Wie geht man mit Trends um?

Drei Fragen zu den digitalen Trends 2018

Kommentar  24.01.2018
Von 
Juliane Waack ist Fachredakteurin des Beratungsunternehmens ec4u expert consulting ag und schreibt zusätzlich für den Digitalisierungsblog der cloud world. Sie hat sich auf die Themen Digitalisierung, Customer Journey, Content Marketing und Datenschutz spezialisiert.

2. Gibt es bereits existierende Angebote/Anwendungen des Trends?

Es ist nicht zwingend notwendig, "Early Adopter" zu sein, also einen Trend frühzeitig aufzunehmen. Denn Early Adopter müssen oft ein hohes Budget und ein hohes Risiko auf sich nehmen, für den Fall, dass sich die neue Technologie doch nicht durchsetzt. Oft gelingt das nur, wenn das Unternehmen generell Think Tanks unterstützt und kleinere Piloten für neue Ideen aufsetzt. Im klassischen Unternehmensgefüge haben jedoch derartige Experimente selten Platz.

Solange außerdem nur von einem Trend geredet wird, es aber scheinbar weit und breit kaum existierende Anwendungsmöglichkeiten gibt, sei Vorsicht geboten.

Ein Grund, warum ich dem Internet der Dinge insbesondere im deutschen Raum noch ein wenig Zeit geben würde, bis es im B2C-Bereich den Massenmarkt erreicht, ist die Tatsache, dass unter anderem der Breitbandausbau hierzulande vielen anderen Ländern weit hinterherhinkt und daher Wlan-gesteuerte Gerätschaften eher zum Frust als zur aufregenden Innovation verkommen lässt.

So wurden Themen wie das Internet der Dinge und auch virtuelle Realität im letzten Jahr als riesiger Trend für das Marketing prophezeit, obwohl es kaum bis gar keine nennenswerten und vor allem erfolgreiche Beispiele aus der Praxis dazu gibt. Die Euphorie über die Möglichkeiten einer neuen Technologie in allen Ehren, aber für die praktische Umsetzung im Unternehmensalltag reicht das einfach nicht (wenn man nicht gerade Amazon, Apple oder IBM ist).

3. Wie einfach lässt sich der Trend auf einzelne Bereiche übertragen?

Wenn es um den Einsatz von künstlicher Intelligenz geht, so empfiehlt Gartner, solle man bloß nicht versuchen, sein ganzes Unternehmen damit auszustatten. Vielmehr soll man (wenn) daran arbeiten, eine konkrete, praktische Sache sehr gut umzusetzen (beispielsweise, indem man einem Programm eine Sprache beibringt oder einen Chatbot für den Kundenservice entwickelt).

Um diesen Punkt zu unterstreichen, möchte ich gerne auf die Cloud in Deutschland zurückkommen. Die Akzeptanz ist auch deshalb in den letzten Jahren gestiegen, weil die Anwendungen viel konkreter für Unternehmen wurden. Statt das gesamte Unternehmen in die Cloud zu bringen (selbst für ein großes Team von IT-Experten ein ambitioniertes Unterfangen) gibt es mittlerweile Anwendungen, die sich gezielt auf einzelne Prozesse, Unternehmensbereiche und Schmerzpunkte konzentrieren und sogar branchenspezifisch ausgerichtet sind.

Je spezifischer sich eine neue Technologie anwenden lässt, desto einfacher ist es auch, ihren Mehrwert zu ermitteln und sie zu implementieren. So schön es klingt, wenn eine Technologie "alles" besser macht, so unrealistisch ist es häufig, das auch in der Praxis zu bewältigen.

Und was mache ich aus den Trends, die diese Fragen nicht "bestehen"?

Ignorieren sollten Sie Themen, die sich nicht unmittelbar für Ihre Unternehmenspläne verwerten lassen, natürlich nicht. Es gibt immer ungeahnte Entwicklungen und auch einfach Themen, die ein wenig Inkubationszeit benötigen, um sich dann in voller Blüte zu entfalten. Daher empfehle ich, gerade die Themen, die scheinbar nicht nach einem halben Jahr völlig verschwunden sind, im Auge zu behalten. Denn immerhin ist auch aus der Cloud eine Technologie geworden, die anfangs viele Hürden bewältigen musste und mittlerweile nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken ist.