Die zehn Verlierer des Jahrzehnts

22.12.1989

Schlußgong für die 80er Jahre. Blick zurück nach vorn: Die CW hat stets versucht, ihre Leser bestmöglich zu informieren, auch dadurch, daß sie Stellung bezog und Prognosen abgab. Nicht, daß uns die Entwicklung immer Recht gegeben hätte, aber die Trefferquote war hoch. Der Kolumnist kann das sagen. Hier die zehn markantesten Lernkurven des Jahrzehnts, (vor)gezeichnet in der COMPUTERWOCHE:

Minicomputer (CW vom 15. August 1980): "So ist die Minicomputer-Euphorie in Nüchternheit umgeschlagen, der freilich die Fixpunkte am Entwicklungshorizont fehlen."

Mittlere Datentechnik (CW vom 6. März 1981): "Mit der MDT-Herrlichkeit ist es vorbei - ein für alle Mal."

Office of the future (CW vom 28. August 1981): "Das Büro der Zukunft - ein Dauerlangweiler? Nur wenige fragen, ob hier nicht einer Nachfrage nachgelaufen wird, die gar nicht existiert.

Nixdorf (CW vom 16. September 1983): jetzt sieht sich der bundesdeutsche Renommier-Computerbauer, was die Umsatzzahlen noch nicht zeigen, zunehmendem Wettbewerbsdruck ausgesetzt.

Burroughs und Sperry (CW vom 21. Juni 1985): "Reicht der Appell an die Burroughs- und Sperry-Kunden aus, jetzt nicht panikartig in die Arme von Mother Blue zu flüchten?"

100-Milliarden-Dollar-Company IBM (CW vom 31. Januar 1986): "Der Mainframe-Monogamist expandiert weiter, doch sind seinem Wachstum offensichtlich Grenzen gesetzt."

IBM-Abteilungsrechner 9370 (CW vom 17. Oktober 1986): "Ist der Zwischenframe mit seiner 370-Architektur nur eine Zwischenlösung?"

System Anwendungs-Architektur SAA (CW vom 27. März 1987): "Die IBM braucht die Hilfe der Software-Unternehmen."

ADV/Orga (CW vom 30. Oktober 1987): "Das Abrutschen ist typisch für die Entwicklung einer vermeintlich unabhängigen Softwarebranche, die in Wirklichkeit ganz auf Mother Blue fixiert ist."

OSF und AIX (CW vom 27. Mai 1988): "Wozu einen weiteren Standard - noch dazu ohne die Unix-Urmutter AT&T?"

Soweit unsere "Vorschau"-Nachlese. Der größte Verlierer war eindeutig die "Elektronische Kommunikation", siehe "Office of the future", siehe Bildschirmtext, siehe ISDN. Nicht schade drum. Sollte der Anwender gar nicht gefragt worden sein? Auch den MIS-Möchtegernen (Stichworte: Decision Support und Expertensysteme) wurde erneut eine Absage erteilt. Der Computer wäre keiner, wenn er allzu menschlich ausfiele. Es gab aber auch ein Sieger-Gespann: Unix und der Unix-Anwender. Wer denn sonst! In diesem Sinne: Auf ein Neues (Jahrzehnt)! Um einen Tip für den ersten Verlierer sind wir nicht verlegen: OS/2.