Bisher auch ohne Börsengang erfolgreich

Dr. Materna: Vom Systemhaus zum Spezialisten für Mobile Solutions

19.05.2000
MÜNCHEN (CW) - Das Softwareunternehmen Materna GmbH Information & Communications begeht in diesem Jahr sein 20. Jubiläum. Grund zu feiern gibt es genug, denn der Umsatz der Dortmunder kletterte im letzten Fiskaljahr um 70 Prozent auf 252 Millionen Mark. Vorangetrieben wurde das Geschäft vor allem durch das Angebot mobiler Lösungen sowie den Ausbau der internationalen Tätigkeit.

Dass Wachstum auch ohne einen Gang an die Börse möglich ist, beweist der Jubilar allemal. Zwar gaben die Firmengründer und Geschäftsführer Winfried Materna und Helmut an de Meulen keine konkreten Gewinnzahlen bekannt, doch das Ergebnis sei "sogar tiefschwarz", beteuerten sie. Natürlich denke man "intensiv" über den Börsengang nach, so Materna auf der Pressekonferenz in München, doch in diesem Jahr werde es definitiv nicht dazu kommen. Ähnlich hatten die Firmenchefs bereits im vergangenen Jahr argumentiert. "Wir können unser Wachstum selbst finanzieren", begründet die Geschäftsführung ihre Gelassenheit, gebremst werde die Expansion eher durch fehlende IT-Fachkräfte.

Ungebremst ist hingegen das Engagement, das Materna vor allem im Bereich Wireless-Application-Protocol-(WAP-) und Short-Message-Service-(SMS-)Dienste und künftig auch bei GPRS (General Packet Radio Service) und UMTS (Universal Mobile Telecommunications Systems) an den Tag legt. Mit der eigens dafür aufgebauten Marke "Any Way" glänzte man eigenen Angaben zufolge auch außerhalb Deutschlands. Bislang sind die Westfalen in Österreich, Irland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Hongkong vertreten. Hierzulande setzen unter anderem Mannesmann Mobilfunk, Viag Interkom und E-Plus die Lösungen der Dortmunder ein. Ein Blick auf die Umsatzentwicklung gibt der Ausrichtung auf mobile Dienste recht: 1998 lag der Anteil der Mobile-Connectivity-Lösungen noch bei zehn Prozent, ein Jahr darauf stieg er mit 45 Prozent auf beinahe die Hälfte des gesamten Gruppenumsatzes.

Neue Internet-Strategieheißt jetzt E3Einziger Nachteil von WAP sei der viel zu hohe Preis. Hier setzt an de Meulen auf die Übertragungstechnik GPRS, die noch in diesem Jahr eingeführt werden soll. Sie wird neben größerer Bandbreite auch einen Wechsel in der Tarifierung von Zeit- auf Volumengröße bringen und damit die Kosten für den Datentransfer spürbar verringern.

Ab dem dritten Quartal dieses Jahres plant Materna außerdem, einen maschinellen Übersetzungsdienst über seine Mobilfunkpartner anzubieten. Die Texte werden per SMS eingegeben, übersetzt und an den Auftraggeber zurückgesandt. Auch befinde man sich derzeit in "weit fortgeschrittenen Verhandlungen" mit einem nicht näher benannten Partner, um Sicherheitslösungen für mobiles E-Payment zu entwickeln. Denn, so an de Meulen, "das am stärksten nachgefragte Thema im M-Commerce ist Mobile Banking".

Neben den Lösungen für mobile Endgeräte geht die Strategie von Materna auch in Richtung Internet. Unter dem Namen "E3" wird das Angebot für digitales Business gebündelt. Dazu gehört erstens die Integration von E-Business-Anwendungen in die IT-Umgebung des Kunden, zweitens Customer-Relationship-Management-Lösungen mit den Komponenten Marketing, Vertrieb und Service und drittens die Betreuung der IT-Infrastruktur. Dabei greift Materna unter anderem auf Partner wie BMC Software, Siemens und Cabletron zurück.