Change-Management

Digitalisierung erfordert Umdenken im Personalwesen

26.08.2015
Von 
Andreas Wartenberg ist seit rund 20 Jahren als Personalberater tätig und besetzt Management-Positionen in der Technologiebranche sowie in weiteren Branchen. Bevor Andreas Wartenberg 2008 als Geschäftsführer zur Hager Unternehmensberatung kam, hat er nationale und internationale Teams aufgebaut und geleitet.
Die Digitalisierung wird noch mehr als heute schon die Zukunft in Unternehmen bestimmen. HR-Abteilungen müssen ihre Personalpolitik diesem Trend anpassen. Bewerber, ganz gleich ob Manager oder Mitarbeiter, müssen ihre digitalen Skills unter Beweis stellen.
  • Affinität zu digitalen Techniken ist ein Muss.
  • Change-Management wird für Unternehmen existenziell.
  • Nicht alles muss oder kann digitalisiert werden.

Künftig werden viele der bisherigen Managementaufgaben von Algorithmen übernommen; das heißt, die Unternehmensorganisation und auch das Profil der Führungskräfte werden stark durch die Digitalisierung geprägt sein, egal ob in Banken, Medienkonzernen, bei Lebensmittel- oder Automobilherstellern etc.. Dabei hängen die Möglichkeiten und Risiken stark von den industriespezifischen Geschäftsmodellen ab. Ein Finanzinstitut hat ganz andere Bedürfnisse als ein Maschinenbauer oder gar Einzelhändler.

Projektverantwortliche müssen künftig nicht nur über IT-Fachkenntnisse verfügen, sondern auch digitale Konzepte entwickeln können.
Projektverantwortliche müssen künftig nicht nur über IT-Fachkenntnisse verfügen, sondern auch digitale Konzepte entwickeln können.
Foto: violetkaipa - shutterstock.com

Hohes Veränderungstempo und neue Geschäftsmodelle

Die digitale Umstellung ist gekennzeichnet durch ein hohes Veränderungstempo sowie das Entstehen neuer Geschäftsmodelle. Führungskräfte werden künftig in einem Umfeld agieren müssen, in dem unvorhersehbarer Wandel einer hyper-vernetzten digitalen Welt die Normalität darstellt. Das typische Manager-Umfeld ähnelt einem Gewässer, das einem wechselhaften - sprich mehr oder weniger starken - Wellengang ausgesetzt ist. Eine ruhige See wird es nicht mehr geben. Es sind also Führungspersönlichkeiten gefragt, die mit wechselnden Belastungen und Unsicherheiten umgehen können und auch in unbekanntem Terrain anpassungsfähig sind. Nur wer in diesen Situationen kühlen Kopf bewahrt, ist auch imstande, Innovationen hervorzubringen, die bei anderen nur Kopfschütteln hervorrufen würde.

Neue Anforderungen an Mitarbeiter-Skills

Selbst in traditionellen Branchen nimmt die Digitalisierung zu und führt zum strukturellen Wandel. Veränderung ist jedoch nur möglich, wenn Unternehmen flexibel und agil agieren können. Dies impliziert auch neue Anforderungen bei der Mitarbeiterauswahl. Der Beschäftigte von morgen muss Eigenschaften mitbringen, die auch unternehmerisches Denken, Kreativität, Schnelligkeit und eine maximale Anpassungsfähigkeit umfassen, gepaart mit einer Affinität für digitale Technologien.

Unternehmen, die nicht das richtige Management und die passenden Mitarbeiter in der jeweils richtigen Position an Bord haben, werden sich schwertun, bei diesen Prozessen mitzuhalten. Es ist deshalb nicht nur wichtig, die richtigen Talente zu gewinnen, sondern auch, die Mitarbeiter an die Firma zu binden und sie auf die neuen Herausforderungen einzustellen und fachlich weiterzuentwickeln.

Kompetenzen an Bord

Um die Digitalisierung im Betrieb voranzutreiben, muss dringend darauf geachtet werden, dass die entsprechende Kompetenz an Bord sind. HR-Recruiting und Personalentwicklung werden daher mit bisher ungewohnten Anforderungen konfrontiert.

Projektverantwortliche sollten nicht nur IT-Fachkenntnisse mitbringen, sondern auch innovationsfördernde Führungskompetenzen wie zum Beispiel Begeisterungsfähigkeit für digitale Konzepte und auch grundlegende Veränderungsbereitschaft besitzen. Change-Management wird für sehr viele Organisationen überlebenswichtig werden, um die Veränderungen zielführend und erfolgreich umzusetzen.

Wichtig ist ferner, dass die digitale Kompetenz nicht nur bei einer Person an der Spitze konzentriert sein darf. Wenn Unternehmen wettbewerbsfähig sein wollen, müssen alle Führungskräfte das Potenzial der Digitalisierung erkennen und umsetzen können.

Differenzierung über innovative Lösungen

Erfolgreiche Digitalisierungsstrategien sollten nicht allein darauf abgestellt sein, Effizienzgewinne zu erlangen. Neue Strategien finden ihren Einsatz auch bei der Differenzierung über innovative Lösungen. Digitale Differenzierungsstrategien können zum Beispiel im Dienstleistungssektor Omni-Channel-kompatible Prozessgestaltungen sein. Hierbei sind Dienstleistungsunternehmen gefordert, ihre Geschäftsprozesse auf die Kundenbedürfnisse auszurichten, die zunehmend eine orts- und zeitunabhängige Nutzung von Dienstleistungen in verschiedenen Medien erwarten - von zu Hause am PC oder unterwegs über das Handy. Unternehmen, die sich zu spät darauf ausrichten, werden als digitale Spätzünder im hart umkämpften Markt verlieren.

Generell sollten sich Unternehmen an Albert Einsteins Aussage orientieren: "Nicht alles, was zählt, ist zählbar, und nicht alles, was zählbar ist, zählt!"

Zusammenfassend sind bei Digitalisierung also folgende Punkte zu beachten:

  • Die Unternehmensführung muss schon im ersten Schritt eine klare Richtung bei der Digitalisierung einschlagen.

  • Nicht alles muss oder kann digitalisiert werden.

  • Für jedes Unternehmen sind die richtige Strategie und eine umfassende Unternehmenskommunikation unumgänglich.

  • Die Mitarbeiter sollten alle involviert werden, auch diejenigen, die nicht direkt betroffen sind.

  • Wichtig ist es, die richtigen Kompetenzen in der richtigen Position an Bord zu haben. Hier ist eine Bestandsaufnahme mit externem Blick durch professionelles Change-Management zielführend. (pg)