Studie über Lichtverhältnisse am Bildschirmarbeitsplatz:

DIN-Norm nur bedingt anwendbar

02.09.1983

MÜNCHEN (pi)-In einem Forschungsprojekt von Wissenschaftlern des Lichttechnischen Instituts der Universität Karlsruhe wurde untersucht, welche Auswirkungen die transienten (kurzzeitigen) Adaptationsvorgänge der Augen auf die visuelle Leistungsfähigkeion Personen an Bildschirmarbeitsplätzen haben.

An einem Experimentier-Bildschirmarbeitsplatz wurde dazu unter den simulierten Arbeitsbedingungen eines Büros, der Einfluß von Leuchtdichte-Unterschieden zwischen einer Arbeitsvorlage und dem Bildschirm bei der Eingabe von Daten auf die visuelle Leistung sfähigkeit mit Hilfe von freiwilligen Versuchspersonen untersucht und subjektiv bewertet. Für die experimentellen, praxisbezogenen Untersuchungen stellte Siemens einen Bürorechner Sicomp R 10 des Systems 300, das zugehörige Organisations-Betriebssystem sowie die Deckenleuchten für den Versuchsraum zur Verfügung.

Auf Bildschirmen kann helle Schrift auf dunklem Untergrund oder umgekehrt dargestellt werden. Gegen dunkle Bildschirme wird argumentiert, sie würden die Sehleistung wegen zu geringer Hintergrundleuchtdichte sowie stärkerer Spiegelung und zu großer Helligkeitssprünge zwischen Bildschirm und anderen Arbeitsmitteln (Papier, Tastatur, Tisch) vermindern, was zu Augenbeschwerden führen könne. Häufig wird in diesem Zusammenhang DIN 5035 angeführt.

Nach DIN 5035 woll ein ausgewogenes Verhältnis der Leuchtdichten im Gesichtsfeld eines Arbeitsplatzes vorhanden sein. Zwischen Arbeitsfeld und näherem Umfeld seien Leuchtdichteverhältnisse größer als etwa 3 : 1 sowie zwischen Arbeitsfeld und weiter entfernt liegenden größeren Flächen, Leuchtdichteverhältnisse von 10 : 1 zu vermeiden.

Menge und Qualität der aufgenommenen Informationen in den einzelnen Bildfolgen werden dabei wesentlich durch die Akkomodation (Einstellfähigkeit) und Adaption (Anpassungsvermögen der Augen) beeinflußt.

Die zu bearbeitenden Informationen werden von den Augen durch sprunghafte Blickrichtungsveränderungen abgetastet und je nach Schwierigkeitsgrad in einer Fixationspause im Bereich einiger Zehntelsekunden aufgenommen. Ein typischer Wert ist dabei etwa 0,3 Sekunden. Der unbewußte Vorgang der Akkomodation sorgt für ein möglichst scharfes Netzhautbild während der Fixationspause. Der gleichfalls unbewußte Vorgang der Adaptation paßt die Kontrastempfindlichkeit an die jeweils vorhandene Umfeldleuchtdichte an. Die Untersuchungen am Lichttechnischen Institut der Universität Karlsruhe zeigten in diesem Zusammenhang, daß unterschiedliche Leuchtdichten zwischen Arbeitsvorlage und Bildschirm im Bereich von 3 : 1 bis 20: 1 keine unterschiedlichen Leistungen und subjektiven Bewertungen unter praxisbezogenen Bedingungen an einem Arbeitsplatz ergaben. Die Leuchtdichteverhältnisse im Bereich von 3: 1 bzw. 10 : 1 nach den Empfehlungen gemäß DIN 5035 bräuchten auf Bildschirmarbeitsplätzen danach nicht direkt übertragen zu werden. Auch wenn grundsätzlich zwischen verschiedenen Kommunikationsbausteinen Leuchtdichteunterschiede begrenzt werden sollen, ist es aus Gründen der Sichtbarkeit nicht erforderlich, diesen Grenzwert im Bereich von 3: I bis 10: 1 festzulegen.

Informationen: Siemens AG, Postfach 103 8000 München 1, Tel.: 089/23 41