Dienstleistungswirtschaft schafft 450.000 neue Jobs - und klagt über Fachkräftemangel

16.04.2007
Von Dorothea Friedrich
Die Dienstleistungsbranche schafft in Deutschland 450.000 neue Jobs und sorgt für mehr Aufträge und Investitionen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Dienstleistungsreports des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Wie das Online-Magazin NeueNachricht berichtet, wird die Konjunktur im Dienstleistungsgeschäft im Frühjahr 2007 einen großen Sprung nach vorne machen. Die Geschäftslage sei so gut wie seit 15 Jahren nicht mehr, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Ursache sei der Export-Boom, von dem insbesondere die unternehmensbezogenen Dienstleister profitierten. Außerdem trügen jetzt auch personennahe Serviceanbieter wie zum Beispiel Leasinggesellschaften, private Bildungsanbieter, Kinos und Sportstudios die Dynamik des Aufschwungs mit.

Die Dienstleistungsunternehmen erwarten, dass im Jahr 2007 auch die Binnenkonjunktur weiter an Fahrt gewinnt. „Insbesondere Branchen wie zum Beispiel die IT-Dienste, die Werbewirtschaft, die Sicherheitsdienstleister, die Zeitarbeitsunternehmen und nach Jahren der Jobflaute auch wieder die Verkehrs- und Logistikwirtschaft schaffen neue Jobs", sagte Wansleben. „Sie suchen aber gleichzeitig nicht selten vergeblich nach passenden Mitarbeitern."

Insbesondere die IT-Branche würde davon profitieren, wenn für qualifizierte ausländische Fachkräfte die Zugangshürden zum deutschen Arbeitsmarkt gesenkt werden. Vor allem Erleichterungen für ausländische Absolventen einer deutschen Hochschule sind aus DIHK-Sicht längst überfällig. Denn diese Personen beherrschten die deutsche Sprache und seien bereits gut integriert. Ausländer, die hierzulande im Anschluss an ihr Studium einen Job mit einem jährlichen Mindestgehalt von 40.000 Euro finden, sollten daher in Deutschland bleiben können.

Sehr vielen Industriegüterherstellern fehlten schlichtweg Ideen, um das Kundendienst- und Servicegeschäft zu einer stärkeren Quelle von Umsatz und Ertrag zu entwickeln, kritisierte dagegen Michael Müller, Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW). „Da kann man schnell den Anschluss verlieren und sich abwärts bewegen. Es mangelt an innovativen, integrierten Informationssystemen. Nur wenige Firmen sind in der Lage, in der gesamten Serviceorganisation einheitliche Qualitäts- und Leistungsstandards durchzusetzen. Auch in der Ersatzteillogistik und im Anlagen-Management werden die Innovationspotentiale moderner Technologien noch zu wenig genutzt“, sagte Müller weiter. Besonders die klassischen Industrieprodukte, die mittlerweile überwiegend im Ausland hergestellt werden, könnten durch ausgefeilte Dienstleistungskonzepte eine Aufwertung erfahren.

„Smarte Produkte führen zu völlig neuen Dienstleistungen und verlängern die Wertschöpfungskette. So können der After-Sales-Service und die Logistikbranche in erheblichem Maße von den Zukunftstechniken profitieren, etwa bei einer besseren Überwachung für eine vorbeugende Gerätewartung, die zu reduzierten Betriebskosten und Ausfallzeiten führt. Die präventive Wartung optimiert die Betriebsbereitschaft der Produkte. GPS und die rasante Entwicklung von präzisen Navigationsdiensten zeigen schon jetzt, wo die Reise hingeht“, so Müller weiter. Bei der Diebstahlssicherung, Fälschungssicherung, Rückverfolgung und Nachbestellung könne man Methoden entwickeln zur Einschätzung und Verrechnung des entstehenden Risikos.

Dabei glaubt er unter anderem an die Funkchiptechnologie RFID: „RFID im Auto kann Daten zu Fahrstrecke, Tageszeit oder Geschwindigkeit ermitteln und die Grundlage zur Berechnung der monatlichen Versicherungskosten darstellen. Der smarte Werkzeugkasten übernimmt die Aufgabe der Vollständigkeitskontrolle etwa bei der Flugzeugwartung und benachrichtigt Mechaniker, falls Werkzeuge fehlen oder sich an der falschen Stelle befinden. RFID-Chips entlasten den Mechaniker von aufwendigen Kontrollen und benachrichtigen ihn nur beim Auftreten von Fehlern. Der Einsatz von Mitarbeitern, Bauteilen und Werkzeugen erfolgt zielgerichteter und verringert unproduktive Tätigkeiten wie Suchaktionen oder Wartezeiten. Die Technologie kann sogar sicherstellen, dass die Mechaniker die richtigen Aktionen am Flugzeug ausführen, die richtigen Bauteile und Werkzeuge verwenden.“ Nur wenn Deutschland in diesen neuen Geschäftszweigen in der ersten Liga mitspiele, sei man auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig.