Die Zeichen stehen auf Sturm Anwender erbost ueber die Politik von Informix

16.09.1994

MUENCHEN (ua) - "Wir werden uns wehren" - diese Kampfparole hat sich die deutsche Informix-User-Gruppe (IUG) auf die Fahnen geschrieben. Sie wirft dem Datenbank- und Tool-Hersteller vor, er foerdere mit seiner Preis- und Vertriebspolitik nur die grossen Kunden. Kleinere Anwender lasse das Unternehmen dagegen links liegen.

"Hier geht es um das ueberleben von kleineren Unternehmen", fasst Marc Jung die Befuerchtungen zusammen, die ihm als Vorsitzendem der Benutzergruppe zu Ohren kamen. Informix unterstuetze offenbar Bestrebungen des Distributors Computer 2000, die auf eine monopol-

artige Marktbeherrschung zielten. "Dieses Unternehmen versucht schon seit geraumer Zeit mit Haenden und Fuessen, in Deutschland einen Exklusivvertrag fuer die Informix-Produkte zu ergattern", echauffiert sich Jung. Computer 2000 sei jedoch ein reiner "Verkaufsladen". Mit Support und technischem Know-how sei nicht zu rechnen. Darauf seien jedoch Unternehmen mit einer Entwicklungsmannschaft von bis zu 20 Mitarbeitern angewiesen, meint Jung. Mehraufwand, verursacht durch Schulung oder Consulting, koennten sie sich nicht leisten.

Nach Ansicht von Beatrice Dolinski, Marketing-Frau bei der Informix-Software GmbH, Ismaning, schlagen die Wellen nur deshalb so hoch, weil Informix kuerzlich die Projektgruppe des Unix- Distributoren Garmhausen & Partner erstanden habe. Waehrend sie betont, dass der Distributionszweig selbstaendig geblieben sei, befuerchteten die Anwender, zum Schluss bleibe nur Computer 2000 uebrig.

Daneben hat Informix Distributionsvertraege mit Raab-Karcher, der Toplog sowie der Bytec GmbH aus Pettnang, deren Vertrag 1995 auslaeuft.

"Fragwuerdig" finden die IUG-Mitglieder auch die Informix- Preispolitik. Kosten laut Jung Runtime-Lizenzen fuer Informix- Applikationen in der Regel 800 bis 2000 Mark, biete SNI gleichwertige Produkte fuer rund 500 Mark an. Kleine Firmen griffen allerdings nicht unbedingt zu SNI-Hardware. Dazu Informix- Gesch ftsfuehrer Klaus Blaschke: "Informix hat keinen Einfluss auf die Endbenutzerpreise." Die Kritik trifft darueber hinaus auch die Preisgestaltung der kuerzlich vorgestellten Entwicklungs-Tools

"New Era". Eine Entwicklungslizenz kostet etwa 9000 Mark, und die Runtime-Lizenzen schlagen noch einmal mit rund 1000 Mark zu Buche. "Der Preis ist nicht gerechtfertigt, zumal das Tool spaet auf den Markt kommt und zur Zeit nur Applikationen fuer Informix- Datenbanken geschrieben werden koennen", protestiert der IUG- Vorsitzende. "Informix kopiert in seiner Preispolitik Oracle. Da koennen wir Kleinen nicht mithalten."

Doch die Befuerchtungen der Informix-Anwender betreffen die Auswahl von passenden Entwicklungswerkzeugen. Seit etwa einem halben Jahr bemueht sich, wie Jung weiss, unter anderem die Firma 4Gs aus Strassburg um die Offenlegung der Windows-Intermediat-Formate von New Era. Wie Juergen Degenhardt, Leiter des Produkt-Marketings bei Informix, erlaeutert, liegt die Verzoegerung an der noch ausstehenden Dokumentation. Der Informix-Marketing-Partner, Westmount Technology, konnte jedoch mit der Entwicklung ergaenzender Tools beginnen.