Nordkorea

Die ungewöhnlichste Offshore-Adresse

19.12.2011
Von Martyn  Williams

Bedenken wegen erheblicher Restriktionen

Nordkorea lockt mit günstigen und gut ausgebildeten Arbeitskräften.
Nordkorea lockt mit günstigen und gut ausgebildeten Arbeitskräften.

Damit konnte das Unternehmen erste Erfolge feiern. Beispielsweise habe man einen iPhone-Titel geschrieben, der den Sprung in die Top Ten des deutschen Apple Stores geschafft hat. Den Namen des Spiels nannte die Firma jedoch nicht. Vertrieben werden einige der Nosotek-Produkte (etwa "Bobby's Blocks") vom deutschen Spezialisten Exozet Games. "Sie haben mit ihren letzten Spielen einen großartigen Job gemacht", schilderte Marc Busse, Vertriebs-Manager bei Exozet Games in Berlin. "Die Kommunikation verlief reibungslos, so dass ich Nosotek zweifelsohne weiterempfehlen kann."

Nosotek-Chef Eloesser räumte jedoch ein, dass es verschiedene Hürden für die Zusammenarbeit mit nordkoreanischen Firmen gibt. "Der gewöhnliche Ingenieur hat keinen direkten Internet-Zugang, das verbietet die Regierung. Das ist sicher eine der größten Barrieren für das hiesige IT-Geschäft", sagte er. Entwicklungsarbeiten, die zwingend eine Internet-Verbindung benötigen, werden über China geroutet.

Doch die größten Schwierigkeiten bereitet der aufkeimenden Industrie die Politik, besonders die Sanktionen der USA gegen Nordkorea. "Ich kenne verschiedene amerikanische Unternehmen, die gerne IT-Outsourcing-Projekte mit Nordkorea starten möchten, die es aufgrund des Embargos aber nicht dürfen", berichtete der Auslagerungsexperte Tija. Die Europäische Union hat zwar keine derart scharfen Restriktionen beschlossen, doch das Stigma des Landes, geprägt vom herrschenden Regime, schreckt potenzielle Kunden ab. In Nordkorea ersticken willkürliche Verhaftungen, Folter, öffentliche Hinrichtungen und die Misshandlung von Gefangenen durch die Staatsapparate jede Opposition, freie Meinungsäußerung und Presse sowie religiöse Freiheit im Keim, heißt es etwa im Jahresbericht 2009 der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Mehrere hunderttausend Bürger sitzen in politischer Haft. Ein solch schlechter Ruf schreckt viele Firmen ab. "Wir arbeiten nicht mit der Regierung zusammen", betont Busse von Exozet Games, "Wir arbeiten mit großartigen Leuten, die nichts mit der Diktatur zu tun haben." (jha)

Siehe auch Öffnet sich Nordkorea dem weltweiten Web?