Doppelt hält besser

21.04.2009
Mit der von uns getesteten Arkeia-Appliance "EdgeFort" lässt sich eine ausgeklügelte, netzweite Backup-Infrastruktur aufbauen.

Der Report zur Quartalsbilanz muss morgen fertig sein, die Präsentation für den wichtigen Neukunden hat heute zu stehen – doch die Daten sind weg, weil das Notebook hinuntergefallen ist oder die Festplatte ihren Dienst quittiert hat. Eigentlich sollte das alles kein Problem sein, denn wichtige Arbeitsdaten sind ja auf den zentralen Servern zu speichern. So weit die Theorie, in der Praxis werden viele Dateien von den Anwendern eben doch nur lokal vorgehalten, ohne Backup oder andere Sicherheitsmaßnahmen. Und genau hier setzt die kalifornische Arkeia Software an. Das Unternehmen verspricht schlicht, die Daten von so ziemlich jedem Gerät im Netz, egal ob Client, Mail-Server oder Datenbank, zu sichern. Nach eigenen Angaben unterstützt das Unternehmen über 130 Plattformen. Beim Aufbau einer entsprechen-den Backup-Lösung hat der Anwender drei Optionen: Entweder er entscheidet sich für eine traditionelle Softwarelösung oder eine virtuelle Backup-Appliance für VMware oder eine physische Appliance als eigenständiges Gerät.

Wir haben uns zu Letzterem entschlossen und zum Test die "EdgeFort 100" ausgewählt. Dieses Modell kann im Gegensatz zu den größeren Versionen noch außerhalb eines Racks alleine betrieben werden. In der getesteten Ausführung war die EdgeFort mit einem 500 GB großen Raid-1- sowie einem LTO2-Bandlaufwerk ausgestattet.

Die Inbetriebnahme des Geräts ist denkbar einfach. Der Anwender muss auf der Rückseite lediglich den Gigabit-Ethernet-Port an das eigene LAN und das Stromkabelanschließen. Die Konfiguration der Linux-basierenden Appliance folgt dann per Web-Browser.

IP-Adresse suchen

Um die Appliance im Netz zu finden, sie erhält beim ersten Mal ihre IP-Adresse per DHCP, griffen wir zu dem kostenlosen "Network Scanner" der australischen Softperfect. Das kleine Tool hilft effizient bei der Suche nach Netz-Devices, deren IP-Adresse noch nicht bekannt ist.

Technische Daten

Gerät: Netzwerk-Backup-Appliance EdgeFort 100.

Hersteller: Arkeia Software.

Betriebssystem: EdgeFort OS.

Empfohlener Einsatz: zehn zu schützende Maschinen.

Server-Lizenzen: drei.

Desktop-Lizenzen: unbegrenzt.

Backup-Agents: über 130 unterstützte Plattformen, darunter Exchange, SQL Server, MySQL, Open-Xchange, Lotus, Oracle, PostgreSQL, DB2, LDAP und NDMP.

Netz-Interface: Gigabit Ethernet.

Festplatten: 250 beziehungsweise 500 GB als Raid 1.

Bandlaufwerk: optional DAT 72 oder LTO-2.

Gehäuseform: Desktop-Format (Rack-fähig).

Preis: rund 6300 Euro in der Testausstattung.

Beim ersten Einloggen präsentiert sich die Administrationsoberfläche der EdgeFort angenehm übersichtlich. Links befindet sich eine Spalte mit den einzelnen Menüpunkten, in der Mitte folgt die jeweilige Eingabemaske, und rechts lässt sich die Online-Hilfe zu gerade geöffneten Menüs aufrufen. Im Alltag hinterließ diese kontextsensitive Hilfe einen durchwachsenen Eindruck – teilweise half sie prompt und einfach weiter, während sie an anderer Stelle dann mit gar keinen Informationen enttäuschte. Positiv machte sich dagegen bemerkbar, dass Arkeia in der Menüspalte gleich an zweiter Stelle den Unterpunkt "Online-Resources" hinterlegt hat. Damit waren beim Arbeiten das Wiki zur EdgeFort, Foren oder Upgrade-Seiten immer nur einen Mausklick entfernt. Dank der logischen Anordnung benötigt der User nur wenig Einarbeitungszeit, um sich in der Oberfläche zurechtzufinden. Auch die Anpassung des Geräts an die eigene Netzumgebung verlief unspektakulär, denn es waren lediglich wie heute meist üblich IP-Adresse, DNS, Gateway, NTP-Server etc. einzutragen. Sehr gut gefiel uns bei der Konfiguration, dass Arkeia diese Einstellungen selbst für den Administrator noch einmal mit einem zusätzlichen Passwort sicherte. Insgesamt folgt Arkeia einem mehrstufigen Rechtekonzept, um dem Anwender nur ausgewählte Features zur Verfügung zu stellen. Auf der niedrigsten Stufe kann ein Benutzer lediglich seine Dateien wiederherstellen.

