Digital Business als Antriebsmotor

Digital Business als Antriebsmotor Verhaltene Wachstumsprognose schreckt Software-Anbieter nicht

12.02.1999
BERLIN (CW) - Trotz der befürchteten Konjunkturdelle und eines abgebremsten Wachstums des Gesamtmarktes hofft die deutsche Softwarebranche auch 1999 auf ein überdurchschnittliches Plus. Das jedenfalls ergab eine Blitzumfrage unter den gut 100 anwesenden Anbietern beim zwölften Software-Unternehmergespräch, das die Diebold Deutschland GmbH in Berlin veranstaltete.

Demnach gehen 69 Prozent der Befragten für dieses Jahr von mehr als zehn Prozent Wachstum aus. Keines der anwesenden Softwarehäuser fürchtet eine negative Geschäftsentwicklung; sieben Prozent rechnen mit einem Umsatzplus zwischen null und sieben, 24 Prozent glauben an Zuwächse von bis zu zehn Prozent.

Vor allem von den Geschäftschancen, die Internet/Intranet und die Telekommunikation eröffnen, erwarten die Branchenvertreter (51 Prozent) wichtige Impulse. Dieser Wert ist gegenüber der Vorjahresbefragung nochmals um acht Prozent gestiegen. Ebenfalls als aussichtsreich wird ein mögliches Engagement in Sachen Java gesehen (51 Prozent).

Offenbar glauben auch deutsche Softwerker den Prognosen der internationalen Marktforscher, die dem ERP-Markt für dieses Jahr ein bescheideneres Wachstum voraussagen. Von "Dienstleistungen im Umfeld von Standardsoftware anderer" versprechen sich jedenfalls mit 23 gut zehn Prozent der Befragten weniger profitable Geschäfte als 1998. Den Aufbau von Kooperationen nennen 65 Prozent als wichtige Maßnahme für künftiges Wachstum.

Unabhängig von der Befragung der Softwarehäuser beurteilt Diebold- Geschäftsführer Gerhard Adler die Wachstumsaussichten der Branche zurückhaltender: "Die IT-Branche wächst nicht mehr konjunkturunabhängig." Mit diesem seit mehreren Jahren wiederholten Mantra begann er seine Analyse des deutschen Marktes. Danach belief sich der Umsatz mit Informations- und Kommunikationtechnik im vergangenen Jahr auf über 270 Milliarden Mark - inklusive Embedded Systems und Unterhaltungselektronik. Den Markt für DV im engeren Sinn bezifferte Adler auf 87 Milliarden Mark, davon 57 Prozent für Software und Dienstleistungen. Mit rund 100 Milliarden Mark fiel der Umsatz im Segment Telekommunikation noch größer aus.

Aufgrund der schwer abschätzbaren konjunkturellen Gesamtentwicklung wartet die Diebold-Analyse für 1999 mit zwei Szenarien auf. Das optimistische geht von einem von 7,5 auf 6,5 Prozent gebremsten Wachstum des Informationstechnik- und Kommunikationsmarktes aus; das pessimistische weist dagegen nur noch ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber 1998 aus. In beiden Prognosen spielen das digitale Geschäft (E-Commerce) und die aus dem Fusionsfieber der letzten Jahre entstandene Notwendigkeit zur internationalen Integration der Geschäftsprozesse eine wichtige Wachstumsrolle. Einen mit 2,5 Prozent eher bescheidenen Beitrag zum Gesamtplus des Marktes dürften laut Diebold in diesem Jahr Y2K- und Euro-Umstellung sowie das Standardsoftware-Segment liefern.

Geht es mit der Konjunktur stärker bergab, sind den Beratern zufolge vor allem Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen betroffen: "Dann wird beispielsweise ein Laptop statt nach drei Jahren eben erst nach vier oder fünf Jahren ausgetauscht", erläuterte Adler. Für die Jahre 2000 bis 2003 rechnen die Berater mit einem durchschnittlichen Zuwachs des Gesamtmarktes zwischen vier und sechs Prozent pro Jahr.

Dem Softwareprodukt- und -services-Geschäft in Deutschland prognostiziert Diebold-Chefberater Fritz Jagoda dagegen ein überdurchschnittliches Wachstum von 8,1 Prozent im laufenden Jahr. Lediglich die Hardwarewartung, die seltsamerweise unter Softwareservices subsumiert wird, weist ein Minus von sieben Prozent aus. Die anderen Bereiche - Softwareprodukte, -projekte und -services - dürften laut Diebold um zehn bis elf Prozent zulegen.

Das Plus im Produktbereich wird vor allem durch Standardanwendungssoftware getragen (+13 Prozent). Allerdings faßt Diebold hier neben den ERP-Systemen auch System-Management- und Vertriebslösungen zusammen. Mit elf Prozent soll auch das Tool- und Datenbanksegment zulegen, was aus der vermutlich starken Nachfrage nach Middleware- und Data-Warehouse-Tools resultieren soll. Im Servicegeschäft schneiden Outsourcing (+17,5) und die IT- Beratung (+12,9) am besten ab.