Ergänzung für den computergestützten Entwurf

Digitalisierer: Mit einem Auge sehen

21.09.1984

Um eine Zeichnung in den Computer zu bringen, benötigt der Anwender einen Digitalisierzusatz. Derartige Konstruktionen, die aus einem Stift mit einer Glasfaser bestehen und deren Auflösung allein durch den Faserquerschnitt bestimmt wird, gibt es jetzt auch für Mikrocomputer.

Um ältere Zeichnungen vom CAL-System (Computer Aided Layout) erfassen zu lassen, muß die Zeichnung auf einen X-Y- oder X-T-Plotter gelegt und der Lichtstift in die Schreibstifthalterung gesteckt werden. Anschließend liest der Rechner über das Interface des Zusatzes die Graustufen ein. Weist die Vorlage eine nicht zu rauhe Oberfläche auf, kann davon ausgegangen werden, daß die Reproduktion eine Auflösung von besser als 0,2 Millimeter bekommt. Für dem Digitizer mit 8-Bit-Parallelausgang, Strobe-Signal und dem 0,2-Millimeter-Lichtstift müssen 1500 Mark, für einem mit seriellem V.24-Ausgars etwa 1800 Mark bezahlt werden.

Das Prinzip der Abtastung ist recht einfach: Eine rote Leuchtdiode, die mit 10 kHz getaktet ist, sendet das sichtbare Licht in eine etwa einen Meter lange Glasfaser. Das andere Ende ist etwas verjüngt und steckt im Kopf des Leuchtstifts. Von der Reflexion auf der Oberfläche der Vorlage hängt es ab, wieviel rotes Licht zurückkommt und über dieselbe Glasfaser an eine Fotodiode neben der Leuchtdiode zurückgegeben wird Entweder bereitet ein schneller AID-Wandler (10 Mikrosekunden) im Interface das so gewonnene Analogsignal auf, oder es steht zum Anschließen beispielsweise an den Apple-Paddle-Eingang bereit. Für den Apple II gibt es außerdem Test- und Demonstrationssoftware sowie Anschlußkabel. Weitere Software für CP/M-Rechner und für die Verwendung mit USCD-Pascal ist in Vorbereitung.

Der Entwickler des Stiftes und der Interfaces, Dieter Klenk, sieht diesen Digitalisiervorsatz als preiswerte Alternative zu Videokameras, da keinerlei geometrische Verzerrungen auftreten. Die Geschwindigkeit ist natürlich deutlich geringer, aber die Genauigkeit der Abtastung entspricht der des verwendeten Plotters. Bei entsprechender Vorlagengröße wird eine weit höhere Auflösung erzielt. Die Auflösung des Stiftes kann bis zu fünf Linien pro Millimeter betragen, die Anzahl der Bildpunkte pro Zeile entspricht dieser Zahl mal der Weglänge des Plotters in Millimetern. Bei DIN-A3-Plottern sind das rund 900 in X- und rund -1270 Punkte in Y-Richtung. Um ein Bild mit 16 Graustufen zu speichern, sind aber schon 1,18 MB notwendig. Die Besonderheit der Konstruktion liegt im Verzicht auf jegliche Hilfsoptik und in der Verwendung einer einzelnen Glasfaser.

Ursprünglich entwickelt wurde der Digitalisierzusatz zur rechnergesteuerten Aufnahme von Y-T-Schreiberkurven, etwa bei Wetterstationen, EKG oder Meßschreiber. Die Form des Lichtstifts ist serienmäßig auf Plotter von Watanabe angepaßt.

Der konsequente nächste Schritt heißt Farbdigitizer DK-Color, den es voraussichtlich im Herbst diesen Jahres geben wird. DK-Color wird zusätzlich mit einem Steuerrechner ausgerüstet, der die Plottersteuerung beim schnellen, zeilenweisen Scannen und verschiedene Farbcodierungen übernimmt. Dieser Lichtstift soll über eine Rubinspitze verfügen und eine Auflösung von kleiner als 50 Mikrometer gewährleisten. Jo Faßmacher

Aus microcomputerwelt 9/84, einer Schwesterzeitschrift der COMPUTERWOCHE.