Verisign will kostenpflichtige Wartelisten einführen

Doppelt abkassieren für .com-Domains

01.02.2002
MÜNCHEN (CW) - Nach heftigen Protesten von Mitbewerbern will der Domain-Riese Verisign seinen angekündigten Wartelistenservice für .com-Domains modifizieren. Frei gewordene Domains sollen künftig gerechter vergeben werden.

Mit dem Vorschlag für einen Waiting List Service (WLS) wollte Verisign, das Betreiberunternehmen der .com- und .net-Top-Level-Domain (TLD), die Wiedervergabe von frei gewordenen Domains neu regeln. Bisher wurden aufgelassene Domains einfach aus der Datenbank der Registry gestrichen. Diese Praxis hatte zur Folge, dass viele Registrare und Privatpersonen auf der Suche nach interessanten .com-Domains die Registry in Domain-Grabber-Manier mit Anfragen bombardierten. Solche zumeist Script-gesteuerten Aktionen sind in ihrer Wirkung mit Denial-of-Service-Attacken vergleichbar. Die Chancen für normale und legitimierte Interessenten, einen frei werdenden Namen zu bekommen, tendieren gegen null.

Ein zweiter Domain-MarktWLS sieht hingegen vor, dass es für registrierte Namen neben der Liste der Domain-Inhaber auch ein Verzeichnis mit jeweils einem Nachfolger geben soll. Sobald eine Domain aufgegeben wird, kommt automatisch der eingetragene Nachfolger zum Zug.

Heftige Kritik an diesem System haben allerdings einige Registrare geäußert. Zum einen seien die Großhandelspreise mit 40 Dollar Jahresgebühr viel zu hoch. Vor allem auf dem deutschen Markt erscheinen diese Beträge angesichts der hier üblichen Dumping-Preise für Domains als völlig überzogen. Auch das Domain-Grabbing würde nach Ansicht einiger Experten nicht unterbunden, weil keine Maßnahmen dagegen vorgesehen sind.

Für Verisign wäre es ein geschickter Schachzug, um sich einen großen Anteil am florierenden Grabbing-Geschäft zu sichern. Das Unternehmen hat bereits angekündigt, den bisherigen WLS-Vorschlag zu ändern und auf die Kritikpunkte der Registrare einzugehen. (wm)