Die wichtigsten Trends für 2011

Die Zukunft der Virtualisierung

25.05.2011
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.

Probleme gibt es inklusive

Bislang ist die praktische Umsetzung von VDI jedoch aufwändig und bleibt daher noch den großen Unternehmen vorbehalten. Die wesentlichen Hindernisse sind:

• Hohe Anfangskosten: Kostentreiber ist vor allem der benötigte zentrale Netzwerkspeicher (SAN) mit den zugehörigen Hochleistungsnetzwerken. Allein die Kosten hierfür können bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Analysten gehen davon aus, dass in vielen Fällen mit dem Return on Investment (RoI) erst nach mindestens drei Jahren zu rechnen ist. Forrester Research hat ermittelt, dass Unternehmen etwa 605 Euro pro Anwender für ein Desktop-Virtualisierungsprojekt ausgeben. In vielen Fällen ist daher für kleine und mittelständische Unternehmen VDI noch zu teuer beziehungsweise unwirtschaftlich.

• Hohe Komplexität: In der Regel bedarf es einer Fülle von Komponenten und Diensten, um eine VDI-Umgebung aufzusetzen. Dazu gehören etwa Shared Storage, Loadbalancing, Hochverfügbarkeit, Connection Broker usw.

• Benutzererfahrung: Viele der verwendete Protokolle schränken die Anwendungsmöglichkeiten für Benutzer ein. Multimedia-lastige Anwendungen oder der Einsatz von VoIP an virtuellen Arbeitsplätzen scheiden zum Teil aus. Ein weiterer Nachteil ist die fehlende Möglichkeit zur Offline-Nutzung des virtuellen Desktops.

Im ungünstigen Falle verursachen virtualisierte Desktops sogar höhere Kosten als die alte Fat-Client-Armada, wobei dann unter Umständen obendrein noch die Probleme der konventionellen Desktop-Umgebung ins Data Center verlagert werden. Zu bedenken ist, dass eine Desktop-VM fast vollständig einem physischen Client entspricht und wie dieser Virenschutz, Updates und Wartung benötigt. Auch Standard-Anwendungen können Probleme bereiten, wenn sie zum Beispiel zwar Windows 7 fähig sind, jedoch nicht (optimal) über ein Remote Protokoll funktionieren.

Auf den ersten Blick profitieren von dem Konzept vornehmlich große Unternehmen, die viele ähnliche Arbeitsplätze haben und bei denen viele Mitarbeiter mehr oder weniger die gleichen Anwendungen nutzen. Dennoch sollten sich die Mittelständler dieser Technik nicht verschließen, denn neben den Lösungen von VMware, Citrix und Microsoft gibt es auch für sie passende Produkte:

• VMware View: Software für Server Hosted Virtual Desktops (SHVD).

• Citrix XenDesktop: Komplettpaket aus XenServer, Delivery Controller und Provisioning Server.

• Microsoft VDI (Standard Suite, Premium Suite): Komplettpaket aus Hyper-V, Management-Tools (unter anderem SCVMM), MDOP mit App-V und Remote Desktop Services (RDS).

• Quest vWorkspace: leichtgewichtige Alternative zu VMware und Citrix

• Red Hat mit RHEV 2.2 und SPICE als eigenem Remote-Protokoll

• Kaviza VDI-in-a-Box als Lösung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

• Ericom PowerTerm WebConnect ist ebenfalls sine KMU-Lösung

• MokaFive richtet sich an KMUs, um virtuelle Desktops zentral verwalten und lokal ausführen zu können

Schlanke Alternativen

Inzwischen sind alternative VDI-Lösungen auf dem Markt, die sich gezielt der Anforderungen der KMU annehmen. Sie sind kostengünstiger, deutlich weniger komplex und stellen geringere Anforderungen an die Hardware.

Kaviza VDI-out-of-the-box ist ein solches Programm. Besonders hervorzuheben ist die Genügsamkeit bei der Server- und Storage-Ausstattung und die angesichts dessen trotzdem gebotene Hochverfügbarkeits-Versicherung. Da die Anfangs-Kosten vergleichsweise gering sind, rechnet der Hersteller vor, dass sich der Einsatz ab etwa 25 Anwendern beziehungsweise virtuellen Desktops lohnt. Allerdings: An die Administratoren werden trotz allem recht hohe Ansprüche gestellt, da zunächst einmal das Thema Server-Virtualisierung als Basisinfrastruktur (auf Basis von Citrix XenServer oder VMware ESX(i)) gemeistert werden muss.

Applikations- und User-Virtualisierung

Virtualisierte Desktops bringen erst einen wirtschaftlichen Nutzen, wenn die Applikations- und Benutzerverwaltungs-Infrastruktur flexibilisiert und vom eigentlichen Desktop abgekoppelt gespeichert und verwaltet wird. Denn virtuelle Desktops werden auf Basis zentraler Images generiert und bereitgestellt, die für die meisten Anwender identisch sind. Da empfiehlt es sich, neben den Applikationen auch die Benutzerdaten unabhängig zu speichern und dynamisch von zentraler Stelle aus zur Verfügung zu stellen.

Die Virtualisierung von Desktop-Anwendungen kann dabei vor allem die Administration durch installationsfreie Softwareverteilung vereinfachen und Migrationsvorhaben wie Windows 7-Einführungen sicherer gestalten. Die Softwareverteilung erfolgt dabei ohne Installation, dadurch werden Konflikte mit anderer Software sowie Treibern und Inkompatibilitäten mit unterschiedlichen Betriebssystem-Versionen vermieden. Anwendungen werden in einem virtuellen Container auf dem Client-PC ausgeführt, womit die Applikation gegenüber dem Betriebssystem abgeschottet wird. Desktops werden dafür nur mit einem standardisierten Betriebssystem-Image sowie einem Agent für die virtualisierte Softwarebereitstellung versehen.

Der Vorgang ist für den Anwender völlig transparent: Wenn der Benutzer sich anmeldet, erhält er automatisch sämtliche Verknüpfungen zu allen für ihn vorgesehenen Applikationen eingerichtet. Beim ersten Start einer solchen Anwendung wird diese zur Echtzeit vom Server gestreamed. Bei Aktualisierung der zentral gehosteten Applikation erhält der Benutzer-PC automatisch das entsprechende Update.

Produkte für Applikationsvirtualisierung

  • VMware ThinApp;

  • Microsoft App-V;

  • Symantec Altiris SVS.