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Die wahren E-Commerce-Gewinner

28.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der E-Commerce ist tot, es lebe der E-Commerce: Während die reinrassigen Online-Händler nach dem Ende des Internet-Hypes nun schwere Zeiten erleben, führen immer mehr traditionelle Offline-Anbieter das Online-Medium als zusätzlichen Vertriebskanal ein. Von den 142 führenden Websites der Jahre 1996 bis 1998 im Internet-Mutterland USA gehörten noch 88 Prozent zu den reinen Online-Händlern. Im darauf folgenden Jahr hatten 61 Prozent der Web-Shops mit Ihresgleichen fusioniert oder Allianzen geschmiedet, einige wenige hatten sich mit etablierten Unternehmen aus der so genannten "Bricks-and-Mortar"-Branche zusammengetan, und zehn Prozent waren Pleite gegangen. Von den 300 börsennotierten US-Internet-Firmen, die auf den Bereich Business-to-Consumer (B2C) spezialisiert sind, machen derzeit weniger als fünf Prozent Gewinn. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft <a href="http://www.bain.com" target="_blank">Bain

& Company</a>.

Vom Ende des Online-Einzelhandels kann den Autoren der Studie zufolge jedoch keineswegs die Rede sein. Inzwischen machen die Multikanalanbieter das Geschäft, die aus den Erfolgen und Fehlern der Dotcom-Startups und ihren eigenen ersten Online-Gehversuchen gelernt haben. Sie haben die Vorteile auf ihrer Seite, denn sie besitzen bekannte Marken und eine bestehende Kundenbasis. Darauf aufbauend können sie die Möglichkeiten des Web nutzen, um neue Kunden zu gewinnen, ihre Umsätze zu steigern, die Kosten zu senken und den Gewinn zu optimieren.

Im Jahr 2000 machten die Multikanalhändler bereits 60 Prozent vom gesamten Online-B2C-Markt in den USA aus. In einigen Segmenten wie etwa mit Eintrittskarten, dem Wertpapiergeschäft, der Consumer-Elektronik oder dem Blumenversand kommen sie sogar auf 80 Prozent. Der Online-Vertrieb trägt in den meisten Produkt- und Dienstleistungskategorien zwar erst zu einem geringen Prozentsatz zum Umsatz bei (im Bereich Software und Banking sind es knapp zehn Prozent), doch das Internet entpuppt sich immer mehr zum Wachstumsmotor. Der US-Kaufhauskonzern J.C. Penney beispielsweise erwartet für dieses Jahr, dass der größte Teil des Umsatzzuwachses aus dem Online-Vertrieb kommen wird. Der Elektronikhändler Sharper Image hätte im Jahr 2000 rund 30 neue Filialen eröffnen müssen, um die Umsatzsteigerung aus seinem Online-Geschäft zu erreichen.