Die Weichen für einen Aufschwung sind gestellt

20.01.2003
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Dennoch: Dem IT-Standort Deutschland im Jahr 2002 lässt sich durchaus auch Erfreuliches abgewinnen. Betrachtet man die einzelnen Segmente Software, Hardware oder Services, so prägten vor allem Konsolidierungen das Geschehen. Ein schmerzhafter Prozess war in Gang gekommen, aus dem sowohl die Firmen als auch der Standort gestärkt hervorgehen können. „Aus Erfahrungen allgemein, aber gerade aus den schlechten, wird man klüger“, verweist Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder auf die guten Seiten der Entwicklung.

Klüger geworden Aus schlechten Erfahrungen lernt man besonders viel - demnach wäre 2002 ein breites Fundament für den neuerlichen Aufschwung der deutschen IT-Szene gelegt worden. Zwar dominierten wieder einmal die schlechten Nachrichten, aber es gibt auch einige Lichtblicke.

Nachdem sich der Schock über das Platzen der Internet-Blase und die weltweite Wirtschaftskrise gelegt hatte, begannen viele Firmen mit längst überfälligen Aufräumarbeiten. Geschäftsmodelle wurden überdacht, Kosten gesenkt und der Blick auf das Wesentliche wieder geschärft. Lautete das Motto der vergangenen Jahre noch „Umsatz- und Kundenwachstum um jeden Preis“, schob sich nun wieder das Thema Profitabilität in den Vordergrund. Und nicht wenige Unternehmen konnten bereits die ersten Früchte dieser Neuorientierung ernten. Diese schlugen sich zwar beim Gros der Anbieter noch nicht in signifikant steigenden Umsätzen oder hohen Gewinnen nieder, doch die Weichen sind neu gestellt.

Die Firmen sind mittlerweile in der Realität angekommen. „Das schlägt sich auch in der Management-Qualität vor allem in jungen Unternehmen nieder“, so Rohleder. „So manche haben gelernt, sich auch in einem schrumpfenden Markt zu behaupten.“ So würden sie das Vertrauen von Mitarbeitern und Anlegern zurückgewinnen.

An die Mär vom Wachstum ohne Ende mit traumhaften Renditen glaubt heute ohnehin niemand mehr. Dies schlägt sich auch im Alltag der Mitarbeiter nieder. Beispiel Vertrieb: „Wir verteilen unsere Produkte nicht mehr, wir müssen sie jetzt verkaufen“, schildert ein Brancheninsider mit Blick auf die alten Zeiten. Im Klartext heißt das, Anbieter müssen die Kunden von den Vorteilen der Produkte überzeugen und harte Preisverhandlungen führen. Dabei gewinnt vor allem der Kunde, denn Software, Hardware oder Services waren noch nie so günstig wie heute. Thomas Winzer, Chef der Marburger Inosoft AG, erkennt darin jedoch auch eine Chance für die Anbieter. „Wir sehen die Probleme unserer Kunden und kommen ihnen da entgegen, was auch zusammenschweißt.“

Auch Winzer glaubt, dass sich die Konsolidierung positiv für die Branche auswirkt. „Letztlich bedeutet es einfach, dass Unternehmen, die nur eine Idee und wenig Umsatz hatten, weg vom Fenster sind.“ In dieser Hinsicht dürften Anbieter wie Nachfrager ihre Lektion gelernt haben. Ideen sind deshalb aber nicht out. Rolf Heiler, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Heiler Software AG, zeigt, dass man auf Krisen auch innovativ reagieren kann.