Human Brain Project

Drei Konsortien sollen interaktiven Supercomputer entwickeln

01.10.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Das Forschungszentrum Jülich hat drei Firmenkonsortien beauftragt, neuartige Supercomputer-Technologien für das europäische Human Brain Project zu entwickeln.

Damit sollen Supercomputer in Zukunft interaktiv bedienbar werden. Die drei Konsortien hatten früher in diesem Jahr im Rahmen einer sogenannten vorkommerziellen Auftragsvergabe ("Pre-Commercial Procurement", kurz PCP) erfolgreich Angebote eingereicht, wie das FZ Jülich mitteilt. Bis Januar 2015 jeweils ein Lösungskonzept vorlegen sollen demnach Cray, Dell zusammen mit Partec Cluster Competence Center und Extoll sowie IBM Research gemeinsam mit Nvidia.

Experten des Jülich Supercomputing Centre (JSC) koordinieren in dem europäischen Großprojekt mit über 100 Forschungseinrichtungen aus mehr als 20 Ländern den Aufbau der HPC Platform. Ein Superrechner in Jülich soll irgendwann das gesamte menschliche Gehirn auf der Ebene einzelner Nervenzellen simulieren. Innerhalb der kommenden Jahre soll dieses System schrittweise auf eine Rechenleistung im Exascale-Bereich ausgebaut werden (das wäre etwa hundert- bis tausendmal leistungsfähiger als aktuelle Spitzenrechner im Petascale-Bereich).

Neben einer enormen Rechen- und Speicherkapazität müsse der Supercomputer für das Human Brain Project einige besondere Anforderungen erfüllen, die über das typische Anwendungsspektrum von Superrechnern hinausgehen, heißt es weiter. Umfassende und datenintensive Hirnsimulationen sollten künftig nicht nur berechnet, sondern auch visualisiert und durch Experimentatoren interaktiv gesteuert werden. Das wirke sich auf das Design des gesamten Systems aus: Ziel sei es, einen Superrechner zu schaffen, der sich von Hirnforschern wie ein wissenschaftliches Instrument bedienen lasse; Wissenschaftler könnten dann in einer virtuellen Umgebung "in silico" Experimente am menschlichen Gehirn durchführen, die in der Realität unmöglich wären.