Diversity: Das Märchen von der Vielfalt

10.12.2002
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Monika Rühl, Deutsche Lufthansa AG.

„Wir wollen die Wertschätzung aller Mitarbeiter erhöhen. Hierzu brauchen wir einen Bewusstseinswandel“, erläutert Monika Rühl, Leiterin Change Management und Diversity bei der Deutschen Lufthansa AG in Frankfurt am Main. Das Diversity-Konzept des Unternehmens setzt drei Schwerpunkte: Erstens soll gezieltes Mentoring mehr Mitarbeiterinnen den Weg in die Führungsetagen ebnen. Dazu gehört ein Programm für Frauen, das die Lufthansa AG zusammen mit sieben weiteren Unternehmen in Deutschland ins Leben gerufen hat.

Ein internes Betreuungsprogramm bringt Frauen und Führungskräfte auf unterschiedlichen Hierarchieebenen miteinander ins Gespräch. „Manche Führungskräfte erfahren in den Einzelgesprächen, welche Schwierigkeiten Frauen mit ihrer Karriereplanung sehen.“

Zweitens will die Lufthansa mit dem Diversity-Ansatz Vorbehalte gegenüber schwerbehinderten Menschen beseitigen. Auch hier setzt Rühl auf Mentoring. Drittens geht es darum, die Potenziale von Mitarbeitern über 40 stärker zu nutzen. „Wer sich mit 40 neu orientierten und einen Karriereschritt machen möchte, braucht eine Perspektive für die Zukunft“, erklärt Rühl.

Sibylle Peters sieht in den Diversity-Konzepten vieler Unternehmen bloße Absichtserklärungen. „Sie schreiben sich Diversity auf das Unternehmenschild, doch wenn Sie näher hingucken, dann beschäftigen sie sich mit Behinderten oder älteren Mitarbeitern, aber nicht mit dem Thema Chancengleichheit“, erklärt die Professorin für betriebliche Weiterbildung und Organisation an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. In einer regelmäßig stattfindenden Ringvorlesung lädt die Professorin Manager ein, ihre Konzepte zum Thema „Frauen im Management“ vorzustellen. „Nach außen hin bewegen die Managerinnen viel, nach innen dagegen sehr wenig“, so die ernüchternde Einschätzung von Peters: „Die Situation war schon mal besser.“