Die Telekom diskutiert die Zukunft von T-Systems

21.11.2006
Mit der Demission von Kai-Uwe Ricke als Telekom-Chef schießen wieder Spekulationen über die Zukunft der Geschäftskundensparte ins Kraut.

Unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Telekom, René Obermann, will der Bonner Konzern voraussichtlich die interne Organisation neu aufstellen. Die derzeitige Teilung in Mobilfunk-, Festnetz und Servicegeschäft soll einer Zweiteilung weichen, in der es einen für Privat- und einen für Geschäftskunden zuständigen Bereich geben wird. Im Zuge dieser Überlegungen steht offenbar auch die T-Systems auf dem Prüfstand, die Geschäftskunden ein sehr breites Portfolio anbietet.

Fusion mit Atos Origin?

In der neuen Struktur könnte der jetzige T-Systems-Chef Lothar Pauly die Leitung der Geschäftskundensparte übernehmen. Für den Privatkundenarm wolle das Unternehmen einen neuen Vorstandposten schaffen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Keine Aussicht auf diesen Job hat demnach Walter Raizner, Chef der Festnetzsparte T-Com. Er werde die Telekom voraussichtlich zum Jahresende verlassen, schreibt die Zeitung.

Die Zukunft von T-Systems erscheint in der neuen Konstellation noch unklar. Die "Financial Times Deutschland" berichtet über Verkaufsgespräche mit Atos Origin und beruft sich dabei auf eine mit den Vorgängen vertraute Person. Mit dem französischen IT-Dienstleister hatte T-Systems bereits Mitte vergangenen Jahres Fusionsverhandlungen geführt. Sie scheiterten an unterschiedlichen Vorstellungen von der Unternehmensbewertung. Obwohl am Umsatz gemessen nur halb so groß wie T-Systems, sei Atos Origin mit einem Selbstbewusstsein aufgetreten, das an Arroganz gegrenzt habe, sagte der Insider der Wirtschaftszeitung.

Auf eine Verschmelzung mit Atos Origin dürften die Finanzinvestoren von Blackstone drängen. Sie sind mit 4,5 Prozent an der Telekom beteiligt und haben vor wenigen Wochen selbst einen Vorstoß gewagt, Atos Origin zu übernehmen. Zudem hat die Unternehmensberatung McKinsey in einer Auftragsstudie verschiedene Zukunftsmodelle für T-Systems durchgespielt und dabei einen Verkauf, einen Börsengang sowie ein Joint Venture mit einem anderen Anbieter in Betracht gezogen. Die Telekom wiegelte ab: Derartige Überlegungen gebe es immer wieder.

Gegen die Veräußerung großer T-Systems-Teile hat sich dem Vernehmen nach Pauly ausgesprochen. Er möchte den IT-Dienstleister als Kern einer möglichen Geschäftskundensparte erhalten. Dennoch dürfte das Portfolio nicht unangetastet bleiben. Vor wenigen Wochen hatte Pauly bereits in einem computerwoche-Interview angekündigt, den Feldservice, also die Hardwarewartung und -betreuung vor Ort, zu veräußern. Möglicherweise wird sich T-Systems von weiteren Aktivitäten trennen.

Bereinigung des Portfolios?

In der Diskussion steht vor allem der T-Systems-Zweig "Enterprise Services", der große Unternehmen mir IT-Leistungen versorgt. Der Markt für Outsourcing-Dienste im Großkundensegment ist von Verdrängungswettbewerb und anhaltendem Preisdruck geprägt. Hier hat T-Systems zudem den rechtzeitigen Einstieg ins Offshore-Geschäft verpasst, der heute unabdingbar für eine kostengünstige Mischkalkulation ist. Zudem zählt das Geschäft mit IT-Dienstleistungen nicht unmittelbar zum Kerngeschäft der Telekom.

Konkurrenten wie BT Global Services und die Dienstleistungstochter der France Télécom, Orange Business Service, konzentrieren sich schon seit langem auf Netz- und TK-Services. (jha)