Liquidation erwogen

Dr. Wagner verhaftet

21.02.1975

BERLIN - Dr. Günther Wagner und die beiden Geschäftsführer der Wagner-Computer-Gruppe, Gerhard Marholm und Hans J. Kölm, wurden am 12. Februar verhaftet. Der Haftbefehl gegen die Verantwortlichen der Gesellschaft - handelsrechtlich eingetragen als Kamerun-Eisenbahn-Gesellschaft Auslandsgeschäfte und Unternehmensbeteiligungen Wagner-Computer Berlin - wurde mit dem Verdacht auf Mißbrauch des Berlin-Förderungs-Gesetzes und der Steuerhinterziehung begründet.

Wagner hat angeblich seit 1971 100 Millionen Mark investiert und beim Berliner Senator für Finanzen eine Investitionszulage in Höhe von 35 Millionen Mark nach dem Beriln-Förderungsgesetz beantragt (vgl. CW Nr. 3 vom 17. 1.1975). Gegen die "klassische" Abschreibungsgesellschaft in Berlin war bereits im Februar 1974 ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft eingeleitet worden.

Im Januar dieses Jahres hatte Dr. Wagner 80 Mitarbeiter entlassen (vergleiche CW Nr. 5) mit der Begründung, daß ausstehende Investitionszulagen aus dem Berlin-Hilfe-Gesetz in Höhe von rund 28 Millionen Mark vom Berliner Senator für Finanzen noch nicht ausbezahlt worden seien.

Nur Scheingeschäfte?

Die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft, Kriminalpolizei und Steuerbehörde wollen aber gerade den Erweis erbringen, daß Investitionszulagen von der Wagner-Gruppe zu Unrecht beantragt wurden, weil die Firma in Wahrheit nur Scheingeschäfte durchgeführt habe. Die Staatsanwaltschaft will Beweise dafür haben, daß innerhalb der Wagner-Grunpe die Lieferung von Computern und Teilen als Investition anqemeldet, effektiv aber gar nicht ausgeführt wurden. Es soll sich dabei um eine Summe von 45 Millionen Mark handeln.

Liquidation erwogen

Wie aus gut unterrichteten Kreisen in Berlin verlautet, erwägt Dr. Wagner die Liquidation der Gruppe für den Fall, daß er länger in Haft bleibe.

Leidtragende der jüngsten Entwicklung sind in jedem Fall die rund 2000 Kommanditisten, in der Hauptsache Ärzte, Zahnärzte, Steuerberater und Apotheker, sowie die verbliebene Wagner-Belegschaft

von 30 Mitarbeitern. de