Informatikmarkt wächst in den kommenden Jahren nur noch langsam

Diebold: DV ist zu einer ganz normalen Branche geworden

22.12.1989

FRANKFURT (CW) - Seit 1985 verlangsamt sich das Wachstum im Markt für Informationstechnik auch in der Bundesrepublik stetig. Die DV-Hersteller liefern sich einen erbitterten Wettbewerb um Nischenmärkte. Die Chancen auf eine Wende, prognostizert die Diebold Deutschland GmbH, sind schlecht.

Diebold-Chef Dr. Gerhard Alder sieht auf die Informatik-Industrie harte Zeiten zukommen. Er rechnet mit einem Bereinigungsprozeß. Dabei seien die finanzstarken Anbieter in der Vorhand. Generell erwartet Adler bis 1994 nur noch ein Gesamtwachstum von fünf bis sieben Prozent. Kommentiert der Marktforscher: "Die DV ist zu einer ganz normalen Branche geworden." In den kommenden Jahren werde das Wachstum nahezu ausschließlich von Software und DV-Dienstleistungen getragen: "Die Sättigung des traditionellen DV-Marktes zeichnet sich ab."

Die Mainframe- und Minicomputer-Hersteller etwa können sich laut Adler immer weniger auf Erfahrungswerte stützen. Das Ausweichen auf andere Teilmärkte, auf Bereiche mit Wachstumschancen - Adler nannte hier die Konsum- und Industrie-Elektronik sowie Netze und Mehrwertdienste - sei jedoch mit großen finanziellen Risiken verbunden.

Auch im PC-Markt, so die Diebold-Analyse, werden die Bäume nicht länger in den Himmel wachsen. Bereits jetzt sei das Potential zu mehr als 60 Prozent ausgeschöpft, 1992 würde der Rest gerade noch zehn Prozent ausmachen. Die Anwender interessierten sich auch im PC-Bereich zunehmend für Ersatzund Erweiterungs-Investitionen - im übrigen orientierten sie sich an Preisklassen. Antizyklische Investitionen, um in konjunkturschwachen Zeiten zu rationalisieren, würden kaum noch getätigt. In die Datenverarbeitung wurden von Anwenderfirmen nach Diebold im abgelaufenen Jahr 46,5 Milliarden Mark investiert, davon bereits 22 Milliarden für Software und Service. Der gesamte Informatikmarkt hatte ein Volumen von 155 Milliarden Mark (1988: rund 145 Milliarden).