Projekt der Bank of America verlief erfolgreich

Downsizing für US-Bank annehmbarer Kompromiß

18.09.1992

SAN FRANZISKO (IDG) - Ein gigantisches Downsizing-Projekt hat die zweitgrößte US-Bank, die Bank of America, weitgehend abgeschlossen. Dabei wurde eine Reihe von Host-Anwendungen auf lokale PC-Netzwerke heruntergeladen. Die Programme laufen inzwischen nahezu reibungslos in den Bankniederlassungen von insgesamt elf US-Staaten.

In drei Rechenzentren der Bank of America kommen auch heute noch mehrere Dutzend IBM- und Tandem-Großrechner mit einer Verarbeitungskapazität von insgesamt 2000 MIPS zum Einsatz. Nach Angaben von Bankangestellten wird hier rund zehn Prozent des gesamten amerikanischen Scheckaufkommens verarbeitet. Um den Anwendern ein schnelles und leichteres Handling von Daten und Software zu ermöglichen, entschied sich das Unternehmen aber schon vor sechs Jahren dazu, wichtige Host-Anwendungen auf PC-Netzwerke zu portieren.

Wegen logistischer Probleme mußte das Projekt 1986 gleich zu Beginn, nachdem Hunderte von Bankniederlassungen mit PCs eingedeckt worden waren, erst einmal für sechs Monate auf Eis geIegt werden. Hinzu kamen technische Probleme, denn in den Filialen war das Stromnetz wegen der vielen neuen PCs völlig überlastet. Netzteile im Wert von insgesamt einer halben Million Dollar sorgten hier für Abhilfe.

Wie Mark Bowler, Systemdirektor der zur Bank gehörigen Advanced Technology Group in einem Downsizing-Seminar referierte, konnte sein Unternehmen diese Verzögerungen nutzen.

Immerhin mußten neue Wege gefunden werden, um Tausende von PC-LAN-Anwendern zu unterstützen und Software auf mehrere hundert entfernte Niederlassungen zu verteilen. Besondere IBM-Netview-Warnungen wurden geschrieben, um die Betreuer der PC-Anwender auf Fehler im PC-Bereich - zum Beispiel auf Festplatten-Probleme - hinweisen. zu können.

Heute sind bei der Bank 1000 Token-Ring-Netzwerke - installiert. Allein in den 900 kalifornischen Niederlassungen wurden rund 250 Millionen Dollar in PC-Technologie investiert. Diese Rechner arbeiten heute zum großen Teil mit der Windows-Oberfläche von Microsoft. Geplant war zu Beginn des Projektes, auf breiter Ebene OS/2 von IBM einzusetzen, aber das Betriebssystem erwies sich für die hohen Anforderungen der Bank als zu instabil.

Großrechner sind nicht mehr unumstritten

Eine Vielzahl weiterer Mikrorechner muß die Bank of America seit diesem Jahr verwalten. Das Unternehmen hat sich mit der Security Pacific Bank zusammengeschlossen und damit sein DV-Netz weiter ausgedehnt. Allein in ihrer Niederlassung in Seattle hat Security Pacific 1000 Macintosh-Rechner von Apple installiert.

Die installierten Großrechner sind bei der Bank of America heute nicht mehr unumstritten. Bis 1995, so die Planung, soll getestet werden, ob sich die IBM-Mainframes durch Unix-Maschinen mit Parallelprozessor-Technik ersetzen lassen.

Die Verantwortlichen der US-Bank ziehen, nachdem das Downsizing-Projekt weitgehend abgeschlossen wurde, eine positive Bilanz: "Das Budget ist das gleiche geblieben, aber die Arbeit, die das DV-Personal verrichtet, hat sich verändert, berichtet Bowler. Den Endanwendern werde viel größere Aufmerksamkeit geschenkt. Schließlich müsse ihnen beigebracht werden, wie mit den PC-LAN-Anwendungen umzugehen sei.