Schlechtes PC-Geschäft und Restrukturierung als Ursachen genannt

Digital ist wieder in die roten Zahlen gerutscht

09.08.1996

Die Zahlen, die Digital nun veröffentlichte, sind noch schlimmer, als manche Insider seit längerem befürchtet hatten. Das Unternehmen hat für das Geschäftsjahr 1995/96 (29. Juni) einen Verlust von 112 Millionen Dollar ausgewiesen. Entscheidend zu diesem Ergebnis beigetragen hat das vierte Quartal, das Digital mit einem Minus von 433 Millionen Dollar abschloß. Ursachen hierfür waren laut DEC vor allem die Aufwendungen für weitere Restrukturierungsmaßnahmen. Allein für die Entlassung von 1800 Mitarbeitern und die Schließung zusätzlicher Produktionsstätten mußten 492 Millionen Dollar aufgebracht werden. Ohne diese Abschreibungen hätte man im vierten Quartal einen Gewinn von 59 Millionen Dollar verbuchen können.

Unabhängig davon wird DEC-Chef Robert Palmer seit Wochen nicht müde, die aktuellen Verluste nur als einen vorübergehenden Rückschlag zu bezeichnen und entsprechende Durchhalteparolen zu verbreiten. Immerhin hatte das Unternehmen noch vor zwei Jahren unter Verlusten von mehreren Milliarden Dollar zu leiden. Gleichzeitig wurde die Belegschaft seit Anfang der 90er Jahre um knapp 50 Prozent auf rund 60000 Mitarbeiter reduziert. Weitere Entlassungen sind vorgesehen. Mit dem überraschenden Rücktritt von Vice-President Enrico Pesatori Anfang Juli schrillten jedoch in Expertenkreisen erneut die Alarmglocken. Kurze Zeit später kündigte die DEC-Presseabteilung ein "enttäuschendes Ergebnis" für das vierte Quartal an (siehe "Trübe Gewinnaussichten für Digital" in CW Nr. 28 vom 12. Juli 1996, Seite 1).

Schon vor vier Wochen wurden der Margenverfall sowie interne Schwierigkeiten im PC-Vertrieb, für den Pesatori unter anderem verantwortlich zeichnete, als die Hauptursachen des erneuten Einbruchs genannt. Hinzu kamen Probleme in den von einer nachhaltigen Rezession geplagten europäischen Märkten - beides Faktoren, die sich nach offizieller DEC-Lesart kurz- bis mittelfristig zum Positiven wenden lassen. Dies sollen auch andere von Digital veröffentlichte Zahlen und Trends belegen.

So hat sich der Umsatzrückgang im PC-Geschäft im vierten Quartal mit nur drei Prozent in Grenzen gehalten (über die Verluste, die Insider auf 80 bis 90 Millionen Dollar schätzen, wurden allerdings keine Angaben gemacht). Gleichzeitig konnte DEC bei seinen Alpha-Servern, im Unix-Geschäft und im Windows-NT-Umfeld offensichtlich starke Zuwächse verbuchen. Insgesamt stieg daher der Konzernumsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um fünf Prozent auf 14,6 Milliarden Dollar. Ohne besagte Umstrukturierungen hätte sich, so Digital, ein Gewinn von 380 Millionen Dollar ergeben.