Hardware

Diese 14 Firmen beherrschten einst die Computer-Welt

15.01.2022
Von  , Shane O'Neill und
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
Brad Chacos schreibt unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation PC World.
Diese 14 Unternehmen waren einst die Giganten der IT-Welt. Viele sind längst Geschichte; einige halten sich noch immer, sind aber vom einstigen Glanz weit entfernt.
Diese 14 Firmen beherrschten einst die Computer-Welt
Diese 14 Firmen beherrschten einst die Computer-Welt
Foto: foxaon1987 - shutterstock.com

Aufstieg und Niedergang von ehemaligen Branchenführern - wir zeigen bekannte Beispiele für IT-Firmen, die entweder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind oder aber wieder versuchen, Anschluss an längst vergangene Zeiten zu finden. Und IT-Unternehmen, die immer noch bedeutend sind, aber eben längst nicht mehr die dominierende Rolle inne haben, die sie einst hatten.

1) Research in Motion (jetzt Blackberry)

RIM hat das Smartphone mit seiner Blackberry-Reihe quasi erfunden. Doch mit dem Siegeszug von iPhone und Android begann der Niedergang dieses kanadischen Unternehmens, weil seine Geräte immer mehr von Androiden und dem iPhone verdrängt wurden. Einnahmen und Marktanteile brachen rapide ein. Der Neustart mit dem neuen Betriebssystem ( Blackberry 10 ) und neuen Smartphones (dem Z10 und dem Q10) klappte nicht. Seit 2014 konzentriert sich Blackberry überwiegend auf Sicherheitstechnologien.

Im April 2019 teilte Emtek mit, dass es den Blackberry Messenger für Privatnutzer einstellt. Emtek hatte den Messenger Blackberry abgekauft.

2) AOL

AOL blickt zurück auf seine Geschichte als der erste Internet-Service und Anbieter von Instant-Messaging-Software. Im Jahr 2000 sah die Zukunft rosig aus, doch nach dem Zusammenschluss der Firma mit Time Warner ging's steil bergab. Jahr für Jahr verlor AOL weiter an Boden. 2009 trennte sich Time Warner vom angeschlagenen Internet-Konzern. Zwischendurch hatte AOL unter anderem die Webseiten Techcrunch, Huffington Post und Engadget unter seine Fittiche genommen und sich derzeit als Firma für digitale Medien neu erfunden. Doch das half alles nichts.

Mittlerweile ist AOL nur noch ein Webportal, das zu Verizon gehört. Verizon hat das Geschäft von AOL mit dem von Yahoo sowie mit Engadget, The Huffington Post, Mapquest, Techcrunch und Tumblr in dem neuen Tochterunternehmen Oath zusammengefasst.

AIM; Der AOL Instant Messenger, wurde bereits am 15.12.2017 eingestellt.

3) Yahoo

Um die Jahrhundertwende herum war Yahoo ein regelrechtes Internet-Treibhaus für News, Suchfunktionen, E-Mail und Werbeanzeigen. Doch dann platzte das Unternehmen zusammen mit der Internet-Blase und war in den Folgejahren stets mindestens zwei Schritte hinter Konkurrent Google. Das Fehl-Management der Webseiten und der stetige Wechsel der Firmenchefs haben Yahoos Fall nur noch weiter beschleunigt. Die einstige Google-Frau Marissa Mayer als Yahoo-Chefin hat das Kerngeschäft von Yahoo nach etlichen Wirrungen und Irrungen und einem desaströsen Hackerangriff an Verizon verkauft und dabei ordentlich verdient.

Yahoo gehört nun zu Oath. Der Yahoo Instant Messenger YIM wurde außerdem eingestellt.

4) Sun Microsystems

Sun war einst ein legendärer technologischer Vorreiter mit Wurzeln, die noch in die 1980er Jahre zurückreichen. Sun hat die Programmiersprache Java erfunden! Bis ins Jahr 2000 zählte Sun zu den kräftigsten Zugtieren des IT-Business. Als dann die Internet-Blase platzte, geriet der Konzern gewaltig ins Stolpern und fand nie wieder so richtig auf die Füße. Firmen kauften die Hochleistungs-Server von Sun nicht länger, und zwischen 2001 und der Übernahme durch Oracle im Jahr 2009 wurde Sun immerzu von Einnahmerückgängen, Entlassungswellen und Aktieneinbrüchen bedroht.

