Ein Monument wackelt

Die Windows-Ära geht zu Ende

15.12.2008
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

5. Herausforderung: Web und RIA statt Desktop-Software

Der Browser hat sich zur wichtigsten Client-Anwendung gemausert. Fortschritte bei der Entwicklung von Web-Anwendungen, etwa durch dynamisches Nachladen von Seitenfragmenten mittels Ajax, führen dazu, dass plattformunabhängige Alternativen zu Fat-Client-Anwendungen immer beliebter werden.

Mit Chrome stellte Google einen Browser vor, der sich besonders für die Ausführung von Anwendungen eignet, während der Internet Explorer und Firefox ursprünglich zum Anzeigen von HTML-Seiten entwickelt wurden. Nach der ersten Aufregung wurde es mittlerweile still um den Web-Client aus dem Hause Google. Man kann allerdings davon ausgehen, dass die Internet-Company hier noch kräftig nachlegen wird.

Sliderocket ist eines der Vorzeigeprojekte für funktionsreiche Flash-Anwendungen.
Sliderocket ist eines der Vorzeigeprojekte für funktionsreiche Flash-Anwendungen.

Trotzdem verbleibt auch dann noch eine Reihe von anspruchsvolleren Anwendungen, die sich nicht im Browser abbilden lassen. Diese Lücke füllen die so genannten Rich Internet Applications (RIA) jedoch immer besser. Lange Zeit war dieses Kürzel synonym mit Adobe Flash, das mit der Einführung von AIR nicht mehr darauf beschränkt ist, Code im Kontext einer HTML-Seite auszuführen. Als Distributionskanal bleibt zwar der Browser, aber Anwendungen lassen sich lokal installieren und damit auch offline nutzen. Aktuelle Beispiele wie der Powerpoint-Konkurrent "Sliderocket" zeigen, welche Möglichkeiten RIAs bereits bieten.

Microsoft versucht mittlerweile, wenn auch etwas verspätet, mit "Silverlight" seine eigene RIA-Plattform zu etablieren. Nachdem Flash fast alle gängigen Systeme unterstützt, dürfte Microsoft ohne eine glaubhafte Multiplattformstrategie nicht weit kommen. Derzeit liegt die benötigte Ablaufumgebung auch für den Mac vor, eine Version für Linux ("Moonlight") soll in Zusammenarbeit mit Novell entstehen. Selbst wenn es den Redmondern gelingt, sich gegen Adobe zu behaupten, würde sich damit das Windows-Business wesentlich verändern. Zudem scheint es unwahrscheinlich, dass die auf .NET basierende Technik eine ähnliche Monopolstellung erreicht wie das Win32-API in seinen besten Jahren.