Vier Standardanwendungen im direkten Zugriff der Benutzer

Drei-Rechner-Ebenen-Konzept bringt Organisationsvorteile

26.02.1988

Auf dem Weg zur Dezentralisierung der Datenverarbeitung ist die Integration ein ganz wesentlicher Punkt. Das von vielen Unternehmen angestrebte Drei-Rechner-Ebenen-Konzept hat eine Produktionsabteilung der BASF in Ludwigshafen verwirklicht. Dort können die Sachbearbeiter vom PC als Terminal über den Abteilungsrechner auf den Host zugreifen. Dieter Bülow* beschreibt die Konfiguration.

Jeder der 20 PCs ist in Doppelfunktion ständig als Terminal mit dem Abteilungsrechner verbunden. Der Terminalmodus ist über eine Funktionstaste aus den PC-Anwendungen heraus auf den Zentral-Host umschaltbar. Die Standardanwendungen des PC werden nach den Bedürfnissen des Betriebs aufbereitet und damit für die Benutzer vereinfacht. Bürokommunikation über den HP-Deskmanager ist inzwischen ein unentbehrlicher Anwendungsaspekt.

"Vier Standardanwendungspakete werden nach unseren Erfahrungen gebraucht - nicht mehr und nicht weniger. Es sind dies Text, Tabellenkalkulation, Datenbank und Grafik. Basic halten wir auf den PCs zusätzlich in Reserve - benutzen es aber bis jetzt nicht. Auf dem Abteilungsrechner könnte Pascal in späteren Anwendungsstadien für spezifische Lösungen notwendig werden - es läuft aber gegenwärtig auch auf dieser Ebene eine umfassende Produktion allein schon auf der Basis der Datenbenk und der Organisationssoftware ". So lauten Erfahrungen und Erwartungen von Norbert Specht, der die DV-Aktivitäten der Abteilung koordiniert.

Die Anwendungen spielen sich auf drei Ebenen ab: Die Sachbearbeiterebene ist weitgehend identisch mit der PC-Ebene. Dabei handelt es sich um HP Vectras mit 80286-Prozessor, die anfangs nur mit 1,2-MB- und 360KB-Disketten ausgestattet waren, wobei die 1,2-MB-Diskette den Massenspeicher abgeben sollte. Später wurden nur noch PCs mit 20-MB-Festplatte angeschafft. Natürlich will man heute alle Anwendungspakete im Sofortzugriff haben und braucht dafür allein schon sechs bis zehn MB. Alle PCs sind mit Arbeitsplatzdruckern ausgerüstet.

Die Ebene des Abteilungsrechners regelt die Kommunikation der PCs untereinander, führt die Abteilungsdatenbank, stellt die Verbindung zur zentralen DV mit IBM-Rechnern im Rahmen von SNA her und übernimmt die automatische Datensicherung für die PCs. Der Abteilungsrechner ist ein HP 3000 Modell 52. Zwölf PCs sind direkt mit dieser Maschine verbunden, acht über Modem und das werksinterne Telefonnetz, denn einige Arbeitsplätze sind bis zu fünf Kilometer entfernt.

Die dritte Ebene ist die der IBM-Hosts. Derzeit - die Installation ist erst ein Jahr alt - werden Dateien als Print-Files vom Host überspielt

und in die Anwendungssoftware der PCs beziehungsweise des Abteilungsrechners übernommen. Ab Frühjahr soll eine direkte Anbindung über HP Office Connect an das Disoss der IBM-Welt realisiert werden. Die Online-Verbindung zum Host stellen die PC-Anwender mittels drücken einer Funktionstaste in der 3270-Terminalebene her, die beim Durchgang durch die HP 3000 emuliert wird.

Welches sind die Anwendungen auf den Ebenen "Arbeitsplatz-PC" und "Abteilungsrecher"? Der Sachbearbeiter benutzt Lotus 1-2-3 für die Tabellenkakulation, Adimens als relationale Dateiverwaltung, Memomaker für Textbearbeitung und HP Galery für Grafik. Zwischen diesen Bereichen werden Daten, Texte und Grafik ausgetauscht, denn dafür besteht Kompatibilität. Für den Sachbearbeiter ein "unsichtbarer" Hintergrund, aber äußerst wichtig ist die Origanisationssoftware "Reflection " sie sorgt dafür, daß der PC ständig im Hintergrund als Terminal zum Abteilungsrechner aktiv bleibt. Dies ist der Schlüssel zur Bürokommunikation, die vom Abteilungsrechner aufrechterhalten wird. Die Sekretariate benutzen als Textverarbeitung das komplexere HP Word statt des durch besondere Einfachheit gekennzeichnete Memoaker.

