Fünf bahnbrechende Erfindungen

Die Technologie von morgen

11.09.2010
Von Ruwen Schwerin

USB 3.0 - bis zu 4,5 Gigabit/Sekunde

USB 3.0
USB 3.0

Der neue USB-3.0-Standard wird abwärtskompatibel sein, auch alte USB-Kabel können mit den neuen Anschlüssen zusammenarbeiten. Aber die neuen Kabel werden zusätzliche Kontakte haben, die Datenübertragungen mit 4,5 Gigabit pro Sekunde erlauben.

Bevor Sie das Büro verlassen, müssen Sie ein Back-up Ihres Computers machen. Sie drücken einen Knopf und 5 Minuten später, während Sie noch immer zusammenpacken, wurden bereits 150 GB Daten auf eine verschlüsselte, superschnelle Flash-Festplatte (Solid State) übertragen, die Sie dann mit sich nehmen. Auf dem Nachhauseweg legen Sie einen Stopp an einem Video-Kiosk vor einem Fast-Food-Restaurant ein und kaufen sich das neuste 3D-Video als Download. Sie schließen Ihre Festplatte an, Ihre Zahlungsdaten werden ausgelesen und während Sie eine Vorschau des Films sehen, ist das Video auch schon auf Ihrer Festplatte. Abstecken und weiter nach Hause.

USB ist wahrscheinlich eine der am wenigsten attraktiven von den Technologien, die heutzutage in Computer und mobile Geräte eingebaut sind. Einfach weil dieser Anschluss schon so selbstverständlich geworden ist. Aber verzehnfacht man die Geschwindigkeit, dann hört sich auch diese „alte“ Technik berauschend an. Denken Sie sich die meisten der anderen Kabel Ihres Computers weg, und der Rausch wird stärker. Wenn dann noch unkomprimierte Videoübertragung möglich wird, ist das Zukunfts-Feuer entzündet.

Jede Aufgabe, die eine Datenübertragung zwischen Ihrem PC und einem anderen Gerät erfordert – Scannen, Drucken, Dateiübertragung und anderes – wird mit USB 3.0 schneller. In den meisten Fällen wird die Übertragung bereits beendet sein, bevor Sie deren Start überhaupt bemerkt haben.

Der Standard USB 3.0, vom USB Implementers Forum auch SuperSpeed-USB genannt, wird voraussichtlich Datenraten von bis zu 5 GBit/s erreichen. Diese Transferrate wird USB 3.0 fünf- bis zehnmal schneller machen als andere bisher übliche Übertragungsstandards von Desktophardware (wenn man den Verbindungsstandard DisplayPort und eSATA ausnimmt).

Zusätzlich ermöglicht USB 3.0 zur gleichen Zeit Datenübertragungen in beide Richtungen – und das bei voller Geschwindigkeit. Sozusagen eine Verbesserung des bisherigen Half-Duplex-Standards von USB 2.0, der eine Übertragung nur in eine Richtung zurzeit erlaubt. Der neue USB-Standard ist abwärts kompatibel (USB 1.0 und USB 2.0), USB-3.0-Kabel dagegen können auch nur an den neuen Anschlüssen betrieben werden.

Diese neue Technologie könnte die bisherigen Regeln für Geräteanschlüsse völlig verändern. Heutige Computer bieten meistens USB-2.0-Anschlüsse, FireWire (400 oder 800), Ethernet, DVI, DisplayPorts und teilweise eSATA. Jeden einzelnen dieser Anschlüsse könnte USB 3.0 verdrängen, ausgenommen die Ethernet-Anschlüsse. Statt dieser Vielzahl von Anschlüssen könnten zukünftige Computer nur noch USB-3.0-Anschlüsse haben, die die Daten an Monitore übertragen, sie von Scannern empfangen und sie mit Laufwerken austauschen. Der Geschwindigkeitszuwachs durch diese neue Entwicklung kommt genau zur rechten Zeit, denn die wesentlich schnelleren Flash-Laufwerke sind gerade auf dem Vormarsch und wären mit USB 3.0 bestens versorgt.

USB 3.0 ist schnell genug, um unkomprimierte HDTV-Videos mit 60 Bildern die Sekunde (High Definition Television) zu übertragen, wie Jeff Ravencraft, Präsident und Vorsitzender des USB-IF, verlauten ließ. Camcorder kämen dann völlig ohne Komprimierungsverfahren aus, Lizenzgebühren für Standards wie MPEG-4 würden nicht mehr anfallen. Von einem einfachen Camcorder könnten Filme direkt gestreamt oder intern abgespeichert werden, um sie später mit Hochgeschwindigkeit zu übertragen. Nichts davon wäre heute möglich ohne umfassende Komprimierung. In Anbetracht der Spezifikationen von USB 3.0 mutmaßen einige Analysten, dass dieser Standard mit der heutigen HDMI-Verbindung von Bluray-Laufwerken konkurrieren wird oder diese sogar ablöst.

Das neue USB könnte Computer auch zu wirklichen Ladestationen machen. USB 2.0 kann Geräte nur mit 100 Milliampere pro Port versorgen, USB 3.0 mit bis zu 150 mA pro Port. Für einen Hub stellt USB 2.0 500 mA zur Verfügung, USB 3.0 bis zu 900 mA.

Mobiltelefone bieten immer häufiger einen USB-Anschluss und diese Entwicklung wird sich in Europa, Asien und den USA weiter fortsetzen. Die höhere Stromstärke von USB 3.0 könnte Netzteile jeder Art somit völlig verdrängen.

Wenn die Bedeutung von USB in seiner neuen Version noch weiter steigt, dann kann man etwa auch davon ausgehen, dass zukünftige Computer immer zwei interne USB-Hubs besitzen werden und viele Anschlüsse gut erreichbar an der Vorderseite die Stromversorgung der verschiedensten Geräte übernehmen (der Mac Mini verfügt bereits über fünf USB-2.0-Anschlüsse auf der Rückseite).

Die höhere Geschwindigkeit von USB 3.0 wird die Datenübertragung selbstverständlich völlig verändern, wenn man davon ausgeht, dass 20 GB Daten in einer Minute übertragen werden können. Backups werden wesentlich einfacher, selbst riesige Bildersammlungen können in kürzester Zeit gesichert werden.

Für Softwareentwickler bieten sich ebenfalls völlig neue Möglichkeiten, zum Beispiel Synchronisation und Downloads on-the-fly, also unkompliziert und ohne Vorbereitung im Hintergrund. Aus den Reihen des USB-IF vernimmt man als Anwendungsmöglichkeiten so etwas wie den Download von Videos an der Tankstelle. Mit USB 2.0 wäre das nicht möglich, denn wer möchte schon 15 Minuten warten um ein Video herunterzuladen.

Die Hersteller sind bereit für den neuen Standard und Analysten prophezeien, dass er in nur wenigen Jahren nach dessen Erscheinen in den meisten Computern zur Grundausstattung gehören wird. Auch in mobilen Geräten und in anderer Elektronik wird er sich großer Beliebtheit erfreuen. Ravencraft bemerkte, dass die Hersteller zurzeit mehr als 2 Billionen Geräte mit integriertem USB-Anschluss pro Jahr verkaufen – viel Potenzial also für USB 3.0 um schnell den alten Standard abzulösen.