Kolumne

Die Telekom ist nicht normal

14.02.2006

Er wisse nicht, äußerte sich kürzlich ein renommierter Marktexperte in einem Hintergrundgespräch mit der computerwoche, "wie man die Telekom gut managen sollte". Wohl wahr. Schuldenabbau, Personalmaßnahmen, Reorganisation, internationale Expansion, Besetzen von Zukunftsmärkten, Entwickeln neuer Technologien gehören zu den Pflichtübungen der Telekom. Wer das normal findet, sollte nicht vergessen, dass das Ganze unter den erschwerten Bedingungen eines halbstaatlichen Unternehmens stattfindet.

Der Bund besitzt zwar nicht mehr die Mehrheit der Anteile, ist aber mit 15 Prozent größter Einzelaktionär. Rechnet man die 22 Prozent Telekom-Anteile hinzu, die im Moment von der KfW-Bank gehalten werden, die dem Bund und den Ländern gehört, kann man sich den Einfluss der jeweiligen Regierung vorstellen. In diesem Zustand der "Halblenkung" liegt eine der wichtigsten Ursachen für die Unbeweglichkeit der Telekom.

Dieses Trägheitsmoment fällt immer dann besonders stark auf, wenn sich der Carrier zu verhalten versucht wie ein normales Unternehmen. Personalabbau beispielsweise ist sicher kein Königsweg, um die Profitabilität von Firmen zu erhöhen oder zumindest zu erhalten. Doch in vielen Großkonzernen sind Entlassungen auch im großen Stil inzwischen gängige Praxis (VW, Siemens, Daimler-Chrysler). Auch für die Telekom führt daran kein Weg vorbei, vor allem wenn man bedenkt, dass sie mit 243000 Mitarbeitern (davon 47000 Beamte) streng ökonomisch gerechnet ohnehin zu viele Mitarbeiter beschäftigt (siehe Seite 5).

Außerdem gerät die frühere Cash-cow, die Festnetzsparte T-Com, durch die Mobiltelefonie, Voice over IP und Konkurrenzangebote für die so genannte letzte Meile immer stärker unter Druck. Will die Telekom in den nächsten Jahren profitabel bleiben und genügend in Zukunftstechnologien zu investieren, muss sie vor allem bei T-Com und wahrscheinlich auch bei T-Systems Personal abbauen. Doch solange die Politik einen solch starken Einfluss bei der Telekom hat, sind solche Schritte alles andere als trivial. Nicht nur, was die Mitarbeiterzahlen betrifft, auch bei künftigen Investitionsfeldern und Beteiligungen wird der Großaktionär nicht schweigen. Zusätzlich schränkt der Bund seine Investition Telekom durch die Reg TP in ihrem Marktverhalten ein: eine ziemlich verfahrene Situation, die gutes Management wirklich schwer macht.

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