Preiswerte Chips und fertige Platinen

Digital wandelt auf Intels Spuren

12.07.1996

Im ersten Halbjahr 1997 sollen Systeme vorgestellt werden, die mit einer abgespeckten Version der 21164-CPU arbeiten und den Pentium-Pro-Rechnern bei Windows NT Konkurrenz machen wollen. Die Taktfrequenz der Prozessoren, die mit Cache-Speichern ausgestattet sind, wird mindestens 300 Megahertz betragen. Damit soll es Workstation-Anbietern möglich sein, Alpha-Rechner im Preisbereich von 2500 bis 3000 Dollar auf den Markt zu bringen.

"Das Wesentliche des Projekts ist unsere Übersetzungslösung FX 32, mit der Alpha-Anwender transparent auch auf 32-Bit-Applikationen für Windows 95 zugreifen können", erklärt Achim Apel, Direktor für das europäische OEM-Geschäft von Digital.

Digital will OEM-Business forcieren

In den DEC-Labors in Maynard, Massachusetts, arbeiten derzeit die Software-Entwickler mit Hochdruck an der Software, die in zukünftige Alpha-Prozessoren implementiert werden soll. Das Übersetzungsprogramm befindet sich im Betateststadium. Wenn Microsoft im nächsten Quartal die Version 4.0 von Windows NT auf den Markt bringt, soll Digitals FX 32 ebenfalls fertig sein.

Außerdem will die Palmer-Company, ähnlich wie Intel, das Geschäft mit fertigen Platinen forcieren. Derzeit nehmen schon Cray und Echtzeitspezialist Encore Digitals OEM-Produkte ab. Man habe in der Produktion bereits auf das neue Boardformat ATX von Intel umgestellt.

Insbesondere von der kürzlich geschlossenen Kooperation mit Samsung verspricht sich Apel eine starke Belebung dieses Geschäfts: "Die Koreaner haben viel vor und wollen Alpha-CPUs nicht nur herstellen, sondern sie auch in ihren anderen Produktionsbereichen, etwa im Telekommunikationssektor, einsetzen." Außerdem habe die Samsung-Tochter AST - wie erwartet - angekündigt, RISC-Rechner auf Basis von Alpha zu vermarkten.

Die andere Quelle für den Bezug der RISC-Bausteine, Mitsubishi, trete nur als Bauteilelieferant auf. Allerdings sind die Japaner, die in Kobe produzieren, wegen des schweren Erdbebens 1995 ein Jahr in Verzug geraten. Erst zum Jahresende kann die Fertigung anlaufen. Dafür hat Mitsubishi eine Prozessorgeneration übersprungen und fertigt gleich die neuen Alphas mit Taktraten von 400 und 500 Megahertz. Mitsubishi wird über seine Vertriebskanäle insbesondere den asiatisch-pazifischen Raum beliefern.

Linley Gwennap, Herausgeber des Branchenblattes "Microprocessor Report", sieht die Alpha-CPU zwar nicht als generelle Alternative zu Intels Pentium Pro, sondern mehr als Nischenlösung für High-end-Workstations. In der CW-Schwesterzeitung "Infoworld" lobt er allerdings Digitals Bemühen, "die hohe Leistungsfähigkeit von Alpha auch zu marktgängigeren Preisen anzubieten."