"Die Telefonie muss in die Daten-Netze integriert werden"

01.12.1995

BERLIN - Zur Uebertragung von Sprache, Text und Bildern gibt es heute zahlreiche unterschiedliche Systeme. Die Freude der Anwender darueber ist jedoch getruebt. Oft passen die von den Herstellern angebotenen Produkte zur Kommunikation nicht zusammen.

Eine moderne Kommunikation ist heute fuer ein Unternehmen der Garant fuer ein funktionierendes Geschaeft. Die Formen fuer den ueberregionalen Dialog sind vielfaeltig. So auch bei der Datenverarbeitung und Telefonie: Beide fuer die Kommunikation wichtigen Segmente werden in den meisten Firmen noch getrennt voneinander betrieben. Dabei haben sie erstaunlich viel gemeinsam: Eine eigene Verkabelung, einen Zentralrechner und Endgeraete. Diesen Umstand nutzen viele Firmen fuer eine parallele Verkabelung von Telefonanlage und lokalem Netz - ein eher unnoetiger finanzieller und logistischer Aufwand. In der Regel stehen an den vernetzten PC-Arbeitsplaetzen bereits Telefone. Fuer die Uebertragung von Sprache und Daten bietet sich somit die Nutzung nur eines Mediums an.

Waehrend in Datennetzen jedoch diverse Server fuer die Datenhaltung und das Versenden von Mail und Fax sorgen, fehlt fuer die Telefonie ein solcher Diener. Um diesen Service zu integrieren, bedarf es eines Entwicklungspotentials, wie es derzeit in potentiellen Firmen kaum zu finden ist. Sollte dieses Know-how dennoch vorhanden sein, so arbeitet man innerhalb der Fachbereiche lieber in getrennten Lagern.

Somit werden die telefonischen Dienste von den Telekommunikationsanlagen (TK) - ein Computer nebst Software - uebernommen. Diese Loesungen sind jahrzehntelang historisch gewachsen. Datennetze sind dagegen eher noch jung. Doch die weltweite Arbeitsteilung fuehrte hier zu raschen Erfolgen in der Entwicklung. Neue Technologien ermoeglichen bereits jetzt die Nutzung von Voice-Servern in Netzen.

Mit dem Anschluss des Sprachmediums an einen Information-Highway kann der Anwender auf einfache Art alle zur Verfuegung stehenden Leistungen nutzen. Wie jedes andere Datenendgeraet meldet sich auch das Telefon im Netz an, ist damit unabhaengig von seinem Standort und steht den verschiedenen Anwendern mit unterschiedlichen Rechten zur Verfuegung.

Der Vorteil dieser Gemeinsamkeit: Die Integration beider Systeme senkt die Investitionskosten und steigert die Flexibilitaet der Kommunikation durch die mehrfache Nutzung einer Plattform. Beide Medien profitieren voneinander. Dabei reduziert sich der Aufwand fuer die Wartung und Administration, weil nur noch eine Anlage zu versorgen ist.

Bleibt abzuwarten, wann sich die Legoland-Philosophie der Datennetze endlich auf die Telefonie ausweiten wird und der Markt passende Bausteine anbieten kann. Dem Anwender stehen dann Einsatz und Dimensionierung frei. Das Umsteigen auf die Telefon-Datennetz- Symbiose wird allerdings nicht nur von zur Verfuegung stehenden Technologien abhaengen. Entscheidend werden vor allem die wirtschaftlichen Interessen der Hersteller sein.

Uwe Rademacher ist Geschaeftsfuehrer der Net Serve GmbH in Berlin.