IT-Forensiker werden

Digitale Verbrecherjagd – ein Beruf mit Zukunft

05.10.2020
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
IT-Forensiker bei der Polizei sind digitale Spurenleser, die die unterschiedlichsten Geräte untersuchen. Die technischen Beamten sind wichtige Dienstleister für ermittelnde Polizisten.
IT-Forensiker sollten nicht nur Spaß an elektronischer Bastelei haben, sondern auch ausgeprägte, analytische Fähigkeiten mitbringen.
IT-Forensiker sollten nicht nur Spaß an elektronischer Bastelei haben, sondern auch ausgeprägte, analytische Fähigkeiten mitbringen.
Foto: Microgen - shutterstock.com

Eine Drohne, die Drogen und Handys transportiert, stürzt über einem Gefängnis ab. Der IT-Forensiker baut die im Flugobjekt eingebaute Speicherkarte aus, entschlüsselt die Daten und vollzieht die letzten Flüge nach. Dank GPS gelangt er zu einem Anwesen, in dem der Besitzer der Drohne ausfindig gemacht wird.

IT-Forensik im Polizeialltag

Für Bastian Weiß, Fach­informatiker und Polizeihauptmeister bei der bayerischen Polizei, zeigt dieser Fall, was die IT-Forensik interessant macht: "Die Bandbreite der untersuchten Geräte reicht vom Computer übers Handy bis hin zu Navigationssystemen, Drohnen und Smart-Home-Infrastrukturen."

Mobiltelefone forensisch auszuwerten, ist zeitaufwendig, "da darauf immer viele Apps und damit tausende von Rohdaten vorgehalten wer­den, mit denen man erstmal nichts anfangen kann." Zwar gibt es Software für eine automatisierte Auswertung, aber sie erreicht nur ungefähr 20 Prozent der Daten. Dazu kommt: Jedes Gerät ist anders. Ständig gilt es, Updates von Betriebssystemen zu berücksichtigen. "Wir müssen uns schnell einarbeiten können und immer am Puls der Zeit bleiben", sagt Weiß.

Die IT-Forensiker werden besonders häufig eingesetzt, um Kapitaldelikte aufzuklären.
Die IT-Forensiker werden besonders häufig eingesetzt, um Kapitaldelikte aufzuklären.
Foto: Polizei Bayern

Als Dienstleister für die ermittelnden Polizisten werden IT-Forensiker bei vielen Durchsuchungen hinzugezogen, da fast immer digitale Spuren auszuwerten sind, ob bei Einbruch, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz oder sogar bei Mord. "Besonders um Kapitaldelikte aufzuklären, werden fast immer auch digitale Spurenleser gebraucht", berichtet Weiß.

IT-Forensiker werden - so geht's

Wer als IT-Forensiker bei der bayerischen Polizei arbeiten möchte, braucht keine Polizeiausbildung. Die meisten Bewerber bringen eine IT-Ausbildung oder einen Bachelorabschluss mit. Weiß und sein Team suchen IT-Talente, die als technische Beamte in der IT-Forensik, im Bereich Cybercrime oder als IT-Professionals starten wollen. Die Bewerberansprache empfindet er nicht als mühsam, denn IT-Forensik ist spannend. "Das hilft uns, zumal es in der freien Wirtschaft hier nicht so viele Arbeitgeber gibt. Auch legen mehr Bewerber Wert auf Sinnhaftigkeit und Sicherheit im Job."

Gesucht sind "analytische Bastler mit Biss, die sich auch in den Fall, sprich in die Lage des Opfers und in die des Täters hineinversetzen können." Sie müssen sich immer wieder mit den Ermittlern über die neuesten Entwicklungen im jeweiligen Fall austauschen. Wenn dann überführte Täter staunen, dass IT-Forensiker sie mit ihren Analysen aus der Anonymität herausholen, ist das für Weiß und seine Kollegen die größte Bestätigung der manchmal mühevollen Arbeit. Weiß freut sich darüber, dass Frauen Spaß an dieser Arbeit finden. "Erfreulicherweise arbeiten in den Bereichen IT-Forensik, Cybercrime und IT-Professional bis zu 20 Prozent Frauen." Das kann auch damit zusammenhängen, dass viele Teilzeitmodelle oder stundenweise Wiedereingliederungen nach einer Babypause möglich sind.

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