Microsoft war 1995 der Senkrechtstarter im SNA-Gateway-Markt.

Drei Hersteller kontrollieren zwei Drittel des SNA-Marktes

23.02.1996

Bereits vor zwei Jahren gaben Anwender weltweit 266 Millionen Dollar fuer die Koppelung von LANs an Host-Umgebungen aus. Laut IDC konnten 133058 Gateway-Loesungen an den Mann gebracht werden. Dominierende Kraefte im Geschaeft waren 1994 Novell, IBM sowie Eicon.

Im zurueckliegenden Jahr verlaengerten sich die Beschaffungszyklen in grossen Unternehmen, wobei IS-Shops zwar weniger, aber performantere Gateways orderten. Ein weiterer Punkt, der die Entwicklung der Absatzzahlen fuer Gateways mit hoher Kapazitaet positiv beeinflusst, ist die wachsende Komplexitaet des Host-Access in Corporate Networks.

Darueber hinaus praegten nach Ansicht der IDC-Auguren vier weitere Faktoren die Entwicklung des Marktes: So stieg mit der Zahl der TCP/IP-Netze die Nachfrage nach IP-faehigen SNA-Gateways. Dies kam vor allem Herstellern wie Apertus, CNT, Novell und Microsoft zugute. Ferner verstaerkte sich der Trend, leistungsstaerkere Host- Access-Produkte im grossen Stil zu installieren. IDC zufolge verbinden die DV-Abteilungen damit vor allem die Hoffnung, durch die zentrale Installation Rationalisierungseffekte zu verwirklichen.

In Sachen LAN-Host-Connectivity kristallisiert sich Token Ring immer mehr als bevorzugte Verbindungsart heraus. Das LAN-Verfahren ist auf dem besten Wege, die traditionellen SDLC-Links abzuloesen. Primaere Methode ist jedoch nach wie vor die Kanalanbindung, um hochkapazitive Gateways an Mainframes anzubinden. In kleinen und mittleren Netzumgebungen sorgt dagegen die AS/400 fuer eine anhaltende Nachfrage nach SNA-Gateways. In diesem Szenario werden die Produkte als Teil der Desktop-Host-Connectivity-Strategie betrachtet.

Allerdings konnten viele kleine Hersteller, denen eine schnelle Reaktionsfaehigkeit auf neue Trends nachgesagt wird, das geaenderte Anforderungsprofil nicht zu ihrem Vorteil nutzen. So setzte sich auch 1995 der Konzentrationsprozess weiter fort.

Mit 63 Prozent Marktanteil haben die drei Grossen - Novell, IBM und Microsoft - den Markt weiter fest im Griff. Attachmate, Eicon und DCL koennen mit einem Marktanteil zwischen 10,4 und 6,5 Prozent noch halbwegs mithalten. Der Rest hingegen, hierzu zaehlen unter anderem Andrew, Apertus, CNT, Data Interface, ICL, IDEA, Micro Integration, Netsoft, Openconnect Tangram, Wall Data etc. teilen sich einen Marktanteil von rund zehn Prozent.

Bei Novell - die Netzwerker erwirtschafteten 1995 fast 31 Prozent des weltweiten SNA-Umsatzes - trug vor allem der zu Jahresanfang erfolgte Launch von "Netware for SAA 2.0" zur positiven Bilanz bei. Das Produkt ist fuer Anwender konzipiert, die ein LAN mit einer moderaten Zahl an SNA-Clients betreiben und besonderen Wert auf eine starke LAN-Integration des SNA-Gateways legen. Keinen messbaren Einfluss auf die Verkaufszahlen zeigte bisher die im September 1995 auf der Networld + Interop in Atlanta angekuendigte Partnerschaft zwischen Novell und IBM in Sachen Netware for SAA. Die beiden Partner erhoffen sich von der Kooperation eine festere Basis im Markt der groesseren Corporate Networks.