2010 hörte Sun auf zu existieren. Seine Produkte wie Java, Open Office, Netbeans, My SQL bilden aber weiterhin einen wichtigen Teil des Rückgrats der modernen IT-Landschaft.

Sie wollen wissen, was aus den genialen Technologien von Sun geworden ist: So erging es Suns Produkten unter Oracle.

5) Napster

Der Peer-to-peer-Datei-Austausch-Service entfachte im Jahr 1999 eine regelrechte Revolution: Nutzer konnten damit Musik aus dem Internet herunterladen. Kostenlos! Doch wie die meisten Revolutionen war auch diese flüchtig. Napster starb einen jungen Tod im Jahr 2001, nachdem ein Gericht wegen Urheberrechts-Verletzungen die Schließung veranlasste. Die Marke Napster wurde kurz darauf gekauft und als rechtlich unbedenklicher Online-Musik-Shop neu eröffnet.

Heute konkurriert Napster mit vielen anderen Musik-Streamingdiensten wie Spotify, Apple Music, Amazon Music oder Google Play Music, gegen die es sich nie durchsetzen konnte. Napster liefert unter anderem die Basis für Aldi Life Musik. Auch wenn es nie wieder den revolutionären Status von 2000 zurückgewinnen konnte, war Napster doch etwas, was die wenigsten Firmen von sich behaupten können: ein echter Pionier.

6+7) Altavista und Geocities

Altavista und Geocities waren zu AOLs großer Zeit das Gleiche wie heute Google und Wordpress - zumindest bevor die beiden Firmen für viel Geld von Yahoo gekauft wurden. Allerdings half das ganze Geld nicht, die beiden Internetseiten zu retten. Yahoo fuhr Geocities 2009 herunter, wogegen Altavista bis Juli 2013 überdauerte.

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8) Myspace

Zwischen 2004 und 2007 war Myspace eines der dominantesten Sozialen Netzwerke für Privatnutzer, Firmen, Musiker und mehr. Und noch dazu eine der am häufigsten besuchten Webseiten überhaupt. Anfang 2008 übernahm Facebook das Social-Media-Ruder und konnte sich mit schnelleren Innovationen und besseren Ideen durchsetzen.

Seit der Übernahme durch Rupert Murdochs News Corp. im Jahr 2005 galt Myspace allgemein nur noch als "noch ein Besitztum von Rupert Murdoch". Der Traffic der Webseite ging massiv zurück, Nutzer wanderten nach und nach zu Facebook ab. Im Jahr 2011 wurde die Firma verkauft und gehört nun sowohl Specific Media als auch Justin Timberlake. Unter dem Namen "New Myspace" richtet sich die Seite nun stärker an der Musikbranche aus. Doch im März 2019 verlor Myspace 50 Millionen MP3s.

9) Nokia

Falls Sie es bereits vergessen haben sollten: Nokia war der weltgrößte Verkäufer von Mobiltelefonen in den Jahren 1998 bis 2012. Danach musste Nokia aber herbe Verluste durch iPhone und Android-Smartphones einstecken. Ein Deal mit Microsoft im Jahr 2011, durch den auf nahezu allen Nokia-Geräten das Windows Phone-OS implementiert wurde, konnte das Handygeschäft von Nokia auch nicht mehr retten. Microsoft übernahm 2014 die Mobilfunksparte von Nokia - das sich bis heute auf den Bereich Netzwerk- und Telekommunkationstechnik konzentriert - und brachte eine Zeit lang unter dem Markennamen Nokia Handys heraus, doch auch dieses Geschäft scheiterte.

HMD Global wagte mit dem Markennamen Nokia einen Neustart und verkauft darunter Android-Smartphones für verschiedene Preissegmente sowie Retro-Handys. Dabei versucht HMD Global vor allem durch die Qualität seiner Smartphone-Kameras zu glänzen.

