Diplomkaufmann Einar Scholz Minimalkonfigurationsbestimmung So ein Ärger, schimpft der Operator Bienenfleißig, schon wieder ist die dritte Platteneinheit defekt. Und dies ausgerechnet dann, wenn wir den Lohn fahren müssen, der doch so fürchterlich dringe

14.02.1975

Diplomkaufmann Einar Scholz

Minimalkonfigurationsbestimmung

So ein Ärger, schimpft der Operator Bienenfleißig, schon wieder ist die dritte Platteneinheit defekt. Und dies ausgerechnet dann, wenn wir den Lohn fahren müssen, der doch so fürchterlich dringend gemacht werden muß. Jetzt heißt es wieder einmal, auf den Hersteller warten und die ganze Anlage wohl einen Tag lahmlegen. Ausgerechnet für heute hatte ich mir was vorgenommen, werde ich wohl wieder Ärger mit meinem Privatchef bekommen wenn ich Überstunden machen muß.

EDV-Leiter Müller ist genauso sauer wie sein Operator Bienenfleißig. Er denkt an den Bericht, den er seine Chef über die mißliche Lage anfertigen muß. 30 Stunden waren die Platten in diesem Monat schon ausgefallen der Ärger mit den Fachabteilungen sowie auch der mit dem Hersteller der Platten wurde zusehends größer. Müller schimpfte auf den Plattenhersteller, die Fachabteilungen beschwerten sich über Müller bei dessen Vorgesetzten, die Operatoren waren sauer über die vielen ungeplanten Überstunden und die Geschäftsleitung fand die ganze Angelegenheit äußerst bedauerlich und forderte einen detaillierten Bericht; denn jedesmal wenn eine Platte ausfiel, wurde zwangsläufig das gesamte System in Mitleidenschaft gezogen. Kein Job konnte mehr laufen.

Drohender Gesamtausfall

Angefangen hatte der ganze Ärger vor einigen Monaten, als man das System von 29-Millionen-Bytes-Platten einheiten mit 8 Laufwerken auf 3 Einheiten zu je 100 Millionen Bytes umgestellt hatte. Da haben wir ja fast 70 Millionen Bytes mehr Kapazität, jubelte man ganz begeistert. Die harte Ernüchterung kam jedoch kurze Zeit später, als die Platten 2 Monate lang installiert waren. Der erste Ausfall einer Platteneinheit bedeutete sogleich, daß das gesamte System brachlag. Der Systemprogrammierer Oberbastler hatte sinnvollerweise das System so aufgebaut, daß immer 3 Platteneinheiten gebraucht wurden. Dies war aus der Sicht der Umstellung heraus die einfachste Lösung. Allerdings, welche elegante Systemkonzeption sollte er auch groß mit den drei Platten anlegen ?

Drei Laufwerke reichen nicht

Systemprogrammierer Oberbastler wurde bei der Bestellung der Anlage nicht gefragt, weil EDV-Leiter Müller dies mit dem Hersteller-Vertreter am grünen Tisch bei einem guten Mittagessen entschied. Den Gesichtspunkt eines Gesamtsystemausfalls sowie eines entsprechenden Systemdurchsatzes hatte man bei der Bestellung völlig vergessen.

Nachdem nun das Drama voll entwickelt war, fing man an zu überlegen, welche Maßnahmen man denn ergreifen könne. EDV-Leiter Müller schwätzte etwas von sogenannter Minimalkonfigurationsbestimmung, ohne jedoch genau zu wissen, was man denn darunter zu verstehen habe.

Minimum sinnvoll festlegen

Die Definition der Minimalkonfigurationsbestimmung löste bei EDV-Leiter Müller zunächst einmal Verwirrung aus. Wie soll man das nur wieder verstehen, sinnvolle Festlegung? Ganz einfach so, daß man nicht blindlings mehr Einheiten installiert, um sich gegen jedes Risiko abzusichern, sondern daß man versucht, diese Einheiten in den Produktionsablauf effizient einzugliedern, ohne jedoch den Aspekt der Minimalkonfiguration zu vernachlässigen. In unserem Beispiel könnte es recht sinnvoll sein, eine vierte Platte zu installieren, obwohl diese Aufstockung relativ viel Geld kostet. Die Effekte einer möglichen Schichtzeitreduzierung (und damit Personaleinsparung durch weniger Überstunden) sowie einer schnelleren Lieferung von Auswertungen an die Fachbereiche und der zusätzlichen Sicherheit müssen gegen die Kosten abgewogen werden.

Bei Magnetplatteneinheiten läßt sich relativ rasch eine sinnvolle Begründung für eine zusätzliche Platte finden, schwieriger wir es etwa mit einem zweiten Drucker bzw. Kartenleser oder -stanzer. Hier kann in den meisten Fällen nur die Installation eines Spooling-Systems helfen, weil dann die Verarbeitung zunächst einmal unabhängig von den installierten UR-Einheiten durchgeführt wird und erst dann ein Gesamtsystemausfall eintritt, wenn diese Einheiten unbedingt gebraucht werden.

Spooling-System kann helfen

Die Kosten eines Spooling-Systems machen sich zudem schnell durch eine entsprechende Leistungssteigerung des Systems bezahlt, so daß die zusätzliche Sicherheit ein angenehmer Nebeneffekt ist.

Ehe man jedoch blindlings einfach zusätzliche Einheiten installiert, sollte man seine Ausfallquoten aus hardwaremäßiger Sicht kennen, um das Risiko entsprechend eingrenzen zu können. Wer über Jahre hinaus keine gravierenden Ausfälle beobachten kann, muß dieses Problem nicht so zielstrebig anpacken wie jemand, der buchstäblich vom "Pech" verfolgt wird.

Eine Analyse der Minimalkonfiguration muß also neben den Kosten der Geräte die Steigerung des Durchsatzes, die Schichtzeitreduzierung, die Lieferzeitenverkürzung und die Erhöhung der Sicherheit gegen Gesamt-Systemausfall berücksichtigen. Wenn alle diese Gesichtspunkte berücksichtigt werden, kann die Entscheidung für zusätzliche Einheiten gut untermauert werden. Man sollte sich um die Minimalkonfigurationserfordernisse dann kümmern, wenn es noch nicht zu spät ist.