Im Rahmen des Abkommens uebernahm Big Blue von Novell auch die Entwicklungsabteilung fuer Netware for SAA. Branchenkenner werten diesen Schachzug als Indiz dafuer, dass IBMs Strategen auch kuenftig eine wichtige Rolle bei der PC-Host-Connectivity auf Server-Ebene zu spielen gedenken. Ansonsten ist der Konzern mit dem "Communications Manager/2" im SNA-Geschaeft gut vertreten.

Vom "AIX SNA Server" verkaufte das Unternehmen hingegen nur eine geringe Anzahl. Die IDC-Marktforscher sehen den Erfolg des Communications Manager als ein Beleg dafuer, dass sich die OS/2- Server-Plattform nach wie vor gut in IBM-Mainframe-Umgebungen verkaufen laesst.

Aufsteiger des Jahres 1995 war Microsoft. Auf niedrigem Niveau gestartet, konnte die Gates-Company im Laufe des Jahres fuer ihren "SNA-Server fuer Windows NT" Zuwachsraten um die 200 Prozent verbuchen. Am Ende reichte dies in der Wertung der IDC-Analysten fuer den dritten Platz mit einem Marktanteil von knapp elf Prozent. Bei Unternehmen mit Mainframes waren vor allem die versprochene Channel-Connectivity sowie die zahlreichen Partnerschaften mit anderen Herstellern kaufentscheidend. Eben sowenig konnten sich die AS/400-Anwender der Faszination des NT-basierten Gateways entziehen.

Insgesamt duerften die Zahlen fuer den SNA-Server fuer Windows NT sogar noch positiver aussehen, beruecksichtigt die IDC-Analyse doch nur den Verkauf des Einzelprodukts und nicht die im Bundle mit Backoffice verkauften SNA-Gateways.

Mit einem Marktanteil von 10,4 Prozent verfehlte Attachmate nur knapp den dritten Platz. Dennoch duerfte das Attachmate-Management mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden sein, da es die ersten Fruechte der DCA-Uebernahme einfahren konnte. Mit beinahe 15000 verkauften Einheiten ist die Company im SNA-Gateway-Markt ein nicht wichtiger Player. Dabei gelang es dem Unternehmen, die aus DCA-Zeiten stammende Beziehung zu Banyan in bare Muenze umzusetzen und weiterhin von dieser Partnerschaft zu profitieren.

Eher schlecht verlief 1995 fuer Eicon das SNA-Gateway-Business. Rangierte die Company 1995 noch auf einem der vorderen Plaetze, reichte es im vergangenen Jahr nur noch fuer den fuenften Rang. Die IDC-Auguren sehen den Einbruch bei Eicon in der Fokussierung des Unternehmens auf den ISDN- und Remote-Access-Markt begruendet. Ebenfalls abgeschlagen auf den Plaetzen landeten Apertis, CNT, DCL und Open Connect. Allerdings erzielten die Hersteller bei geringeren Verkaufszahlen hoehere Umsaetze als die Wettbewerber. Die Erklaerung fuer diesen Umstand ist einfach: Apertus, CNT und Open Connect verkaufen Hardware-Plattformen, die systembedingt eine groessere Anzahl an Usern unterstuetzt. Weiterhin duerften bestehende OEM-Vereinbarungen den Unternehmen vorerst ein sicheres Auskommen bescheren.

Auch fuer die kommenden Jahre faellt die IDC-Prognose in Sachen SNA- Gateways positiv aus. Heuer erwarten die Marktbeobachter einen Anstieg der Verkaufszahlen auf rund 160000 Stueck. Aber auch die Anwender duerften 1996 zu den Gewinnern gehoeren: Die Forscher rechnen mit einem wachsenden Wettbewerbsdruck - zum einen hervorgerufen durch Unix-basierte Gateway-Produkte, zum anderen durch den Siegszug der NT-Plattform - der fuer die User hoehere Funktionalitaeten bei niedrigeren Preisen bringen duerfte.