Vorbereitung des Börsenganges läuft planmäßig weiter

Die Telekom stellt Aktionären ein gutes Ergebnis in Aussicht

14.06.1996

Der Telekom-Börsengang stelle eine große Chance für den Finanzplatz Deutschland dar, betonten Sommer und Kröske erneut bei der Vorlage des Geschäftsberichts 1995 in Bonn. Der Konzern werde alles daran setzen, um mit einem guten Ergebnis und einer kontinuierlichen Dividendenpolitik weiteres Interesse am Aktienbesitz zu wecken und in Zukunft zu erhalten. Um so mehr Bedeutung komme bereits jetzt der großen Zahl der AIF-Nachfrager zu.

Kaufanreize für die Privatanleger vorgesehen

Ohne im Prinzip auf nähere Details einzugehen, unterstrich der Telekom-Finanzchef, daß es für Privatanleger mit Depots in Deutschland bis zu einem bestimmten Anlagebetrag "Kauf- und Halteanreize" geben werde. Die Konkretisierung dieser Incentives erfolge mit der Veröffentlichung des Börsenprospekts Anfang August und werde "im international üblichen Rahmen und ohne Diskriminierung der institutionellen Anleger" abgewickelt. So sei bei den Kaufanreizen mit "kleinen Abschlägen" zu rechnen, und um die Attraktivität des Haltens zu erhöhen, werde zum Beispiel daran gedacht, Aktionären, die ihre "T-Aktien" über den vorgesehenen zweiten Börsengang hinaus nicht veräußern, zusätzliche Anteilsscheine zukommen zu lassen. Noch vor der Sommerpause sollen im übrigen die regionalen Konsortien für das Going Public ernannt werden, erläuterte Kröske den weiteren Zeitplan für den Börsengang.

Kröske sprach im Zusammenhang mit der Bilanz 1995 in vielerlei Hinsicht von einem "Sonderjahr". So decke zum einen der Konzernabschluß das erste volle Geschäftsjahr als AG ab. Dabei sei allerdings zu berücksichtigen, daß die Telekom erst ab dem 1. Januar 1996 voll steuerpflichtig, insbesondere im Hinblick auf Gewerbe-, Körperschafts- und Umsatzsteuer, ist. Auch die Dividendenzahlung von 1,1 Milliarden Mark erlaube noch keine Aussagen über die künftige Höhe, hieß es.

Erfolgreichstes Jahr in der Firmengeschichte

Wenngleich der Umsatz 1996 aufgrund der zu entrichtenden Mehrwertsteuer auf Monopolleistungen einmalig um zehn Prozent (im übrigen auch mit entsprechendem Effekt auf den Ertrag) sinken werde, sei doch eine "zufriedenstellende Dividende" für das laufende Geschäftsjahr möglich, ergänzte Ron Sommer. Der Telekom- Chef nahm damit Bezug auf Spekulationen im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz, in denen von gravierenden Umsatzeinbrüchen im ersten Quartal 1996, vor allem aufgrund der nach wie vor umstrittenen Tarifreform im Telefondienst, die Rede war.

Das Geschäftsjahr 1995 war in jedem Fall das bis dato erfolgreichste in der Geschichte des Unternehmens. So stieg der Umsatz des Konzerns Deutsche Telekom um 3,6 Prozent von 63,8 auf 66,1 Milliarden Mark. Obwohl das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit durch Sonderbelastungen auf 10,3 (Vorjahr 11,2) Milliarden Mark sank, ist das Ergebnis vor Ablieferung an den Bund und Steuern auf rund neun (1994: 8,5) Milliarden Mark gestiegen. Dies entspricht einer Umsatzrendite von 13,6 Prozent. Nach Abzug von Steuern in Höhe von 700 Millionen Mark und der letztmaligen Ablieferung an den Bund von 3,1 Milliarden Mark verbleibt ein Konzernjahresüberschuß von rund 5,3 Milliarden Mark. Davon werden, wie es in Bonn hieß, rund vier Milliarden Mark den Gewinnrücklagen zugeführt.

Die Gesamtinvestitionen des Konzerns in Höhe von 17,7 (1994: 20,5) Milliarden Mark konnten vollständig aus dem Cash-Flow in Höhe von fast 24 Milliarden Mark finanziert werden. Allein für die diversen Auslandsbeteiligungen flossen nach Angaben von Kröske 1,7 Milliarden Mark. Im laufenden Geschäftsjahr dürften sich diese Ausgaben, so der Telekom-Finanzchef, deutlich erhöhen (unter anderem, weil nun der Preis für die Sprint-Beteiligung fällig wird). Sehr erfreulich entwickelten sich auch die Verbindlichkeiten: Hier konnte die Verschuldung um rund 15 auf etwa 110 (1994: 125) Milliarden Mark abgebaut werden. Gleichzeitig ließ sich durch einen laut Telekom sozialverträglichen Personalabbau (weitere 16000 Mitarbeiter verließen das Unternehmen) die Pro-Kopf-Produktivität von 279000 Mark im Jahr 1994 auf nunmehr 300000 Mark steigern. Zum 31. Dezember 1995 wurden nur noch 213 000 Mitarbeiter beschäftigt. In jedem Fall will man, wie Telekom-Chef Ron Sommer betonte, bis zum Jahr 2000 den Personalbestand auf 170000 Mitarbeiter senken.

Feste Zuwendungen in eine Pensionskasse bis 1999

Altersversorgung und Beihilfen für Beamte im Ruhestand werden Kröske zufolge seit 1995 von dem Deutsche Telekom Pensionsservice e.V. übernommen, der in Form einer Unterstützungskasse organisiert ist. Die Telekom leistet zur Deckung der Versorgungszahlungen bis 1999 pro Jahr eine feste Zuwendung in Höhe von 2,9 Milliarden Mark. Ab dem Jahr 2000 sind diese Zuwendungen mit 33 Prozent, bezogen auf die Bruttobezüge der aktiven Beamten, begrenzt.

Ihren Konzernabschluß für das Jahr 1995 hat die Deutsche Telekom AG erstmals nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches und des Aktiengesetzes erstellt. Zudem wurden die Richtlinien der US- Rechnungslegungs-Vorschrift US-GAAP soweit wie möglich berücksichtigt. Auch die in der Bilanz vorgelegten Vergleichszahlen der Vorjahre wurden, wie Kröske erklärte, auf dieser Basis berechnet. Abweichungen zu früher veröffentlichten Zahlen der Deutschen Bundespost Telekom erklären sich damit. Mit den geänderten Berechnungsgrundlagen sei die Überleitung von Ergebnis und Eigenkapital nach US-GAAP für die beabsichtigte Zulassung an der New York Stock Exchange minimiert worden, hieß es weiter.