Bis Mackintosh entdeckt einen neuen Markt

Die Telecom in Osteuropa wartet auf westliches Geld

21.09.1990

MÜNCHEN (CW) - Optimistisch beurteilt das Marktforschungsinstitut Bis Mackintosh, München, die Investitionsmöglichkeiten westeuropäischer Telekommunikationsfirmen in Osteuropa. Allerdings müßten die hiesigen Unternehmen noch eine Zeitlang auf die großen Gewinne aus diesem Geschäft warten.

Das deutsche Marktforschungsunternehmen, Tochter der englischen Bis-Group, geht nach den Worten seines Münchner Geschäftsführers Jörn Schmitz davon aus, daß allein für die Modernisierung des osteuropäischen Telefonnetzes 30 Milliarden Mark und weitere 20 Milliarden für die angrenzenden Bereiche wie Telekommunikationsservice und Mobile Kommunikation notwendig seien. Und allein könnten diese Länder den Anschluß an den Westen kaum schaffen. Er weist darauf hin, daß im Osten auf etwa zehn Personen ein Telefonanschluß kommt - im Gegensatz dazu hätten die EG-Länder mit 121,9 Millionen Hauptanschlüssen eine Dichte von 37,4 Prozent.

Der Bis-Geschaftsführer erinnerte auf einer Veranstaltung in Herrsching am Ammersee daran, daß sich in Osteuropa ein Markt mit immerhin über 300 Millionen Einwohnern öffne mit einem Bruttosozialprodukt, das 1985 nur 1800 Milliarden US-Dollar betrug, im Vergleich zu den EG-Ländern mit 2500 Milliarden und den USA mit 3900 Milliarden US-Dollar.

Als ein Beweis, daß die Osteuropäer ein Interesse daran hätten, sich dem Westen zu öffnen, bezeichnete Schmitz die Vorhaben der ungarischen und polnischen staatlichen Postgesellschaften.

Budapest hatte schon 1989 die eigene Telefongesellschaft in die drei Bereiche Postversand, Telekommunikation und Broadcasting geplittet. Ziel der Ungarn sei nun, den Telecom Bereich als AG zu betreiben. Die Polen bereiteten nach seinen Erkenntnissen die Deregulierung und Aufteilung der Telefongesellschaft in zwei Bereiche vor. Bis 1991 sollen auch Privat firmen an der Telekommunikation beteiligt werden; Joint-ventures mit den Firmen Alcatel, Ericsson, AT&T sowie SEL seien im Gespräch.

Der Bis-Manager meinte, daß es noch eine Zeitlang dauere, bis man das "riesige Marktpotential" in Osteuropa von ausgeschöpfen könne, betonte jedoch, daß "die Entscheidung jetzt fällt, wer sich den größten Marktanteil sichern kann". Er habe bereits Büros in Warschau, Prag und Budapest eröffnet.