersteller
Im Zukunftsmarkt des Internet of Things (IoT) bringt sich nahezu jeder große IT-Hersteller in Stellung. Manchmal ist der Marktzugang nachvollziehbar, manchmal werden auch Nebelkerzen geworfen und vorhandene Produkte umdefiniert. Wir geben einen Überblick über die Strategien der wichtigsten Player. - Microsoft
Wie über 200 andere Unternehmen war der Softwarekonzern bis vor kurzem Mitglied in der von Qualcomm initiierten Allianz AllSeen und wechselte kürzlich in die neu formierte Open Connectivity Foundation. Deren Ziel ist die Entwicklung einer einzelnen Spezifikation oder zumindest eines gemeinsamen Sets an Protokollen und Projekten für alle Typen von IoT-Geräten. - Microsoft
Auf Client-Seite fungiert Windows 10 IoT Core als mögliches Betriebssystem für industrielle Geräte. Das Beispiel zeigt ein Roboter-Kit. - Microsoft
Als Cloud-Plattform stellt Microsoft die Azure IoT-Suite bereit. Diese enthält bereits einige vorkonfigurierte Lösungen für gängige Internet-of-Things-Szenarien. Mit dem Zukauf des italienischen IoT-Startups Solair wird das Portfolio erweitert. - Amazon
Das Portfolio erstreckt sich mit AWS Greengrass bis in den Edge-Bereich. So können IoT-Devices auf lokale Ereignisse reagieren, lokal auf die von ihnen erzeugten Daten wirken können, während die Cloud weiterhin für Verwaltung, Analyse und dauerhafte Speicherung verwendet wird. - IBM
Im März 2015 hat Big Blue mitgeteilt, über die nächsten vier Jahre rund drei Milliarden Dollar in den Aufbau einer IoT-Division zu investieren. Sie soll innerhalb des Unternehmensbereichs IBM Analytics angesiedelt sein. IBM will hier neue Produkte und Services entwickeln. Im Zuge dessen wurde auch die "IBM IoT Cloud Open Platform for Industries" angekündigt, auf der Kunden und Partner branchenspezifisch IoT-Lösungen designen und umsetzen können. - Intel
Obwohl sich Intel mit seinen Ein-Prozessor-Computern "Galileo" und "Edison" im Bereich der Endgeräte für das Zeitalter von Wearables und IoT schon gut gerüstet sieht, will das Unternehmen mehr vom Kuchen. "Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group, zur Bekanntgabe der IoT-Strategie vor einem halben Jahr. Deren Kernbestandteil ist demnach ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und übersetzen kann. - Intel
Im Zentrum der IoT-Strategie des Chipherstellers steht eine neue Generation des "Intel IoT Gateway". Auf Basis der IoT Plattform bietet Intel eine Roadmap für integrierte Hard- und Software Lösungen. Sie umfasst unter anderem API-Management, Software-Services, Data Analytics, Cloud-Konnektivität, intelligente Gateways sowie eine Produktlinie skalierbarer Prozessoren mit Intel Architektur. Ein weiterer maßgeblicher Bestandteil der Roadmap ist IT-Sicherheit. - SAP
Bei der SAP IoT-Plattform "HANA Cloud Platform for IoT" handelt es sich um eine IoT-Ausführung der HANA Cloud Platform, die um Software für das Verbinden und Managen von Devices sowie Datenintegration und -analyse erweitert wurde. Die Edition ist integriert mit SAPs bereits vorgestellten IoT-Lösungen "SAP Predictive Maintenance and Service", "SAP Connected Logistics" und "Connected Manufacturing". - Hewlett-Packard
HP hat Ende Februar 2015 seine "HP Internet of Things Platform" präsentiert. Das Unternehmen richtet sich damit an "Communications Service Providers", die in die Lage versetzt werden sollen, "Smart Device Ecosystems" zu schaffen - also in ihren Netzen große Mengen an vernetzten Produkten und Endgeräten zu verwalten und die entstehenden Daten zu analysieren. - PTC
Mit der Übernahme von ThingWorx konnte der amerikanische Softwareanbieter PTC zu Beginn vergangenen Jahres zum Kreis der vielversprechendsten Internet-of-Things-Anbieter aufschließen. Das Unternehmen bietet mit "ThingWorx" eine Plattform für die Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-Anwendungen in Unternehmen an.
3. Geschäftsrelevante Probleme lösen
Für die strategische Planung sollten IoT-Plattformanbieter schließlich beachten, dass viele Unternehmen bereits mit Industrie 4.0-Projekten starten wollen, obwohl sie intern noch nicht wirklich reif genug dafür sind. Zudem sind die aktuellen Plattformen häufig nicht agil und gleichzeitig nicht standardisiert genug.
Ein IoT-Referenzmodell als Basis für das eigene Produktportfolio gibt den strategischen Planern einen umfassenden Blick auf Strategie, Business und IT und hilft so dabei, Anpassungen am Portfolio fundiert zu planen. Gartner empfiehlt, die Plattform so auszurichten, dass sie geschäftlich relevante Probleme der Kunden löst und sich dazu intern eng zwischen Produktverantwortlichen, Marketing und Geschäftsleitung abzustimmen. So können sich IoT-Plattformanbieter an künftige Veränderungen des Marktes anpassen und ihr Portfolio erfolgreich aufstellen. (mb)