Großkunden-Service

Die T-Mobil verschickt ihre Rechnungen im Edifact-Format

16.04.1999
Bei den Grosskunden der Deutschen Telekom Mobilnet GmbH, Bonn, kurz T-Mobil, flattern die Mobilfunkrechnungen elektronisch ins Haus. Das Verfahren basiert auf dem Austauschformat Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport, kurz Edifact. Franziska Berge* beschreibt den Datenaustausch.

Wer bei T-Mobil das elektronische Abrechnungsverfahren nutzen will, braucht drei Dinge: Das Unternehmen muß bei der Telecom eine Telebox 400 anmieten, über einen Edifact-Konverter verfügen und am Lastschriftverfahren seines Providers teilnehmen.

Insgesamt telefonieren derzeit rund 5,8 Millionen Kunden im digitalen T-D1- und im analogen T-C-Tel-Netz der T-Mobil. Während die Privatkunden ihre Rechnungen per Post bekommen, hat T-Mobil für Großkunden einen Service eingerichtet, der die elektronische Übermittlung der Rechnungsdaten vorsieht: die "Elektronische Mobilfunkrechnung" (Elmo).

Die Vorteile des Verfahrens liegen auf der Hand: Der Kunde muß seine Rechnungen nicht mehr für die Verarbeitung in der unternehmenseigenen Software neu erfassen. Das spart Zeit, und es werden Fehler bei der Dateneingabe verhindert. Bei T-Mobil wiederum erfolgt die Rechnungsstellung nicht nur vollautomatisch, es wird zudem die Papierausgabe eingespart.

Wer mit seinen Geschäftspartnern Rechnungen elektronisch austauschen will, muß sich auf eine gemeinsame Sprache einigen. Die T-Mobil-Kunden setzen allerdings unterschiedliche Buchhaltungs- oder Warenwirtschaftssysteme ein. Außerdem sind in den letzten Jahren Branchenstandards für den papierlosen Datenverkehr entstanden. "Wir müssen die Rechnungsdaten für den elektronischen Datenaustausch erst in ein Format bringen, das branchen-, system- und länderübergreifend möglichst weit Gültigkeit hat", erläutert Armin Backschies-Langer, zentraler Ansprechpartner für den Elmo-Vertrieb.

Mit dem von der UN empfohlenen Standard Edifact ist ein solches Format vorhanden, das auch T-Mobil nutzt. T-Mobil wandelt dazu die Rechnungsda-ten mit Hilfe eines Konverters in das Format Edifact 95a, Release 2.0, um, bevor sie zum Kunden geschickt werden. Das Produkt "Mosaic EDI" stammt von der Assem Audi & Co. GmbH, Meckenheim, und läuft bei T-Mobil auf einem Hewlett-Packard-Rechner mit Sparc-Prozessor unter dem Betriebssystem Sun Solaris 2.5.1.

Allerdings ist die gewählte Software einigermaßen kostspielig. Backschies-Langer spricht von einem "Mercedes unter den Konvertern". Für die Einführung zahlte T-Mobil rund 500000 Mark an Assem Audi. T-Mobil benötige einen leistungsstarken Konverter, zumal sich das Unternehmen verpflichtet hat, die Rechnungen in den ersten vier Tagen eines Monats zuzustellen. Somit müssen in einer Nacht annähernd 4000 Rechnungen vorbereitet werden.

Zunächst jedoch war die Akzeptanz von Elmo gering. Lediglich 30 Kunden wollten ihre Rechnungen elektronisch in Haus flattern sehen. Anfang 1997 stieg die Zahl der Elmo-Konten auf zirka 1600. Heute nutzen rund 150 Großkunden das elektronische Verfahren.

T-Mobil überträgt seine Rechnungsdaten nach der Konvertierung in Edifact mit dem Übertragungsprotokoll X.400 in die "Telebox". Das ist eine von der Telekom betriebene Mailbox, aus der der Kunde seine Rechnungsdaten per ISDN oder Modem abrufen kann. Dabei dient die Schnittstelle für Message-Handling-Systeme (MHS) X.400 als Übertragungsprotokoll.

Nach Abruf muß der Kunde ebenfalls mit Hilfe eines Konverters die Rechnungsdaten in das Datenformat des hauseigenen Buchhaltungs- oder Warenwirtschaftssystems umwandeln. Die Kosten für die Nachbearbeitungssoftware einschließlich Konverter liegen je nach Leistungsumfang zwischen 5000 und 20000 Mark. Nach Angaben von T-Mobil rechnet sich diese Investition für die Kunden, die 50 Karten und mehr benutzen. Für sie entfalle eine manuelle Nachbearbeitung der Daten, und Umwandlungsfehler seien nahezu ausgeschlossen.

T-Mobil will das Rechnungsverfahren noch weiter ausbauen und sieht in jedem Kunden, der "Elfe", das elektronische Telekom-Edifact der Telekom nutzt, einen potentiellen Elmo-Kunden. Allerdings verwendet Elfe in seinen Datensätzen noch ein Feld "Kontonummer", während Elmo ein Feld "Kartennummer" zur Verfügung steht.

T-Mobil

Der Mobilfunkanbieter Deutsche Telekom Mobilnet GmbH (T-Mobil), Bonn, beschäftigt derzeit rund 5500 Mitarbeiter und erzielte 1997 einen Umsatz von rund 6,6 Milliarden Mark (die Umsatzzahlen für 1998 gibt es ab 15. April 1999). Das Unternehmen wurde ein Jahr nach Einführung des Mobilfunkstandards Global System for Mobile Communications (GSM) im Juli 1993 gegründet. Neben den Netzen "T-D1" und "T-C-Tel" bietet es die Funkrufdienste "Scall", "Skyper" und "Cityruf", den Betriebsfunk "Chekker", den mobilen Datenfunk "Modacom" sowie den Satellitenfunk "Inmarsat" an. Darüber hinaus ist der Provider zu 50 Prozent bei der Tegaron Telematics GmbH, Bonn, beteiligt. Die Firma, deren andere Hälfte sich im Besitz der Daimler-Benz Interservices AG (Debis) befindet, wurde mit dem Ziel gegründet, Verkehrstelematik-Dienste zu entwickeln und zu vermarkten.

*Franziska Berge ist freie Journalistin in Berlin.