Die Talsohle ist noch nicht verlassen

15.04.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Lage der IT-Dienstleister bleibt angespannt. Die vierteljährliche Befragung des Münchner Ifo Instituts zeigt keine Wendung zum Besseren. Auftragslage und Auslastung sind weiterhin schlecht. Der Geschäftsklima-Index erreichte ein neues Allzeittief.
Geschäftserwartungen der nächsten sechs Monate: Erstmals seit Start der Erhebung im Jahr 1995 überwogen am Jahresende die skeptischen Antworten auf die Frage nach den Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr. Quelle: Ifo Institut
Geschäftserwartungen der nächsten sechs Monate: Erstmals seit Start der Erhebung im Jahr 1995 überwogen am Jahresende die skeptischen Antworten auf die Frage nach den Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr. Quelle: Ifo Institut

Das Ifo Institut hat in der aktuellen Erhebung zur Stimmungslage hiesiger IT-Dienstleister nur vereinzelt positive Signale erkennen können. Insgesamt bleibt die Stimmung in der Branche schlecht. Das ergab die Auswertung von 308 Fragebögen und 173 Online-Formularen, die im Januar und Februar 2003 ausgefüllt wurden. Bewertet wurde demnach das vierte Quartal 2002. In diesem Zeitraum mussten die antwortenden IT-Dienstleister zum vierten Mal in Folge rückläufige Umsätze hinnehmen, jeweils verglichen mit den Werten des Vorjahres.

Die vom Ifo Institut befragten IT-Servicefirmen erzielten einen Gesamtumsatz von 14,4 Milliarden Euro. Sie repräsentieren damit ein Drittel des Gesamtgeschäfts mit Software und IT-Services in Deutschland. Die Unternehmensberatung Detecon, deren Zahlen das Ifo Institut zum Vergleich heranzieht, beziffert diesen Markt auf 43,7 Milliarden Euro und erwartet für das laufende Jahr ein Wachtsum von 2,5 Prozent.

Den vorsichtigen Optimismus teilten die befragten IT-Service-Provider in der Umfrage nur bedingt. Erstmals seit Start der Erhebung im Jahr 1995 überwogen die skeptischen Antworten auf die Frage nach den Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr (siehe Grafik). Von den Befragten blicken nur 16 Prozent zuversichtlich in die Zukunft, 23 Prozent rechnen mit einem weiteren Abwärtstrend. Ihre aktuelle Lage beurteilen 16 Prozent der Servicehäuser als günstig, 44 Prozent kreuzten befriedigend an, 40 Prozent empfinden die derzeitige Situation als schlecht. Damit erreicht der Ifo-Geschäftsklima-Index, also das arithmetische Mittel aus Geschäftslage und Geschäftserwartung, den absoluten Tiefststand von minus 16.

Ein kleiner Lichtblick ist die Erkenntnis, dass sich der Auftragseingang nicht ganz so schlecht wie erwartet entwickelt hat. Die Reserven an bevorstehenden Projekten füllen sich allmählich wieder, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau kommend. Immer noch erachtet die Hälfte der Unternehmen ihren Vorrat an geplanten Projekten als zu klein. Unterm Strich rechnet das Gros der Befragten nicht damit, dass sich die allgemeine Auftragsschwäche in absehbarer Zeit legen wird. Die Talsohle ist demnach noch nicht durchschritten.

Beschäftigung schrumpft um 5,5 Prozent

Die Anbieter reagieren mit Stellenabbau auf die anhaltende Flaute. Bereits zum fünften Mal in Folge schrumpfte die Zahl der Beschäftigten. Im vierten Quartal 2002 verzeichnete das Ifo Institut einen Rückgang um 1,5 Prozent. Nach zweistelligen Zuwachsraten in den Boomjahren 1998 bis 2000 ist die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr insgesamt um etwa 5,5 Prozent zurückgegangen. Gegenüber den Münchner Marktforschern gaben 28 Prozent der Unternehmen an, im letzten Quartal 2002 weniger Personal als im Vorjahr auf den Gehaltslisten zu führen. Demgegenüber haben lediglich 15 Prozent der IT-Dienstleister neue Mitarbeiter eingestellt.

Die schlechte Stimmung zieht sich durch die gesamte Branche. Die Anbieter von Consulting- und Projektservices sind unzufrieden mit der aktuellen Geschäftslage und klagen über schleppende Nachfrage und schwindenden Umsatz. Sie erwarten zunächst keine Besserung und erachteten ihre Auftragsreserven als zu klein. Dagegen hellte sich das Geschäftsklima unter den Betriebsdienstleistern (Outsourcing, Wartung, Umzugs- und Installationsservices) ein wenig auf. Teilnehmer berichten von sich erholenden Bestelleingängen, zudem registriert das Ifo Institut unter diesen Anbietern weniger Klagen über einen zu niedrigen Auftragsbestand. Eine durchgreifende Wende bedeuten diese Stimmen jedoch nicht. Die Lage der Betriebsdienstleister war im Schlussquartal 2002 besser als zuvor, aber nicht zufriedenstellend.