Magnetbänder, Schnittstellen, Teletex, Programmdokumentation und ISO:

DIN leistet Normungsarbeit für die Anwender

03.07.1981

BERLIN (pi) - Schwerpunkt der Tätigkeit des DlN, des Deutschen Instituts für Normung e. V., war im vergangenen Berichtsjahr das Erarbeiten von Normen beziehungsweise vorbereitende Aktivitäten zu Normungsvorhaben für die Gebiete Information, Kommunikation und Dokumentation. In allen diesen Bereichen spielt Datenverarbeitung eine gewichtige Rolle.

Dem Einsatz von Datenverarbeitung zum Beispiel in der Terminologiearbeit trägt die 1980 herausgegebene Norm "Magnetband-Austauschformat für terminologische/lexikographische Daten (Master)" Rechnung. Diese Norm legt nicht die Datenerfassung oder die Datenbankstruktur der einzelnen Anwender fest, sondern gibt dem Ersteller von Austauschbändern die Gelegenheit, unabhängig vom jeweiligen Empfänger, die Daten seiner Datenbank in einheitlicher Form auf Magnetband zu speichern. Der Empfänger von Austauschbändern verschiedener Ersteller hat dann die Möglichkeit, mit geringem Programmieraufwand die Daten zu übernehmen beziehungsweise Teile davon auszuwählen.

Schnittstellen und Kopfzerbrechen

Es haben - sich vom Anwenderstandpunkt aus gesehen - zu viele in sich geschlossene Systeme herausgebildet, die nicht kompatibel sind. Heute bereiten die Schnittstellen zwischen diesen Systemen mehr Kopfzerbrechen als die Neuentwicklung von Geräten oder Programmen.

Der DIN-Normenausschuß Informationsverarbeitung setzt sich daher mit der Bearbeitung der Normungsvorhaben "Schnittstelle für periphere Einheiten in digitalen Rechensystemen; Funktionelle Anforderungen" und "Elektrische und mechanische Anforderungen" das Ziel, die Kompatibilität unterschiedlicher Datenverarbeitungs-Systeme und -Gerate von verschiedenen Herstellern im Bereich der Nahperipherie festzulegen. Durch eine derart vereinheitlicht Schnittstelle soll der Anwender von Datenverarbeitungs-Systemen in die Lage versetzt werden, aus dem Marktangebot miteinander im Wettbewerb stehender Hersteller Komponenten verschiedener Herkunft zu wählen. Ein internationaler Norm-Entwurf zu diesem Vorhaben ist in der Planung.

Ob sich die hier genannten Vorstellungen allerdings tatsächlich durchsetzen hängt primär davon ab, inwieweit die an der Normung beteiligten unterschiedlichen Kreise ihre Interessen aufeinander abstimmen werden und in welchem Maße die Hersteller nach Vorliegen der Norm ihr Vertriebsprogramm darauf ausrichten. Abhängen wird der Erfolg auch davon, ob die großen Kunden bei ihren Anfragen und Bestellungen stets auf der Einhaltung der Norm-Festlegungen beharren werden.

Die von verschiedenen Hersteller in ihren Systemen vorgesehenen Schnittstellen unterscheiden sich im allgemeinen in den genannten Kategorien nur im Detail, nicht im Prinzip. Abhängig von den geforderten Funktionen, Anschlußmöglichkeiten, Datenraten und Kabellängen ist eine unterschiedliche Anzahl von Signalleitungen, Treiber- und Empfängerschaltungen, Steckerbelegungen und Prozeduren anzutreffen.

Den Hauptnutzen von DlN-genormten Schnittstellen hätte der Anwender, der selbst die Auswahl aus einer Reihe vergleichbarer Erzeugnisse verschiedener Herkunft treffen will. Er hätte zudem den Vorteil, bei Geräteausfall auf gegebenenfalls in seinem Bestand vorhandene Geräte zurückgreifen zu können.

Normen der Büro- und Datentechnik find Vorbedingung für den guten Start des gegenüber Telex schnelleren und erweiterten Teletex-Dienstes Wer eine Information mit einem Fernschreiber übertragen will, weiß, daß er sich mit einem eingeschränkten Zeichenvorrat abfinden muß.

Mit der Einführung neuer technischer Kommunikationssysteme sollen diese Beschränkungen international bestiegt werden Der von der Bundespost angebotene Teletex-Dienst wird zumindest in Hinblick auf alle Sprachen, in denen lateinische Schriftzeichen verwendet werden, diese Probleme überwinden Dieser Lösung liegt ein international genormter Code zugrunde, in dem neben den allgemein üblichen Schriftgrundzeichen auch alle in diesen Sprachen vorkommenden sprachenabhängigen Sonderschriftzeichen, wie unsere deutschen Umlaute, ausgedruckt werden können - ein Code also, der es gestattet Schriftstücke so wiederzugeben, wie sie heute mit den in verschiedenen Ländern üblichen Schreibmaschinen und ihren jeweiligen nationalen Schriftzeichenvorräten geschrieben werden.

Der Normenausschuß Maschinenbau ist zur Zeit dabei, in Ergänzung zu den bereits vorliegenden Normen für Tastaturen weitere für mehrsprachige Tastaturen zu erarbeiten Da über diese Tastaturen mehr als 96 Zeichen einzugeben sind, die Zahl der Tasten aber aus ergonomischen Gründen nicht erhöht werden soll, wird es bei ihnen mehr als die heute allgemein bekannten beiden Umschaltellungen (für Groß- und Kleinschreibung) geben müssen. Die einzelnen Tasten werden dann mit mehr als zwei Schriftzeichen belegt sein. In der Muttersprache muß die Tastatur wie bisher flüssig und "blind" bedient werden können Für fremde Sprachen wird das nicht möglich sein.

Normungsvorhaben auf Gebieten mit rascher technischer Entwicklung - wie der Informationsverarbeitung - geraten leicht in Zeitnot Namhafte Fachleute wiesen seit langem auf einen Mangel in, der die weitere Entwicklung der Datenverarbeitung behindere: Bisher gab es keine allgemein verbindlichen Regeln für die Beschreibung von Programmen Dieser Mangel besteht nicht nur bei Verkauf und Vermietung von Software zwischen verschiedenen Körperschaften, sondern ebenso zwischen verschiedenen Abteilungen derselben Körperschaften und sogar innerhalb einer Abteilung, in der über mehere Jahre hinweg wechselndes Personal ein umfangreiches Software-System mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand pflegen und weiterentwickeln soll In Firmen, Behörden und Institutionen, die Datenverarbeitung betreiben, gibt es zum Teil schon seit etwa 15 Jahren Anweisungen für die Dokumentation von Programmen. Auf der Bads solcher Anweisungen erarbeiteten die Normenausschüsse Informationsverarbeitung und Bauwesen gemeinsam mehrere Normen, die sich mit der Programmentwicklung und Programmdokumentation befassen Sie dienen als Grundlage für die Entscheidung über den Einsatz eines Programms sowie als Hilfsmittel bei der zweckentsprechenden und wirtschaftlichen Installierung, Benutzung, Fehlerbeseitigung, Aktualisierung und Schulung.

Diese Normen sind auch international von Bedeutung, sie wurden frühzeitig ins Englische übersetzt und werden jetzt in der Internationalen Normenorganisation ISO behandelt.

Auch für die Internationalen Normenorganisationen ISO (International Organization for Standardization) und IEC (International Electrotechnical Commission) gewinnen die Fragen der Information und Dokumentation zunehmende Bedeutung Die grundlegenden Normen dieses Bereiches werden vom technischen Komitee "Dokumentation" erarbeitet .