Compaq zieht den Kürzeren

Dimension Data kauft Proxicom

18.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Compaq wird sein Angebot für das Internet-Beratungshaus Proxicom nicht erhöhen. Damit scheinen die Würfel gefallen: Der US-Dienstleister wechselt für 448 Millionen Dollar unter das Dach des südafrikanischen Technologiekonzerns Dimension Data, der im Vergleich zu Compaq deutlich mehr Geld für Proxicom geboten hat.

Ende April hatte Compaq für die Akquisition von Proxicom 266 Millionen Dollar in bar in Aussicht gestellt. Zunächst schien alles planmäßig zu verlaufen, denn Proxicom-CEO und Großaktionär Raul Fernandez empfahl den Anteilseignern, das Angebot anzunehmen. Doch dann trat Dimension Data mit einer deutlich besseren Offerte auf den Plan. Die Südafrikaner boten knapp 450 Millionen Dollar, eine Summe, die weder Fernandez noch die übrigen Aktionäre von Proxicom ausschlagen wollten.

Der PC-Hersteller gab schließlich bekannt, nicht in einen Angebotswettstreit einsteigen zu wollen: "Compaq wird weiter daran arbeiten, die Servicesparte auszubauen", sagte Executive Vice President Peter Blackmore, "doch die aktuelle wirtschaftliche Lage rechtfertigt keineswegs, das Angebot für Proxicom zu erhöhen." Angeblich hat sich Compaq enge Grenzen bei der Refinanzierung gesetzt, die mit höheren Kosten nicht zu erreichen wären.

Mit dieser Entscheidung erhalten Compaqs Bestrebungen, die hauseigene Servicesparte so weit auszubauen, dass sie 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet, einen Dämpfer. Unmittelbar nach der Ankündigung, Proxicom kaufen zu wollen, hatten Führungskräfte noch erklärt, weitere Übernahmen anzustreben, bei denen der Preis keine Rolle spiele. Immerhin kann der PC-Hersteller nun seine Akquisitionskasse um zehn Millionen Dollar aufbessern, denn diese Summe muss Proxicom als Konventionalstrafe für den Abbruch der Verhandlungen zahlen.

Internet- und Netzwissen sollen sich ergänzenDas dürfte den Dienstleister nicht weiter stören, denn die Aktionäre erhalten nun 7,50 Dollar statt 5,75 Dollar pro Anteilschein, also rund 30 Prozent mehr. Der südafrikanische Technologiekonzern Dimension Data kann sich teure Akquisitionen leisten, denn das Unternehmen hat durch den Gang an die Londoner Börse rund 1,25 Milliarden Pfund (knapp vier Milliarden Mark) eingenommen. Nun will das Unternehmen Proxicoms Internet-Erfahrung mit dem eigenen Wissen um Netztechniken kombinieren und bewirbt dies als Alleinstellungsmerkmal. Vor allem dürfte Proxicom jedoch als Türöffner in den US-amerikanischen Servicemarkt dienen.