Web

Digitaler Polizeifunk verzögert sich weiter

11.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Einführung des ursprünglich zur Fußballweltmeisterschaft 2006 geplanten digitalen Polizeifunks verzögert sich laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Fokus um unbestimmte Zeit. Diskussionen über den Standard sowie Fragen der einzelnen Bundesländer, wie das System finanziert werden soll, verhindern derzeit Ausschreibung und Vergabe des Projekts. Insider gehen davon aus, dass erst Ende 2005 mit einer Auftragsvergabe zu rechnen sei. Da die Anbieter weitere zwei bis drei Jahre benötigten, um das Netz aufzubauen, könnte das System frühestens 2007 starten. Polizeivertreter rechnen damit, dass in der Übergangszeit Insellösungen aufgebaut würden. Dies hänge allerdings auch von der jeweiligen Finanzlage der einzelnen Bundesländer ab. Bundesinnenminister Otto Schily war bereits im Juni von den ursprünglichen Zielen seines Prestigeprojektes abgerückt.

So sollten wenigstens die WM-Standorte mit dem digitalen Polizeifunk ausgerüstet werden. Mittlerweile steht selbst dieses Ziel in Frage. Auch die Systemanbieter, die sich bereits Hoffnungen auf die lockenden Milliardeneinnahmen gemacht haben, müssen vorerst zurückstecken. Dazu zählen die Deutsche Telekom, Motorola, Nokia und Siemens, die auf den Tetra-Standard setzen, EADS mit dem eigenen Tetrapol-System, sowie Vodafone, das mit der Nutzung seines bestehenden Mobilfunknetzes die schnellste und günstigste Lösung anbieten könnte. Die Verzögerung sei peinlich für Deutschland, berichtet der Fokus. Neben Deutschland hinke in Europa nur noch Albanien in Sachen digitaler Polizeifunk hinterher. (ba)