IBM-Anwender-Befragung

Diskette verdrängt Lochkarte

31.01.1975

MAYNARD, USA - IBM's Diskette-Tandem-System 3742 ist eine kostengünstige Alternative zum Kartenlocher, wenn man die steigenden Lochkartenpreise berücksichtigt, berichten zwei 3742-Anwender.

Ein dritter Anwender war sich mit den beiden anderen Befragten über den hohen technischen Verfügbarkeitsgrad der 3742 einig, hatte aber starke Vorbehalte bei dem 3747-Converter.

Die Colgate Palmolive-Zentrale in New York wechselte acht IBM 029 Locher und vier Inforex-Sammelsysteme gegen sechs IBM 3742 Tandemstationen aus. Die 3742 Stationen wurden installiert zu einem Zeitpunkt, als man von DOS auf OS überwechselte. Da DOS Hardwareabhängig ist, hätte jedes Programm rekompiliert werden müssen, das über Karten eingegeben wurde. "Mit der Diskette konnten wir die Rekompilierung vermeiden", berichtet der EDV-Manager. "Wir wären auch nie auf das Diskette-Konzept umgestiegen, wenn wir weiter DOS gefahren hätten." Weiter berichtet er: "Ein IBM 3747 Converter überträgt die Diskette-Daten auf ein Band und vom Erfassungsort werden die Daten auf eine zweite 3747 Einheit im Rechenzentrum übertragen. Und dort liegt unser Engpaß.

Wir haben keine Schwierigkeiten mit der 3742, aber wir haben fast jedes vorstellbare Problem mit dem 3747 Converter. Deswegen hatten wir extra einen eigenen Ingenieur bei uns abgestellt, um dieses Ding in Schuß zu halten.

Ein weiteres Problem war, daß die 3747 im Rechenzentrum nicht das Abschaltsignal erkannte und daß Daten verloren gingen. Wir wollten auf eine Übertragungsrate von 2400 Baud gehen, fahren aber jetzt mit 1200 Baud, um nicht zusätzliche Probleme entstehen zu lassen. Wir haben zwar Schwierigkeiten mit Wählleitungen, sind aber nicht davon überzeugt, daß es mit Standleitungen besser sein würde. "

Beim Colgate Rechenzentrum werden vier Stunden am Tag Daten übertragen: für Fakturierung, Lohn und Gehalt, Gewinnvorhersagen und "alles andere außer Auftragseingang". In ganz USA sollen jetzt sämtliche Colgate Niederlassungen mit Terminals ausgestattet werden, "aber dann werden wir uns sorgfältiger bei der Auswahl von Datenerfassungsterminals umsehen als bisher", berichtet der EDV-Manager weiter.

Andererseits

Der EDV-Manager von Macke Co. ist ein zufriedener Anwender. Das Unternehmen, ein Nahrungsmittelhersteller mit Niederlassungen in 26 Bundesstaaten plant den Einsatz von IBM 3741 in den einzelnen Niederlassungen zur Datenübertragung. Bereits heute arbeitet man im Rechenzentrum mit sechs IBM-Tandemstationen und erfaßt Daten für folgende Bereiche: Rechnungswesen, Kommissionsgeschäft, Rücklaufgeschäft und Führungszahlen. Dabei überträgt ein 3747 Converter die auf der Diskette erfaßten Daten auf ein Band.

Der Einsatz der 3742 rentierte sich schon aus Kostengründen: "In einem Zweijahres-Leasing-Plan kosten die jetzigen Erfassungsstationen weniger als die 029 Locher." Wie der EDV-Leiter weiter hervorhob, kann man eine Diskette für runde 16 Mark kaufen und sie fünf Jahre benutzen, während 1000 Lochkarten immerhin etwa fünf Mark kosten."

Die 3742 Systeme ersetzen sechs IBM 029iger und vier 059iger Prüfer sowie drei 2260 Remote Terminals, die 50 K in der Zentraleinheit der 360/40 belegten.

Der Umwandlungsprozeß war einfach und es gab kaum Probleme, die Programme so zu verändern, daß über Band und nicht über Karten eingelesen wurde. Mit diesem System haben wir eine 25 Prozent höhere Durchsatzrate erreicht, seitdem die Typistinnen die Möglichkeit haben, einen Fehler sofort zu korrigieren, wird vom EDV-Manager berichtet. Weiter berichtet der EDV-Manager, daß die Wartung um 15 bis 20 Prozent geringer ist als bei dem früheren Locher-Prüfer-System.

Der Manager der Datenerfassung von Lockheed Schiffsbau hebt hervor, daß drei 3742 Diskette Tandemsysteme dasselbe kosten wie sechs 029 Kartenlocher. Ein Nachteil sind die Kosten für die notwendigen Converter (3540 und 3747).

Der Gerätewechsel war durch die steigenden Lochkartenkosten bedingt, sie stiegen im letzten Jahr immerhin von rund 2,50 Mark auf etwa 4,50 Mark pro Taussend. Von dem Datenerfassungsmanager wurden auch Datensammelsysteme ins Auge gefaßt, schieden jedoch bei der Systemauswahl aus, da ein Fehler in der Zentraleinheit das gesamte System zum Stehen bringen würde. "Das kann uns mit der 3742 nicht passieren."

Zuerst gaben wir die Daten im Kartenformat ein, wechselten dann aber über auf geblockte Sätze, um beim 3540 Diskette-Leser den Daten-Durchsatz zu erhöhen. Bereits heute konnten wir eine Zuwachsrate von 20 Prozent erreichen. Die 3742 selbst sind schneller als ein Kartenlocher, und der 3540 Converter ist ebenfalls drei- bis viermal schneller als ein Kartenleser.

"Ob die 3742 ein wirtschaftliches Datenerfassungsgerät ist, hängt davon ab, wie man es einsetzt", berichtet der EDV-Manager. Als bloßer Locherersatz erhöht sich die Durchsatzrate nicht erheblich, aber wenn ein Anwender sich sämtlicher Vorteile bedient, wie zum Beispiel geblockter Sätze, kann eine erhebliche Durchsatzratensteigerung erzielt werden.