10) Gateway

Noch ein gefallener Held der 90er Jahre ist Gateway, ein Unternehmen aus Iowa. Einst stellte es hochwertige aber bezahlbare Windows-PCs für die breite Masse her und hatte eine Zeit lang sogar diverse Läden in den USA. Doch die Dot-com-Wirtschaftskrise traf Gateway hart. Lange Zeit versuchte das Unternehmen erfolglos, sein Angebot auf günstige Fernseher, Kameras und Router auszuweiten, schaufelte sich aber mit schlechtem Kundenservice sein eigenes Grab.

Das angeschlagene Gateway ging 2007 zum Preis von 546 Millionen Euro in die Hände von Acer über. Zum Vergleich: 1997 hatte Compaq für Gateway noch knapp 5,3 Milliarden Euro geboten.

11) Lycos

Lycos wird wohl auf ewig als die Suchmaschine mit dem Labrador im Gedächtnis bleiben, die gnadenlos von Google verdrängt wurde. Im Jahr 1999 war Lycos jedenfalls die weltweit am häufigsten besuchte Webseite im Netz. Dann wurde sie an den spanischen Provider Terra Networks verkauft und es ging bergab.

Nach der Niederlage gegen Google wandte sich Lycos vom Suchmaschinen-Dasein ab, verkaufte eine Menge seines Bestands und erfand sich als Portal für Games, E-Mails, News und Web-Publishing-Tools neu. Doch dieser Neustart scheiterte. Lycos existiert zwar noch, führt aber ein absolutes Schattendasein.

12) Hewlett-Packard

HP hat in den 1940ern als Garagen-Start-up begonnen und sich zum strahlenden Helden des Silicon Valley hochgekämpft. HP war und ist ein wichtiger Hersteller von PCs und vor allem von Druckern. Doch das Unternehmen hat mehrere Strategiewechsel, Umstrukturierungen und Aufspaltungen und unzählige Entlassungswellen hinter sich. Die Firma hat den Wechsel auf Mobile verpasst und versucht deshalb immer wieder, ihr Geschäftsmodell neu zu arrangieren.

Die ehemalige CEO Meg Whitman scheint HP wieder auf die richtige Bahn gebracht zu haben. Mit seinem breiten Portfolio an Produkten und kürzlichen Neuerwerbungen dürfte der Konzern für die Zukunft gut aufgestellt sein. Doch der einstige strahlende Held des Silicon Valley wird HP nie wieder werden.

13) Netscape

In den frühen Tagen des Internets war der Netscape Navigator der einzige Browser von Bedeutung. Seine Nutzeranteile lagen bei 90 Prozent. Doch im ersten Browserkrieg der späten 1990er Jahre wurde Netscape von Microsofts Internet Explorer geradezu plattgewalzt. Vor allem wohl, weil Microsoft seinen IE in jede Version von Windows integrierte. Netscape hatte dagegen keine Chance und wurde 2007 als Browser eingestellt.

Doch das untergehende Netscape übte süße Rache: Bevor das Unternehmen Netscape Communications 1998 von AOL übernommen wurde, übergab es seinen Open-Source-Code an die gemeinnützige Mozilla Foundation. Die wiederum nutzte den Code, um Firefox zu erschaffen - den beliebten Browser, der heute von Millionen genutzt wird und dem Internet Explorer große Marktanteile abgenommen hat.

14) Palm

Lange vor Smartphone und Tablet gab es den PDA - und unter ihnen war Palmpilot der König. All-in-one-Smartphones, angeführt von RIMs Blackberry, führten Anfang 2000 zum Aussterben der PDAs. Doch Palm passte sich an und veröffentlichte im Lauf der Jahre durchaus hochwertige Smartphones wie das Palm Treo, das Centro und das Pre. Das Unternehmen entwickelte 2009 sogar ein eigenes Mobil-System mit dem Namen Web-OS, das erstmals auf dem Palm Pre zum Einsatz kam. Doch die Verkäufe des Pre waren schlechter als gedacht, so dass sich das Pre zu Palms letztem Produkt entwickelte. Die Firma wurde im Jahr 2010 von HP aufgekauft, das die Marken Palm und Web-OS komplett einstampfte.

(PC-Welt)