IBM 402 & Co.

Diese Uralt-Technik ist noch immer in Gebrauch

06.07.2013
Von Benj Edwards

Der Color-Computer-Assistent

TCC 3. Quelle: John Kowalski
TCC 3. Quelle: John Kowalski
Foto: John Kowalski

Nur wenige Antik-Computer erfahren so viel aktive Hingabe wie der Tandy Color Computer 3 - eingeführt im Jahr 1986. Der CoCo 3 (wie er von seinen Fans genannt wird), hat nie auch nur annähernd so viele Exemplare verkauft wie beispielsweise Atari oder Commodore, genießt dafür aber umso stärkere Loyalität von seinen Benutzern. Der CoCo 3 markierte das Ende einer beliebten Reihe von Color Computer Produkten der Firma RadioShack, die das erste Modell im Jahr 1980 veröffentlichte. Das dritte Modell der Reihe entpuppte sich als beeindruckender Abgesang mit Unterstützung von 512 KB Speicher und eingebauten Grafik- und Sound-Verbesserungen - das alles unter Bewahrung von Abwärtskompatibilität mit der Prä-CoCo-3-Software.

Verständlich also, dass sich einige Leute standhaft weigern, ihren CoCo 3 nicht länger für Arbeit und Unterhaltungszwecke zu nutzen. Einer von ihnen ist John Kowalski, ein ehemaliger Entwickler von Konsolenspielen, der seinen CoCo 3 noch immer als unersätzlich ansieht. "Ich schalte ihn an, tippe ein kurzes Programm ein um etwas zu erledigen und lasse ihn laufen, bis die Ergebnisse da sind", sagt Kowalski. "Ich sehe ihn als meinen persönlichen Assistenten an - ich kann ihn so programmieren, dass er mir dir ermüdenden und repetitiven Aufgaben abnimmt, zum Beispiel automatische Dokument-Formatierung, während ich an etwas anderem weiter arbeite."

Namco Museum. Quelle Namco
Namco Museum. Quelle Namco
Foto: Namco Museum

Kowalski begann seine Reise ins CoCo-Land mit einem Color Computer 2 im Jahr 1984. 1986 stockte er auf den CoCo 3 auf und blieb der Plattform seitdem treu. Lediglich einige Hardware-Upgrades führte Kowalski aus, erhöhte den RAM etwa auf 2 GB und übertaktete die 6809-CPU auf pfeilschnelle 3,5 MHz. Während Kowalski beim Studio Crystal Dynamics bis Mitte der 90er Jahre Videospiele programmierte, spielte sein CoCo 3 eine Hauptrolle. "Jedes Spiel, an dem ich arbeitete, bestand zu einem gewissen Teil aus Daten des CoCo", sagt er. Titel wie "Namco Museum 50th Anniversary" und "Tron 2.0: Killer App" profitierten von der Antik-Maschine, die Kowalski als eine Art programmierbare, wissenschaftliche Rechenmaschine benutzte.

Für "Tron 2.0" beispielsweise - ein Titel für die erste Xbox von Microsoft - benutzte Kowalski den CoCo 3 um 3D-Techniken zu testen, die im Spiel enthalten waren. "Viele der Datensets, die die 3D-Engine benutzte, wurden auf dem CoCo generiert. Zum Beispiel wie Tabellen, die benutzt wurden, um Tiefe und Perspektive in der 3D-Ansicht zu berechnen und auch die Daten zur Fish-Eye-Reduktion", erklärt Kowalski. "Die Textur-Grafiken des Spiels wurden ebenfalls mit einem Konversions-Tool in Programmdaten übersetzt, das ich auf dem CoCo geschrieben habe."

Wenn Geschwindigkeit nur an zweiter Stelle stand, tippte Kowalski ein Programm im CoCo-eigenen BASIC-Übersetzer. Wenn große Mengen an Grafik- und Sounddaten mit im Spiel waren, wechselte er stattdessen zur Assembler-Sprache. Letztere erwies sich als besonders praktisch bei den Arbeiten an "Namco Museum" und "Atari Anniversary" - beides Titel, die überarbeitete Spiele-Klassiker von 80er-Jahre-Arcade-Games enthielten. Kowalski benutzte den CoCo um Grafikdaten aus den ursprünglichen Arcade-ROMS zu extrahieren und konvertierte sie in ein Format, das die Playstation-2-Konsole benutzen konnte. Ebenso fand der CoCo Einsatz beim Übersetzen des alten Arcade-Source-Codes und beim Aufbessern der alten Sound-Effekte.

Mit einer so alten Maschine könnte man denken, es wäre schwierig, die Arbeitsdaten auf einen moderneren PC zu übertragen. Doch Kowalski hat damit keine Probleme. Jahrelang übertrug er Daten mithilfe von 5,25 Zoll Floppy-Disks von seinem CoCo 3 auf seinen Windows PC. Heute verbindet er die Geräte lediglich mit einem Serial-Kabel und emuliert den PC dann als virtuelles Disk-Laufwerk. Kowalski sagt, sein aktueller Job, Elektronik-Hardware zu designen, beanspruche kaum Datengenerierung, weshalb er seinen CoCo nicht mehr so regelmäßig benutze. Trotzdem hat er die antike Maschine noch nicht in den Ruhestand geschickt. Kowalski behält sein 25 Jahre altes Schätzchen als seine Haupt-Arbeitsmaschine. Und sie ist jederzeit bereit, innerhalb von wenigen Augenblicken den Dienst wieder aufzunehmen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.