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Do-It-Yourself: Vodafone sucht Kreditgeber ohne Hilfe von Großbanken

17.12.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Immer mehr europäische Großkonzerne, darunter auch die britische Vodafone, nehmen Banken Arbeit ab, indem sie ihre Kreditgeber in Eigenregie aussuchen. "Wir haben in den letzten Jahren sechs so genannte syndizierten Anleihen (Konsortialanleihen) im Gesamtwert von 60 Milliarden Dollar zusammengestellt, berichtet etwa Gerry Bacon, Finanzdirektor der Vodafone Group Plc, dem "Wall Street Journal". Zwar sei die Suche nach Darlehensgebern eine komplexe Aufgabe, die üblicherweise Großbanken überlassen werde. Vodafone könne sich damit jedoch Vermittlungsgebühren sparen und gleichzeitig einen idealen Zeitplan für die Rückzahlung aufstellen. Auf Basis der üblichen Bankgebühren schätzt das Wirtschaftsblatt die Einsparungen des weltweit größte Mobilfunkbetreiber auf 50 Millionen Dollar oder mehr.

Beträge wie diese könnte die angeschlagene Gilde der Finanzdienstleister wie Citigroup, Barclays oder J.P. Morgan Chase zwar gerade noch verkraften. Für die Banken steht allerdings noch viel mehr auf dem Spiel: Ihnen gehen infolge des sich von Großbritannien langsam auf Kontinentaleuropa ausbreitenden Trends aber nicht nur die Vermittlungsgebühren durch die Lappen. So sieht die Branche die Vermittlung großvolumiger Kredite primär als Mittel zum Zweck an, um zu einem späteren Zeitpunkt deutlich lukrativere Finanzdienstleistungen wie das Investment-Banking oder die Unterstützung bei der Ausgabe von Aktien zu verkaufen.

Konsortialanleihen haben allerdings auch ihre Risiken: Die Darlehensnehmer konzentrieren sich nämlich vorwiegend auf die wenigen Banken, mit denen sie bereits Geschäftsbeziehungen unterhalten. Da der Kreditrahmen damit schneller ausgelastet ist, fällt es ihnen um schwerer, in schlechten Zeiten weiteres Geld zu leihen. (mb)