Studie von Capgemini

Die Tops und Flops der IT-Entscheider

26.01.2015
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Virtualisierung ist abgehakt. Daten-Management ist für Geschäftsführer und CIOs derzeit das Thema mit der größten Bedeutung - dicht gefolgt von MDM und Enterprise Collaboration. Trends wie Crowdsourcing, Augmented Reality oder Gamification floppen noch. So jedenfalls die jüngste Capgemini-Studie.

Wie seit 14 Jahren fragte Capgemini auch Ende des vergangenen Jahres wieder seine Kunden und Interessenten nach den Themen, die ihnen aktuell unter den Nägeln brennen. Allerdings hatte das IT-Beratungs und -Dienstleistungsunternehmen gegenüber dem Vorjahr mehr als die Hälfte der 38 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten ausgetauscht oder zumindest stark verändert.

Aus dieser Auswahl sollten die Teilnehmer, an der diesjährigen Trendstudie, insgesamt 123 IT-Entscheider auf den oberen beiden Management-Ebenen, ihre persönlichen "Tops" und "Flops" küren. Die Frage lautete konkret: "Wie wichtig sind die folgenden Themen für Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren?" Die Wertung erfolgte anhand von Schulnoten -- von 1 (sehr wichtig) bis 6 (völlig unwichtig).

Daten- und Qualitäts-Management top, AR und Gamification flop: Die Top-Themen der kommenden Jahre.
Daten- und Qualitäts-Management top, AR und Gamification flop: Die Top-Themen der kommenden Jahre.
Foto: Capgemini

Die Top-Themen der CIOs

Bei den diesjährigen Top-Themen gab es eine Überraschung, die sich wohl mit den Veränderungen der Multiple-Choice-Liste begründen lässt: Landete das Infrastruktur-Thema Virtualisierung in den vergangenen drei Jahren immer auf einem der ersten beiden Plätze, so fiel es diesmal ganz und gar aus den Top-Five-Platzierungen heraus. Wie sich bei näherem Hinsehen erweist, hatte Capgemini das Thema in dieser Form gar nicht mehr zur Auswahl gestellt - mit der Begründung, dass es sich aufgrund des hohen Umsetzunggrads sozusagen erledigt habe. Ähnliches gilt für den Themenkomplex Sicherheit. Beide sind offenbar längst kein Zukunfts-, sondern Gegenwartsthemen.

Das heißt allerdings nicht, dass die Sicherheit den Anwendern gar nicht mehr am Herzen läge. Wenn Capgemini nicht nach Einzelthemen, sondern nach den großen Themenkomplexen der IT fragt, liegt Security immer noch weit vorn. Auf der Skala von 1 bis erhielt sie eine 1,5. Die noch einmal deutlich gestiegene Bedeutung der Sicherheitsthemen führt Capgemini vor allem auf die Enthüllungen von Edward Snowden zurück.

"Galten Security-Maßnahmen viele Jahre lang als mehr oder minder überflüssige Kostentreiber", so der IT-Dienstleister, "ist jetzt klar, dass Datenschutz und Informationssicherheit die Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft sind." In diesem Zusammenhang erwähnen die Berater vor allem die gewachsene Sensibilität der Verbraucher. Im deutschsprachigen Raum setzten die Kunden häufig Datensicherheit mit dem Schutz der Persönlichkeit gleich. Damit steige der Druck auf die Anbieter, hier aktiv zu werden: Sicherheit werde auf diese Weise sowohl im B-to-B als auch im B-to-C-­Geschäft zu einem Wettbewerbsfaktor.

Einen immer breiteren Platz im Bewusstsein der IT-Entscheider nimmt aber auch der Themenkomplex Daten ein. Seine durchschnittliche Bedeutung liegt bei 2,1 - Tendenz steigend. Ähnliches gilt für "Interaktion", ein Thema, das derzeit mit 2,6 bewertet ist. Die Infrastruktur allerdings beschäftigt die befragten Geschäftsführer und CIOs tatsächlich ­ immer weniger; ihre Bedeutung liegt aktuell bei 2,9. Insofern ergibt der Wegfall des Auswahlthemas Virtualisierung wohl Sinn.

Zunächst stellen wir in unserer Bildergalerie alle abgefragten Themen samt ihrer Nennungen bei den IT-Entscheidern vor - in aufsteigender Reihenfolge:

Voraussetzung für Big-Data-Analytics

An die Spitze der Zukunftshemen setzte sich heuer das Thema Data-Quality-Management/Master Data Management. Unter diesem Punkt hatten die Marktforscher zwei Themen kombiniert, die in den vergangenen Jahren noch getrennt abgefragt worden waren. Der Themenkomplex wurde mit einem Durchschnittswert von 1,8 von den meisten Teilnehmern offenbar als ziemlich wichtig eingestuft.

Zwar hatten Data-Management-Themen auch in den vergangenen Jahren schon gut abgeschnitten. Doch die Vorzeichen haben sich noch einmal geändert: Die Qualitätssicherung und das Management der Daten gewinnen vor allem wegen der heftig sprudenlnden Datenquellen aus dem "Internet der Dinge" enorm an Wichtigkeit: Die Flut von strukturierten und unstrukturierten Informationen zu kanalisieren, sie hinsichtlich ihrer Qualität zu gewichten und sie sinnvoll in Beziehung zueinander zu setzen - das sind die Voraussetzungen dafür, um beispielsweise Big-Data-Anlatytics zu betreiben oder eine 360-Grad-Sicht auf die Kunden zu ermöglichen.

Wie Capgemini anmerkt, ist die Vereinheitlichung der Datenstrukturen schwierig, wenn die Stammdaten in unterschiedlichen Applikationen und Datenbanken hinterlegt sind. Genau das ist aber in den meisten Unternehmen der Fall: Kunden-, Produkt-, Vertrags- oder Finanzdaten werden von unterschiedlichen Abteilungen angelegt, genutzt und gepflegt. Hier gibt es viel zu vereinheitlichen.