Raus aus dem Stealth-Mode

Domo enthüllt seine Business-Software

09.04.2015
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Josh James hat Omniture erfunden, groß gemacht und für 1,8 Milliarden Dollar an Adobe verkauft. Jetzt hat er sein neues "Baby" Domo enthüllt.

Domo arbeitet schon seit rund fünf Jahren in Salt Lake City im Stealth-Mode. Auf seine ersten Anwenderkonferenz Domopalooza mit rund 1000 Teilnehmern hat das Startup jetzt endlich die Geheimniskrämerei offiziell beendet und gleich noch eine neue Finanzierungsrunde offenbart, in der es mit üppigen 2 Milliarden Dollar bewertet wird. "Das war wie fünf Startups in einem", sagte CEO James zu "Forbes". "Das war ein tierisches Projekt und etwas, dass es in Ihrer Firma heute noch nicht gibt."

Domo hat derzeit dem Bericht zufolge eine Run Rate von 100 Millionen Dollar, erwartet 100 Prozent Wachstum und flog in den vergangenen Monaten gewissermaßen unter dem Radar. Das Produkt ist zwar seit Monaten produktiv im Einsatz, die bisherigen Kunden mussten aber Stillschweigeabkommen unterzeichnen, um es zu verwenden - laut James, um sich nicht von Wettbewerbern zu früh in die Karten blicken zu lassen. Das habe allerdings auch zu Fehlspekulationen darüber geführt, was Domo macht und wie weit es damit ist. "Alle haben uns falsch kategorisiert", frohlockt der CEO. "Sie waren geringschätzig, das fanden wir toll."

Investoren sehen in Domo jedenfalls wohl mehr Potenzial als das Omniture-Preisschild oder sogar als im BI-Anbieter Tableau Software, der gerade mit einer Marktkapitalisierung von knapp 7 Milliarden Dollar gehandelt wird. In seiner jüngsten Series-D-Runde hat Domo unter Führung von Black Rock 200 Millionen Dollar von außerdem Capital Group, Glynn Capital und dem Altinvestor GGV Capital bekommen. Insgesamt hat Domo jetzt 450 Millionen Dollar Wagniskapital eingesammelt und seine Bewertung von 825 Millionen Dollar im Februar 2014 bis heute mehr als verdoppelt.

50 Millionen Dollar wurden laut Josh James gebraucht, 100 Millionen seien ein "Puffer" und die restlichen 50 Millionen sollen sicherstellen, dass Domo noch mindestens ein Jahr lang ohne weitere Fremdfinanzierung auskommt. Dann sollte Domo eine Run Rate von 200 Millionen Dollar haben, beim Cash-Flow den Break-Even erreichen und - einen gesunden Markt vorausgesetzt - über einen Börsengang nachdenken können. "Auf der Ebene braucht man etwas Cash in der Bilanz", sagt James. "Wenn wir uns entscheiden, an die Börse zu gehen, können wir das dann machen - aber nicht, weil wir das Geld brauchen."

Und was genau macht Domo nun? Seine "weltweit erste Business-Management-Plattform" integriert sich mit beispielsweise dem SaaS-CRM von Salesforce.com, Google Analytics und jeder Menge anderer Datenquellen von Box über LinkedIn bis hin zu Instagram und liefert daraus fünf Ebenen einer "Datenpyramide", welche diese Rohdaten in Geschäftsergebnisse übersetzt. Domos Chief Strategic Officer Matt Belkin führte sie "Forbes" der Reihe nach in einer Demo vor.

Für die Integration hat Domo 40 Ein-Klick-Apps, die Daten aus CRM-Systemen, Social Media sowie Vertriebs- und Produktdatenbanken herausholen. Mit einem "Magic"-Tool kann der Nutzer dann die Verwendung der Daten vorbereiten, unter anderem mit einer Visualisierung ihrer Beziehungen, die unter der Haube gleich den passenden SQL-Code erzeugt. Danach erfolgt eine Visualisierung über einen Card-Builder, der anhand der Daten automatisch den passenden Diagrammtyp auswählt, aber Anpassungen anhand Segmentierung, Region und anderer Parameter erlaubt. Eine Collaboration-Engine names "Domo Buzz" schließlich erlaubt es, die Karten mit Kollegen zu teilen und gemeinsam damit zu arbeiten.

Das neuartige Analytics-Produkt kostet ab etwa 25.000 Dollar im Jahr (genauer rund 2000 Dollar pro Nutzer in einem Zwölfer-Team). Einige Kunden lassen sich Domo schon jetzt mehr als eine Million Dolla per annum kosten. James beziffert die Revenue Retention Rate mit 150 Prozent - die meisten Kunden bestellten von Jahr zu Jahr mehr Seats. Insgesamt sieht der CEO seine neue Firma auf einem ähnlichen Weg wie Workday - die zehn Jahre alte Firma ist seit 2012 börsennotiert und hat mittlerweile eine Market Cap von annähernd 17 Milliarden Dollar.