Der Abteilungsrechner arbeitet mit dem gleichen relationalen Datenbanksystem wie die PCs, also mit Adimens. Dieses läuft unter völlig gleicher Benutzeroberfläche sowohl unter DOS wie unter dem Betriebssystem MPE der HP 3000. Hier werden abteilungsrelevante Untermengen der Arbeitsplatzdaten bereitgehalten. Außerdem dient sie zum Wiederauffinden der abteilungszentralen Textablage - die eigentliche Textbe- und -verarbeitung wird dezentral ausgeführt.

Der HP Deskmanager ist, wie bereits angedeutet, das wichtigste Organisationswerkzeug auf dem Abteilungsrechner. Es handelt sich bislang im wesentlichen um zwei Anwendungen der Bürokommunikation, die indessen der Abteilung bereits einen großen Organisationvorteil verschafft haben. Diese sind die automatische Einblendung der Nachricht über eingegangene Post in jede laufende Anwendung des betroffenen Arbeitsplatzes und der automatische Terminkalender. Beides soll an einem Beispiel erläutert werden.

Benutzerservice von Anfang an

Die Maske mit den Nachrichten über Eingänge in den elektronischen Briefkasten blendet zum Beisplel eine Lotus-Maske weg. Der Sachbearbeiter kann das, wenn er will, mit einem Tastendruck rückgängig machen, aber: Er weiß auf jeden Fall Bescheid. "Post", das kann auch eine Auskunft vom Abteilungsrechner oder vom Zentral-Host sein, die einige Verarbeitungszeit brauchte. Es könnte zum Beispiel der Belegungsplan für die Terminierung einer geplanten Konferenz sein. Damit sind wir beim zweiten Alltagsdienst des HP Deskmanager.

Die Terminabsprache für Konferenzen mit mehreren Teilnehmern ist immer ein Problem. Dem Termin

planer HP Schedule gibt man die Namen der Teilnehmer an, ferner die benötigten Ressourcen, zum Beispiel . Konferenzzimmer oder "Auto" bei Reisen. Die Termine aller Mitarbeiter sind im System gespeichert; so kann es für einen beliebigen Zeitraum angeben, wann alle Beteiligten frei sind.

Wie steht es mit Einarbeitung und Akzeptanz? Anstelle alle Benutzer sich durch sämtliche Höhen und Tiefen der anstehenden DV-Lösungen hindurchkämpfen zu lassen, wurde ein einziger unter den Sachkundigen mit der Federführung betraut. Aus seiner Kenntnis der Aufgaben der Abteilung heraus arbeitete er sich in die DV ein. Damit war ihm sehr früh klar, welcher Dienst für die Arbeitsplätze der entscheidende war: die Aufbereitung der Standardanwendungspakete in Richtung der konkreten Benutzung.

Die "Autoexec.bat" von DOS bringt den Bildschirm beim Einschalten sofort in die Terminalfunktion zur HP 3000. Von dort führen Makros weiter in die Tabellenkalkulation, die Datenbank, die elektronische Post und so weiter. Innerhalb der Programme sind Tabellen vorbereitet, die nur noch mit Daten gefüllt werden; das Auswählen für den Druck, Druckattribute, das Drucken selbst etc. werden von Makros auf Tastendruck ausgeführt. Filetransfer erfolgt durch Drücken einer Funktionstaste und die Eingabe eines Dateinamens.

Den Benutzern steht interne Hotline-Hilfe für die offiziell eingeführten Programme zur Verfügung. Andere Software auf die Platte zu nehmen, ist nicht verboten, aber dafür gibt es prinzipiell keine Unterstützung. Die Einführung wurde in kurzen Kursen - ein halber, höchstens ein ganzer Tag, oft nur Stunden - schrittweise durchgeführt. Dies erfolgte teils durch die Ausbildungsabteilung der BASF, teils durch ADI und Hewlett-Packard.