Für Dresdner-Tochter sind 30 000 Installationen pro Stunde kein Problem

Dregis hat keine Angst vor großen Netzen

12.10.2001
Ob es um die Installation neuer Softwareprogramme oder nur um die Änderung eines Textbausteins geht - in der Dresdner Bank Gruppe erfolgt das Update längst nicht mehr vor Ort, sondern zentral gesteuert. Das spart Zeit und Geld. Von Katja Fischer*

Der Umzug von Berlin nach Frankfurt kam völlig überraschend. Innerhalb von nur einer Woche sollte der Kundenberater der Dresdner Bank an seinem Frankfurter Arbeitsplatz präsent sein. Als er seinen Computer und den Laptop dort anschaltete, war die gesamte Software auf das neue Arbeitsumfeld eingestellt. Statt der Berliner Daten hatte er die Frankfurter Informationen parat.

"So etwas geht bei uns im Handumdrehen", erläutert Klaus-Dieter Hahn, Leiter der Softwareverteilung und Paketierung bei der Dresdner Global IT-Services Gesellschaft mbH (Dregis) in Frankfurt am Main. Als hundertprozentige Tochter der Dresdner Bank betreibt Dregis seit Mitte vergangenen Jahres das globale Netz der Finanzgruppe mit fast 65000 Server- und Desktop-Komponenten, 2900 Geldautomaten und Kontoauszugsdruckern sowie vier logischen Rechenzentren in zwei physischen Umgebungen. Der konzerneigene Dienstleister beschäftigte im vergangenen Geschäftsjahr rund 660 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 388,7 Millionen Euro.

Laut Hahn ist Dregis in der Lage, in einer Stunde auf 30000 Systemen gleichzeitig eine neue komplexe Software einzurichten oder eine Softwarekorrektur zu verteilen und zu installieren. "Am 31. Dezember 1999, dem Tag, an dem der Kurs des Euro bekannt gegeben wurde, haben wir ihn auf alle Systeme der Bank überspielt, vom größten Rechenzentrum bis zum kleinsten Notebook", erinnert sich der Abteilungsleiter. Dafür seien nur sechs Stunden notwendig gewesen, davon fünf für Sicherheitstests und nur eine für die Übertragung auf die bankeigenen Systeme.

Die Abteilung Softwareverteilung und Paketierung beschäftigt insgesamt 19 Mitarbeiter, vier in der Paketierung und 15 in der Softwareversorgung. Zu ihrem Alltag gehört es, die Mitarbeiter des Finanzdienstleisters mit einer neuen Bankanwendung, dem aktuellen "Internet Explorer", dem neuesten Office-Programm oder einem veränderten Textbaustein für den Serienbrief zu versorgen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der jeweilige Angestellte an der Kasse, in der Kreditabteilung oder im Wertpapierhandel arbeitet.

"Wir fragen über Bildschirmdialoge kurz an, ob der Zeitpunkt passt oder ob der Computer vielleicht gerade für ein Kundengespräch benötigt wird", berichtet Hahn, "und dann geht´s los." Der Nutzer muss zu diesem Vorgang nichts beitragen. Ist er gerade nicht online, bleibt die Software so lange in der Warteschlange, bis der Computer wieder eingeschaltet wird.

Unvorstellbar, wie viel Zeit und Geld es kosten würde, Software für IT-Umgebungen mit mehreren tausend Systemen auf herkömmliche Weise einzurichten. Die Führung durch das Installationsprogramm kann schon für einen einzigen Computer bis zu einer halben Stunde dauern. "Unsere Lösung lohnt sich ab 500 Systeme", hat Hahn ausgerechnet.

Offen, sicher und skalierbar

Die Dresdner Bank beschäftigt sich schon seit 1994 mit der automatischen Softwareverteilung. Bei der Auswahl eines geeigneten Produkts wurden sowohl die integrierten Systeme der Branchengrößen IBM, Sun, HP und Siemens betrachtet als auch Punktlösungen, die sich schnell implementieren ließen.

"Da 1994 noch nicht klar war, welche Betriebssysteme wir in Zukunft betreuen würden, brauchten wir ein Multi-Betriebssystem-fähiges System, sicher und skalierbar, mit offenen Schnittstellen", erläutert Hahn weiter. Diese Anforderungen habe damals nur ein Produkt erfüllt: das "Automated Software Distribution and Inventory Management System" (Asdis), das ursprünglich von BB-Data, der IT-Tochter der Berliner Bank, entwickelt wurde und heute von der Asdis Software AG, Berlin, vermarktet wird. Die großen Anbieter hätten zu diesem Zeitpunkt nur Lösungen für ihre eigenen Systeme im Angebot gehabt.

Zwei Aufträge pro System und Tag

Darüber hinaus sei Asdis in der Lage, die hochsicheren Protokolle einzubinden, mit denen die Banken den fremden Zugriff auf ihre Systeme verhindern, beteuert Thomas Wolf, Vorstandssprecher des Berliner Softwarehauses. Unter der Bezeichnung "Automated Configuration Management", kurz ACM, bietet Asdis heute auch eine Komponente an, die es ermöglicht, Softwareprofile für bestimmte Arbeitsplatzarten zu erstellen, um die Installationszeiten weiter zu verkürzen. "Das könnte auch für uns interessant werden", urteilt Hahn. Derzeit verwendet Dregis allerdings noch das selbst entwickelte Konfigurations-Management-System "Globus".

Aufgrund der positiven Erfahrungen nutzt Dregis das Produkt nun schon seit sieben Jahren - derzeit im Release 3.3. Die nächste Bewährungsprobe steht zum Jahresende an, wenn alle Konten auf die europäische Einheitswährung umgestellt werden müssen. Derzeit versorgt der konzerneigene Dienstleister mit Asdis rund 36000 Systeme. Im vergangenen Jahr wickelte Hahn mit seiner Crew mehr als 15,5 Millionen Aufträge ab, durchschnittlich zwei pro System und Arbeitstag.

*Katja Fischer ist freie Journalistin in Berlin.