Fünf bahnbrechende Erfindungen

Die Technologie von morgen

11.09.2010
Von Ruwen Schwerin

Augmented Reality Systeme –erweiterte Realität

Kontaktlinsen mit Innenleben
Kontaktlinsen mit Innenleben

Babak Parviz aus den USA, ein Professor der Universität von Washington, ist spezialisiert auf Nanotechnologie und arbeitet an einer bionischen Kontaktlinse, die Informationen und Bilder direkt an das Auge überträgt und dadurch die Wahrnehmung erweitert.

Hulk Vi hat Ihnen zu Hause so sehr gefallen, dass Sie sich entschließen den Film noch mal im Kino anzuschauen. Der Film läuft zwar noch, aber wo ist das Kino gleich noch in dem nachher die Vorstellung stattfindet? Früher hätte man jetzt im Internet geschaut und sich den Anfahrtsweg ausgedruckt. Heute brauchen Sie so etwas Primitives nicht mehr zu machen. Stattdessen versenken Sie Ihr Smartphone in das Armaturenbrett wenn Sie ins Auto steigen und sofort werden die Anweisungen auf Ihre Windschutzscheibe projiziert. Als Sie ankommen sehen Sie einige hohe Häuser. In der Windschutzscheibe ist zu einem Gebäude dessen Name eingeblendet, das gesuchte Kino, dazu noch der Name des Films und die Zeit bis zum Beginn der Vorstellung. „Biegen sie in 50 Metern rechts ab“, weist sie Ihr Navigationsgerät an bevor ein großer Pfeil erscheint, der Sie in der Parkgarage zum nächsten freien Platz geleitet.

In Neal Stephensons Buch Snow Crash nennen sich die Menschen, die ihre Realität durch die ständige Einblendung kontextbezogener Daten durch Brillen erweitern “gargoyles“. Auch wenn man weniger futuristisch denkt, könnte Vergleichbares ein Teil unseres Alltags werden, wenn Augmented Reality Systeme sich durchsetzen.

Diese “Erweiterte Realität” ist ein Überbegriff für alle computergenerierten Kontext-Informationen und visuelle Erweiterungen. Die Aufgabe dieser Technik ist es, die Interaktionsfähigkeit des Menschen mit der Umgebung zu verbessern indem relevante Informationen in Echtzeit präsentiert werden.

In der Arbeit könnten Sie beim Herumlaufen zum Beispiel den Namen und die Position jedes Kollegen angezeigt bekommen, der Ihnen begegnet. Zusammen mit allen Informationen, die sie mit dieser Person verbinden. Informationen werden über sogenannte Head-up-Displays (was sinngemäß heißt, dass das Anzeigefeld in Blickrichtung liegt) angezeigt, entweder in Windschutzscheiben oder in Brillen. Heutzutage findet diese „Erweiterte Realität“ lediglich auf normalen Displays statt, die sich nicht in der eigentlichen Blickrichtung befinden sondern „extra“ betrachtet werden müssen.

Einige Unternehmen haben bereits Funktionen entwickelt, die dem Anwender Informationen abhängig von der Situation oder seiner Position präsentieren. Möglich wird das zum Beispiel durch GPS-Positionierung und Geschwindigkeitsmessung.

Die Anwendung “Nearest Places” für das iPhone nennt dem Benutzer Haltestellen, Parks, Museen, Restaurant und andere interessante Orte in der unmittelbaren Umgebung. Wenn Sie unterwegs sind, werden Sie laufend mit den relevanten Informationen versorgt.

Smartphones und die entsprechenden Anwendungen sind die Wegbereiter für die Augmented Reality“, sagt Babak Parviz, der Professor von der Universität Washington. „Ich vermute, dass sie kurz- oder mittelfristig diesen Bereich dominieren werden“.

Andere Prototypen von Anwendungen zeigen Informationen in der Form von 3D-Modellen um die der Benutzer herumgehen kann oder Animationen erscheinen direkt an dem Aufenthaltsort des Nutzers. Aber die Technik solcher Anwendungen ist noch nicht ausgereift. Handhelds brauchen eine präzisere Positionsbestimmung um Daten solcher Art verarbeiten zu können.

In anderen Bereichen könnten solche Systeme nicht nur zusätzliche Informationen liefern, sondern sogar die Sicht erweitern. Etwa können Infrarot-Kameras entfernte Objekte auf die Windschutzscheibe des Autos projizieren, eine Technik die bereits heute weit fortgeschritten ist. Radargeräte und kabellose Empfänger könnten Autos orten und anzeigen, was sich außerhalb des Sichtfeldes befindet.

Parvis und seien Team arbeiten daran, Informationen gleich direkt in den Augapfel zu projizieren. Sie entwickeln eine Technik, durch die Video-Schaltkreise direkt in Kontaktlinsen integriert werden können. Wenn man solche Kontaktlinsen trägt, sieht man kontinuierlich kontextbezogene Informationen direkt im eigenen Sichtfeld.

Bevor diese Kontaktlinsen Realität werden, finden sich Augmented Reality Systeme wohl bereits als Standard-Funktion in mobilen Geräten wieder, zur Navigation und Interaktion. Zusätzlich könnten Spieleentwickler diese Technologie nutzen, um die Spielerfahrung des Anwenders völlig neu zu gestalten indem er direkt in die Spielewelt eintauchen kann.