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Digg lässt sich künftig von Microsoft vermarkten

26.07.2007
Digg.com, mit seinen von Nutzern bewerteten Nachrichten zur Ikone des so genannten Web 2.0 avanciert, kehrt Google den Rücken und lässt sich seine Textanzeigen künftig von Microsoft einblenden.

"Wir bei Digg konnten uns keinen besseren Partner vorstellen für unsere Weiterentwicklung", erklärte Digg-CEO Jay Adelson. "Sie sind ein junger Werbe-Service, sie sind innovativ, und sie sind willens, mit uns an vorderster Front zu arbeiten." Microsoft wird Digg.com zunächst in den kommenden drei Jahren mit Anzeigen beschicken, hauptsächlich mit kleinen, kontextrelevanten Text-Links.

Nach Zahlen von comScore World Metrix wurde digg.com im Juni von mehr als 9,5 Millionen Menschen besucht, um dort eine Nachricht zu lesen, vorzuschlagen oder zu bewerten. Digg steht im Wettbewerb mit ähnlichen Sites wie Reddit.com (im vergangenen Herbst übernommen vom Conde-Nast-Verlag) und Netscape (im Besitz von Time Warner). Finanzielle Details der Microsoft-Kooperation wurden nicht veröffentlicht, von Google gab es keinen Kommentar dazu.

Digg ist der erste prominente Kunde für Microsofts Werbeplattform "adCenter", seit der Redmonder Konzern im vergangenen Sommer die Social-Networking-Site Facebook unter Vertrag nehmen konnte. Microsoft fühlt sich nun angesichts des Neuzugangs und der bevorstehenden Übernahme von aQuantive im siebten Werbehimmel und zu Höherem berufen.

"Wir sind nun wahrhaftig die Speerspitze der aus unserer Sicht nächsten Generation von Werbung", sagte Steve Berkowitz, ein Senior Vice President in Microsofts Online-Sparte (239 Millionen Dollar operativer Verlust im zuletzt abgeschlossenen Quartal). Laut Berkowitz arbeitet Microsoft an Technik und Designs, um "die Nutzer enger mit der Werbung zu verbinden, sie ein Teil davon werden zu lassen".

Die Entscheidung von Digg dürfte zwar Googles Bilanz kaum direkt schmälern, trotzdem ist der Verlust einer solch "heißen" Web-2.0"-Firma aus Sicht von Chris Winfield, President der Social-Media-Marketing-Firma 10e20 LLC, natürlich ein echter Tiefschlag. Mit Digg und Facebook in der Tasche könnte Microsoft weitere Social-Networking-Sites als Kunden gewinnen.

Für Digg wiederum könnte die Entscheidung auch nach hinten losgehen. "Linux und Apple waren immer zwei der populärsten Dinge bei Digg, wohingegen Microsoft, die RIAA und dergleichen zu den meistgehassten gehörten", warnt Winfield. "Als Nutzer schaut man sich das dann und fragt sich dann 'Wie jetzt, auf einmal schließt Ihr einen Pakt mit dem Teufel?'". (tc)