Nach der Grundkonfiguration sollte einem ersten Backup eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Doch halt, hier hatte der Tester die Rechnung ohne Arkeia gemacht. Das Konzept der Backup-Lösung basiert nämlich darauf, dass auf den Clients, egal ob Server oder Desktop, so genannte Backup-Agenten installiert sind. Gilt es Datenbanken oder Applikationen zu sichern, dann sind entsprechende Database- beziehungsweise Application-Agents erforderlich.

Ansprache über NDMP

Für NAS-Systeme wartet die EdgeFort noch mit einer Besonderheit auf: Diese werden ohne Agent direkt über das Network Data Management Protocol (NDMP) angesprochen. Über die Agents kommuniziert letztlich die Backup-Appliance mit dem jeweiligen Zielsystem, sie sind also unabdingbar, um über das Netz auf die Rechner zugreifen zu können. Angesichts dieser zentralen Bedeutung der Agents ist es für uns nicht nachvollziehbar, warum der User sie sich noch mühsam aus dem Internet herunterladen muss. Arkeia hätte sie auch auf der Appliance vorinstallieren können.

Vorteile und Nachteile

(+) Übersichtliche Web-Oberfläche mit integrierter Hilfe;

(+) Backup-Agents laufen auf den Clients ohne Interaktion der User;

(+) über 130 unterstützte Plattformen;

(+) Kombination von Band- und Festplatten-Backup;

(+) netzweiter Aufbau von Backup-Strukturen möglich;

(+) Fernadministration und Steuerung.

(-) Online-Hilfe fehlt teilweise;

(-) Einarbeitungszeit für das Konzept aus Save- und Drivepacks;

(-) Zusammenspiel zwischen Agent und Rechner-Firewall teilweise kritisch (etwa unter Vista);

(-) Backup-Agents müssen erst aus dem Web geladen werden;

(-) Konfiguration eigener Backup-Jobs für nicht IT-affine Benutzer zu schwierig.

Sind die Agenten installiert, empfiehlt es sich, mit Hilfe des "Network Navigator" zu überprüfen, ob die Appliance wirklich Zugriff auf die Rechner im Netz hat. Ist das der Fall, kann der Administrator aus der Ferne die Gerätedaten sowie die Verzeichnisstruktur abrufen. Während das im Test mit XP-Rechnern relativ einfach gelang, zeigten sich die Vista-Rechner bockiger. Hier mussten von Hand die Ports der Firewalls geöffnet werden. An dieser Stelle wäre etwa eine ausführlichere Hilfestellung wünschenswert.

Savepacks und Drivepacks

Ist diese Hürde gemeistert, kann der Anwender daran gehen, die ersten Backup-Jobs zu erstellen. Eine Aufgabe, die nicht so trivial ist, denn Arkeia folgt hier seiner eigenen, auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbaren Logik. Der Anwender muss "Savepacks" und "Drivepacks" definieren. Vereinfacht ausgedrückt werden in den Savepacks die zu sichernden Dateien sowie die Sicherungsart (vollständig, inkrementell, komprimiert) und so weiter festgelegt. Das Drivepack spezifiziert dagegen den Speicherort (Festplatte, Band, Speicherpool, Backup-Server). Anfangs erscheint das Konzept nur umständlich. Verdeutlicht man sich aber die Logik dahinter, dann spart es Zeit. So können nämlich die Savepacks recycelt und auch für andere Backup-Aufgaben als den ursprünglichen Job genutzt werden. Zudem lässt sich die Gültigkeit eines Savepacks definieren, so dass parallel mehrere Jobs für einen Client existieren können.

Dank des modularen Aufbaus kann ein Savepack auch für mehrere Speicherorte verwendet werden, ohne dass der Administrator alle Daten neu eingeben muss, etwa indem das Savepack tagsüber auf der schnelleren Festplatte, nachts aber auf dem langsameren Bandlaufwerk gespeichert wird. Auch eine Replizierung zwischen Drivepacks ist möglich, beispielsweise um die tagsüber gewonnenen Backups nachts auf einem Band zu archivieren. Ebenso ist auf diese Weise eine Vernetzung mehrerer Appliances realisierbar. Ein Szenario hierfür könnte eine Appliance in einer Zweigstelle sein, die tagsüber die Daten der dortigen Rechner sichert. Nachts wird die Appliance selbst zum Backup-Client, und ihre Daten werden auf dem zentralen Sicherungs-Server in der Zentrale gespeichert. Auf diese Weise lassen sich komplexe Backup-Strukturen aufbauen, die gleichzeitig aufgrund der Vielzahl an unterstützten Plattformen (Rechner, Datenbanken, Mail-Server etc.) eine automatische Sicherung der unternehmenswichtigen Daten erlauben.

Fazit

Wer eine Lösung sucht, um Backups für seine fast gesamte IT-Infrastruktur – inklusive PCs, Datenbanken, Server, Mail-Systeme – zu betreiben, der sollte sich Arkeia näher anschauen. Zumal die Lösung durch die Vernetzung der Backup-Appliances untereinander mit der IT-Landschaft mitwachsen kann.