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"Die Übernahme durch Symantec war die strategisch beste Option"

28.11.2005
Knapp ein Jahr, nachdem Symantec das auf Speicher- und Backup-Systeme spezialisierte Softwarehaus für 13,5 Miliarden Dollar übernahm, zieht Ex-Veritas-CEO Gary Bloom Bilanz.

In einem Interview mit dem Branchendienst "Computerwire" rechtfertigte Bloom, neuer Vice-Chairman und President von Symantec, den Entschluss, mit dem IT-Sicherheitsexperten gemeinsame Sache zu machen. Er räumte ein, dass der Storage-Anbieter Veritas ohne die Übernahme durch Symantec nie an auf den Security-Zug aufgesprungen wäre. "Wir haben nicht geplant, einen IT-Sicherheitsanbieter zu übernehmen", erklärte der Topmanager. Ein schwerwiegender Grund für die geplanten Abstinenz sei jedoch gewesen, dass Symantec in diesem Bereich so gut aufgestellt war. "Als wir den Security-Sektor betrachtet haben, sahen wir ein, dass ein Wettbewerb mit ihnen sehr schmerzhaft enden könnte", so Bloom.

Nachdem Veritas als unabhängiges Unternehmen sehr erfolgreich gewesen sei, habe das Softwarehaus vor der großen Herausforderung gestanden, geeignete Übernahmekandidaten zu finden, führte Bloom weiter aus. Der Erwerb des E-Mail-Management- und Compliance-Experten KVS sei ein gutes Beispiel für die Bemühungen auf diesem Gebiet. Davon abgesehen habe es jedoch nur wenige Firmen mit angemessenen Umsatzströmen gegeben.

Die strategischen Alternativen seien laut Bloom gewesen, weiter auf organisches Wachstum zu setzen, sich selbst übernehmen zu lassen oder wie bisher fortzufahren. "Zum Schluss kamen wir zu der Überzeugung, dass eine Übernahme durch Symantec die beste Lösung darstellte", so Bloom: Beide Unternehmen seien Marktführer in ihrem Bereich, gleichzeitig stellten Security und Storage gemessen am Ausgabenvolumen die zwei größten Marktsegmente dar. Darüber hinaus gebe es kaum Produktüberschneidungen.

"John (Thompson, Symantec-CEO) und ich sind überzeugt, dass es besser ist, zwei Marktführer zu fusionieren als zwei gescheiterte Firmen aus Kostengründen zu verschmelzen", bekundete Bloom. Thompson sei im September vergangenen Jahres an ihn herangetreten und habe angesichts der bereits begonnenen Konsolidierung im Markt über einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen geredet. Nach Überlegungen, inwieweit die Firmen und ihre Kunden von dem Zusammenschluss profitieren können, sei man ins Geschäft gekommen.

Nach den ersten rund hundert Tagen habe er den Eindruck, dass die Fusion relativ glatt verläuft, erklärte Bloom. Die mangels Erfahrungen mit Übernahmen dieser Größe für Beratung und Integration angeheuerten Fachleute von Bain & Company und PricewaterhouseCoopers würden nur noch partiell benötigt. Bei der Backend-Integration von Infrastruktur und Systemen hätte freilich die Tatsache geholfen, dass die Applikationen beider Unternehmen auf Oracle 11i aufsetzen, räumte Bloom ein. Um die starken Beziehungen der einzelnen Firmen zu ihren Kunden nicht zu gefährden, habe das Management zudem beschlossen, nicht im Bereich des jeweils anderen Partners zu wildern.

Es gibt allerdings auch Fakten, die gegen einen reibungslosen Ablauf der Fusion sprechen. So hatte Symantec-CEO Thomson Anfang November im Rahmen der Bekanntgabe der schwachen Zahlen für das zweite Geschäftsquartal 2006 zugegeben, dass das Unternehmen noch stark mit der Integration von Veritas beschäftigt sei und die Wettbewerber dies ausgenutzt hätten. Gleichzeitig kündigte er an, im dritten und vierten Fiskalquartal eine aggressivere Preispolitik zu fahren - als Antwort auf den Konkurrenzdruck im Markt für Sicherheitslösungen für große und mittlere Unternehmen. Der gestiegene Wettbewerbsdruck ist nur eine der Sorgen, die das Unternehmen aus Cupertino, Kalifornien, momentan umtreibt: Während der Integration von Veritas verlor Symantec mit Chief Operating Officer (COO) John Schwarz und Finanzchef Greg Myers zwei wichtige Top-Manager (siehe auch: "Konkurrenten setzen Symantec unter Druck"). (mb)