Digitalisierung im Land Berlin

"Die Technik ist nicht das Problem"

20.09.2019
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Ines Fiedler, Vorständin beim IT-Dienstleistungszentrum Berlin, digitalisiert die Verwaltung des Landes und modernisiert die IT-Infrastruktur. Die größte Herausforderung ist für sie der kulturelle Wandel.

"Wir müssen weg vom Angebotsdenken und hin zu einer Nachfrageorientierung", sagt Fiedler, wenn sie über digitale Transformation in der Verwaltung spricht. Die diplomierte Wissenschaftsorganisatorin ist seit Mai 2016 Vorständin des IT-Dienstleistungszentrums Berlin (ITDZ Berlin), das als zentraler IT-Dienstleister für die IT des Landes Berlin verantwortlich zeichnet. Dazu gehören die Senatsverwaltungen, die Berliner Bezirke sowie Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts. Insgesamt beschäftigt das Land etwa 116.000 Mitarbeitende, die allesamt IT-Nutzer sind.

"Wir müssen weg vom Angebotsdenken und hin zu einer Nachfrageorientierung", sagt Ines Fiedler, Vorständin beim IT-Dienstleistungszentrum Berlin.
"Wir müssen weg vom Angebotsdenken und hin zu einer Nachfrageorientierung", sagt Ines Fiedler, Vorständin beim IT-Dienstleistungszentrum Berlin.
Foto: IDTZ Berlin

Die Verwaltungsleistungen nutzen derzeit rund 3,7 Millionen Berliner Bürger, jedes Jahr kommen etwa 40.000 hinzu. Die Aufgabe des IT-Managements wird vor allem durch die heterogenen Anforderungen komplex, erläutert Fiedler. Die Berliner Polizei etwa gehört ebenso zu den IT-Anwendern wie das komplette Sozialwesen des Landes. Schon jetzt beschäftigt das ITDZ mehr als 800 Mitarbeiter, bis 2021 sollen es gut 1.200 sein.

IT-Management per Gesetz

Das Jahr 2016 markierte nicht nur für die IT-Chefin eine Wende. "Es gab einen Investitionsstau in der IT und wir waren mit erheblich gestiegenen Ansprüchen der Bürger konfrontiert", blickt sie zurück. Die Menschen erwarteten von den Behörden digitale Services auf einem Niveau, das sie schon aus der Privatwirtschaft gewohnt waren. Fiedler: "Irgendwann ist klar geworden: Wir müssen etwas ändern." In der öffentlichen Hand braucht es dazu in der Regel ein Gesetz.

Vor diesem Hintergrund wurde 2016 das E-Government-Gesetz für das Land Berlin verabschiedet. Darin ist unter anderem eine "Abnahmeverpflichtung" formuliert. Die Behörden der unmittelbaren Landesverwaltung sind demnach verpflichtet, ihre sogenannte verfahrensunabhängigen IKT vom ITDZ Berlin zu beziehen. Dabei handelt es sich in erster Linie um IT-Infrastruktur wie Netzanbindung und Telefonie. Dazu gehört auch ein standardisierter Arbeitsplatz mit einheitlicher Ausstattung, darunter der "BerlinPC".

Bürgerdaten in der Berlin Cloud

Seit 2016 ist die Digitalisierung im Land Chefsache, betont Fiedler. Damit verbunden sei ein umfassendes IT-Migrations- und Modernisierungsprogramm mit dem Ziel, eine standardisierte und industrialisierte IT aufzubauen. Ähnlich wie viele Großunternehmen arbeitet auch das Land Berlin noch mit etlichen Legacy-Systemen, die zum Teil mehr als 20 Jahre alt sind.

Zu den großen Modernisierungsprojekten gehört etwa die Entwicklung der "Berlin Cloud", in der Bürgerdaten und die Fachverfahren der Verwaltungs-IT vorgehalten werden. Dabei handelt es sich um eine Private Cloud auf Basis des Open-Source-Frameworks OpenStack. Sie stellt Landesbehörden unter anderem IaaS- und PaaS-Dienste zur Verfügung.

Fiedler geht es dabei auch darum, die Implementierungszeiten neuer Anwendungen zu verkürzen. Sie setzt auf Container-Techniken und baut DevOps-Strukturen auf, um das Zusammenspiel von IT-Betrieb und Softwareentwicklung zu beschleunigen. Am Ende, so die Managerin, wolle sich das ITDZ Berlin zum Cloud-Broker für "seine Kunden", sprich, die Verwaltungsbehörden des Landes, entwickeln.